Ulmens neue Show – sexistisch oder doch clever?

28.02.2013 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Who Wants to Fuck My Girlfriend
Tele 5
Who Wants to Fuck My Girlfriend
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Skandal! Subversiv! Sexistische Kackscheiße! Zu Who Wants to Fuck My Girlfriend, der neuen Show von Christian Ulmen, schien bereits im Vorfeld jeder eine Meinung zu haben. Mr. Vincent Vega fällt nach zwei bislang gesendeten Folgen ein erstes Urteil.

„Ich bin Uwe und ich bin cool“, so der erste Satz in der Premierensendung von „Who Wants to Fuck My Girlfriend“, einer selbsternannten Reality-Spielshow auf Tele 5, in der Uwe Wöllner alias Christian Ulmen jeden Donnerstagabend zwei Liebespaare gegeneinander antreten lässt. Diejenige Freundin, die bei zuvor gedrehten Testsituationen in Bars, Imbissen, Sexshops oder auch auf dem Straßenstrich mehr lüsterne Blicke und eindeutige Angebote anderer Männer provozieren kann, gewinnt für ihren Freund den zweifelhaften Titel „Everybody Wants to Fuck My Girlfriend“. Dabei präsentierte sich gleich die erste Ausgabe mit modifiziertem Konzept: Die Macher hätten, so hieß es, auf den enormen, angeblich von Feministinnen initiierten Shitstorm, der bereits im Vorfeld der Show durchs Internet fegte, mit einer Sonderausgabe reagiert. Diese wurde vermeintlich spontan mit „Who Wants to Fuck My Lesbian Girlfriend?” neu betitelt und variierte das bis dato nur theoretische Konzept mit zwei lesbischen Pärchen, von denen in der Öffentlichkeit jeweils eine Freundin um die Gunst anderer Frauen werben musste. Dies sei, so die Macher bewusst provokant, als ein Zukommen auf die feministische Kritik zu verstehen gewesen.

Uwe Wöllner, von der Couch zum Fernsehen
Natürlich alles Masche, eh klar. Aber eine geschickte, interessante, reizvolle? Mit der Show nun versucht sich, so viel ist klar, Christian Ulmen an einem TV-Comeback. Zuletzt fristeten seine einst für die grandiose Prosieben-Sendung Mein neuer Freund, einer bis heute unvergleichlich intensiven Bewährungsprobe der Fremdscham, erfundenen Kunstfiguren in Internet-Clips ein eher trübseliges Dasein. Uwe Wöllner, einer jener seinerzeit kreierten Charaktere, schien sich dabei besonderer Beliebtheit zu erfreuen. Ulmen brachte die Figur unter anderem bei den YouTube Secret Talents zum Einsatz und bastelte ihr für den rbb die Shows „Uwe Wöllner trifft“ und „Uwe Wöllner will’s wissen“.

Mehr: Wer lacht noch über Christian Ulmen?

Die fiktive Biographie des Medien-Kaspar-Hausers, so Ulmen ihn nennt, schrieb er für seinen Web-TV-Anbieter ulmen.tv weiter. Der Redakteur Gero Schorch (gespielt von Jörg Diernberger) versuchte dort, den zügellosen Wöllner von der Couch weg ins Leben zu re-integrieren und schickte ihn zwecks Erlangung eines stärkeren Selbstbewusstseins zum Image-Coach. Diesen Ansatz spinnt „Who Wants to Fuck My Girlfriend“ nun weiter: Schorch erkennt zu Beginn der Sendung, dass „in diesem lächerlichen Ansatz doch eine geniale Idee“ stecke und lässt Wöllner die Show bereitwillig moderieren.

Ein bewusst unmissverständlicher Titel
Klingt alles ein wenig meta, ist in seiner bedepperten Konsequenz aber nicht unsympathisch. Immerhin bemüht sich Ulmen um verschiedene Medien, zeigt sich durchaus experimentierfreudig und ambitioniert darin, die einst geschaffenen Comedy-Alter-Egos fortzusetzen. Im Interview mit dem Online-Magazin Cicero gab er sich dann auch große Mühe, „Who Wants to Fuck My Girlfriend“ zu erklären. Den Titel habe er gewählt, weil es der denkbar ehrlichste sei, weil er auf den Punkt bringe, worum es ja sowieso in allen vergleichbaren Sendungen gehe. Er spielt dabei auf Formate wie Beauty & the Nerd oder Das Model und der Freak oder auch Der Bachelor an, die selbstredend aus guten Gründen mit Sexismusvorwürfen überhäuft werden. Uwe Wöllner aber möge all diese Sendungen, deshalb habe er sich gleich für einen unmissverständlichen Titel entschieden. Geradezu clever ist es da natürlich, dass die Kunstfigur hingegen Ich bin ein Star – Holt mich hier raus als menschenverachtend einstuft. Doofe Leute mögen so was halt nicht – ein amüsanter Seitenhieb gegen die trotz Grimme-Preis-Nominierung nach wie vor missverstandene Kultursensation.

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