Heute startet ein richtig mitreißender Katastrophenfilm: Twisters lässt euch bis zum Ende nicht durchatmen

17.07.2024 - 08:00 UhrVor 9 Monaten aktualisiert
Twisters
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Der vielleicht beste Blockbuster des Sommers kündigt sich mit einer ganzen Armee von Tornados auf der großen Leinwand an. Twisters ist bombastisches Action- und Katastrophenkino.

Vor 28 Jahren legte ein Film das Kino auseinander, als würden der Wirbelsturm, der Dorothy ins zauberhafte Land von Oz transportiert, zum ersten Mal auf der Leinwand wüten. Alles scheppert und wackelt. Am Ende landen wir jedoch nicht auf einer gelben Steinstraße voller Technicolor-Wunder, sondern in einer garstigen Mischung aus Schlamm und Dreck. Willkommen in der Welt des Katastrophenfilms Twister!

Zwischen zerstörten Landstrichen und fliegenden Kühen avancierte Twister zu einem der Kultfilme der 1990er Jahre und entpuppte sich als Scharnier im Blockbuster-Kino, dessen praktische Effekte sich mit digitalen Möglichkeiten vereinten. Fast drei Dekaden später kehrt der Tornado-Wahnsinn mit einem nicht weniger mitreißenden Action-Abenteuer zurück, das mit wuchtigen Weltuntergangsbildern umhaut.

Grandioser Sommer-Blockbuster: Daisy Edgar-Jones und Glen Powell tragen das Twister-Vermächtnis weiter

Auf Twister folgt Twisters – mit einer klassischen Fortsetzung à la Aliens haben wir es allerdings nicht zu tun. Obwohl der neue Film zahlreiche Elemente des Originals aufgreift, tauchen keine vertrauten Figuren auf, um den Staffelstab zu übergeben. Stattdessen stellt sich die nächste Generation an Tornado-Jäger:innen vor: Daisy Edgar-Jones und Glen Powell treten in die Fußstapfen von Helen Hunt und Bill Paxton.

Hier könnt ihr den Trailer zu Twisters schauen:

Twisters - Trailer 2 (Deutsch) HD
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Daisy Edgar-Jones, bekannt aus den Bestseller-Verfilmungen Normal People und Der Gesang der Flusskrebse, schlüpft in Twisters in die Rolle von Kate, einer begeisterten Sturmjägerin, die nach einem tragischen Zwischenfall nach New York geflüchtet ist. Dort beobachtet sie das Wetter nun aus der sicheren Distanz ihres Computermonitors. Erst die Begegnung mit einem alten Freund bringt sie zurück nach Oklahoma.

Trotz aller Sturmerfahrungen konnte sie nichts auf eine Begegnung mit dem Influencer und Adrenalinjunkie Tyler vorbereiten, der mit aufgedrehten Lautsprechern direkt ins Herz der Wirbelstürme rast, sich mit seinem modifizierten Pick-up in den Erdboden bohrt und Feuerwerkskörper in die tosende Spirale der Zerstörung schießt. Die perfekte Rolle für Glen Powell, der großen Breakout-Star von Top Gun: Maverick.

Berührender Action-Kracher: Twisters lebt von seinen Stars und hat darüber hinaus noch viel mehr zu bieten

Das Spektakel von Twisters kommt somit nicht nur mit dem Versprechen einer bebenden Leinwand daher. Auch das Star-Kino wird in dem losen Nachfolger großgeschrieben. Eine beachtliche Anzahl an Szenen ist nur darauf ausgelegt, wie sich die Figuren von Edgar-Jones und Powell trotz anfänglicher Differenzen einander annähern, als würden alle Tornados dieser Welt nur existieren, um sie in dieselbe Ecke zu treiben.

Schon der erste Twister fußte auf einer melodramatischen Liebesgeschichte, deren große Gefühle über stürmische Winde transportiert wurden, die selbst Douglas Sirk neidisch gemacht hätten. Twisters greift diese Figurendynamik und Story-Mechanik dahinter auf, verpasst ihr aber definitiv einen eigenen Dreh: Denn ganz so geradlinig wie in den 1990er Jahren lässt sich so ein Katastrophenfilm 2024 nicht mehr erzählen.

Regisseur Lee Isaac Chung ist zwar kein Action-Ass wie sein Vorgänger Jan De Bont, der mühelos Scheidungspapiere und Tornadoverfolgungsjagden in einem filmischen Rausch zusammenbringt, ohne auch nur eine Sekunde vom Gaspedal zu gehen. Dafür ist er umso besser, vom Überlebensgroßen ins Menschliche zu wechseln. Denn in Twisters schauen wir öfter in den Rückspiegel als durch die Windschutzscheibe.

Twisters ist wie Twister und trotzdem schlägt der neue Film seinen eigenen Weg in der Tornado Alley ein

Der High-Concept-Blockbuster von 1996 erhält in seinem Upgrade zusätzliche Ebenen, die ihn mehr noch in den Kontext von Umwelt und Gesellschaft stellen. Die Tornados in Twisters sind wild durch die Gegend tobende Ungeheuer und werden wie die Geburt von Frankensteins Monster von Lichtblitzen begleitet. Sie stehen aber auch für Träume und Geschäftsideen – und hinterlassen echte Wunden und Opfer.

Chung, der vor vier Jahren mit dem feinfühligen Drama Minari – Wo wir Wurzeln schlagen seinen Durchbruch feierte, dreht immer wieder um und geht die Straße zurück, um herauszufinden, wie es den Figuren geht. Denn Twisters fällt eine ganze Spur düsterer aus als der erste Teil, was direkt in der grimmigen Eröffnungssequenz des Films deutlich wird. Ein gemeinsames Essen nach der Tornadojagd? Fehlanzeige.

Twisters fühlt sich unglaublich real an. Nicht real im Sinne von realistisch: Chung versteht durchaus den Reiz vom actiongeladenen Tornado-Exzess, wie man ihn nur im Kino erleben kann. Das Reale zieht sich mehr in Form von nachvollziehbaren Emotionen durch den Film, die einerseits von dem starken Spiel der Schauspielenden ausgehen, andererseits aber auch von den rauen, widerspenstigen 35mm-Bildern getragen werden.

Was Chung hier geschaffen hat, ist kein typischer Hollywood-Blockbuster und erst recht keine gedankenlose Weiterverwertung einer nostalgisch aufgeladenen Marke. Allein das Amerika-Porträt, das Chung beiläufig zwischen Tornado Alley und Rodeo-Shows zeichnet, verwandelt Twisters in ein spannendes Nachfolgewerk – sowohl zu Twister als auch zu Minari mit seinen nachdenklichen Tönen über Menschen und Land.

Twisters startet heute, am 17. Juli 2024, in den deutschen Kinos.

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