Die erste Folge der achten Staffel von Dexter machte definitiv Lust auf mehr. Natürlich musste erst einmal der Wasserstand gemessen werden: Wer schläft mit wem, wer tötet wen, wer ließ sich scheiden und wer weiß über wessen Geheimnis Bescheid? Das Vorspiel sozusagen – das aber noch nicht mehr als Vermutungen über die Qualität des Hauptaktes zulässt (diese Metapher ist im Übrigen ausdrücklich in der klassischen Musik beheimatet). Doch jetzt geht es ans Eingemachte. Holprigkeiten wie die unglaublich miese Erklärung für Angel Batistas Rückkehr in den Polizeidienst sind vergeben und vergessen. Ab jetzt akzeptieren wir keine Ausreden mehr. Das müssen wir auch nicht. Folge 2 mit dem Titel Every Silver Lining… ist nämlich mehr als nur ein Silberstreif am Horizont, sie ist äußerst gelungen. Sie widmete sich zu großen Teilen der schrägen Beziehung zwischen Dexter und der Serienmörder-Expertin Evelyn Vogel, die das Potential hat, zu einem Highlight der Serie zu werden. Every Silver Lining… gibt die Frage vor, die Dexter-Fans in den nächsten Wochen beschäftigen wird: „Können wir Ms. Vogel trauen?“
Das Recap folgt dem bekannten Muster. Zuerst soll auf den Inhalt der Folge eingegangen werden. Dann analysieren wir, ob die Beziehung zwischen Dex und Deb ein neues All-Time-Low erreichen konnte. Natürlich widmen wir auch Miamis neuem Serienkiller, dem Brain Surgeon, einige Zeilen. Nachdem auch das Police Department sein Fett wegbekommen hat, gehört Charlotte Rampling alias Evelyn Vogel die Bühne. Das Zitat der Folge rundet das Recap ab.
Was passiert
Wie in der Dexter-Fangemeinde einhellig angenommen (oder bereits nachgelesen): Evelyn Vogel kennt Harrys Code, weil sie ihn gemeinsam mit Dexters Vater entwickelt hat. Doch erst nach einer nostalgischen Home-Video-Session stellt Dexter (Michael C. Hall) die entscheidende Frage: „What do you want?“. Madame Vogel benötigt Hilfe, denn der Brain Surgeon scheint ein alter Bekannter zu sein. Die Gläser, die sie vor ihrer Haustür fand, waren leider keine selbstgemachte Marmelade der Nachbars-Oma, sondern die Gehirnstücke, die der Serienkiller seinen Opfern entnimmt. Nun befürchtet sie, sein nächstes Opfer zu werden und hofft, der Brain Surgeon könnte auf Dexters Operationstisch landen. Doch beinahe wäre die Miami Metro Dexter zuvorgekommen. Die Spur war heiß, doch erstens kommt es immer anders und zweitens als man denkt. Der Brain Surgeon zwang einen armen Passanten, den Mord für ihn auszuführen. Die Spuren führten dementsprechend zur falschen (und mittlerweile mausetoten) Zielperson. Haben wir noch etwas vergessen? Ach ja, Deb hat schon wieder einen Mord begangen. Hält sie die Frequenz hoch, dann kann sie bald ihrem Bruder Konkurrenz machen. Diesmal hat es einen gewissen El Sapo erwischt. Der Kriminelle hatte es gewagt, Deb in einer wilden Prügelei die gerade entdeckten Juwelen eines Auftraggebers (Deb ist jetzt bekanntlich Privatdetektivin) abzunehmen. Die Quittung: drei Kugeln. Für die Beseitigung der Beweise zeichnete im Übrigen der darin äußerst begabte Dexter verantwortlich.
Dex und Debra
Da ist den Autoren tatsächlich eine feine Wendung gelungen: Die gesamte siebte Staffel haben wir mit Deb gelitten. Seit sie von Dexters – hust – Nebenbeschäftigung erfuhr, war sie ständig damit beschäftigt, ihm aus der Patsche zu helfen. Doch nun hat sie den Spieß umgedreht. Nach dem Mord an El Sapo fordert sie ihren Bruder mit einer dreisten Selbstverständlichkeit zur Beseitigung der Beweise auf. Und ganz ehrlich: Dexter schuldet ihr viel mehr als das. Denn dank ihm ist Deb psychisch am Ende. Erst riskiert sie im Kampf mit El Sapo leichtfertig ihr Leben, später schießt sie ihn über den Haufen. Und dann wären da ja noch ihre Gefühle für Dexter. Von der Entscheidung Debra zu einer Mischung aus Serien-Badass und tragischer Heldin zu machen, scheint die Serie zu profitieren.