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Flick

Deutschland (2010) | Dokumentarfilm | 105 Minuten

Flick ist ein Dokumentarfilm aus dem Jahr 2010 von Thomas Fischer und Norbert Skrovanek mit Robert Beyer und Bert Böhlitz.

Komplette Handlung und Informationen zu Flick

Keine Familie verkörpert das Zusammenspiel zwischen Wirtschaft und Politik so wie die Flicks. Kaum eine Familie hat größeren Einfluss auf die deutsche Politik im 20. Jahrhundert genommen und größeren Nutzen daraus gezogen. Im Mittelpunkt steht das Verhör, das Eric Kaufman zur Vorbereitung des Nürnberger Prozesses mit Flick geführt hat. Der US-Ermittler stammt aus Koblenz und floh 1938 als deutscher Jude vor den Nazis. Im Film sind die interessantesten Passagen dieses Verhörs nachgestellt. Als Quelle dienen Tonbandmitschnitte, die in den National Archives in Washington DC entdeckt wurden. Das Verhör macht deutlich, dass die Alliierten außerordentlich gut über Flick Bescheid wussten - über seine Spenden an die Nazis, die Unterstützung von Hitlers Krieg, die "Arisierung" jüdischen Besitzes, die Zwangsarbeit in seinen Betrieben, die Raubzüge in der Ukraine und in Frankreich und sein persönliches Verhältnis zu Hitler - kurz: über den außerordentlichen Erfolg Flicks im NS-Regime und über seine Mitverantwortung für Unrecht und Unmenschlichkeit, die er allerdings selbst in den Verhören leugnet. Parallel zu den Verhörszenen erzählt der Film in den dokumentarischen Teilen mit Hilfe von neu entdecktem Film- und Fotomaterial, wie Flick aufwuchs, wie er seinen Konzern aufbaute und wie ihn dabei vor allem der Wille antrieb, eine Dynastie zu gründen. Der Film schildert Kindheit und Jugend Flicks in Kreuztal bei Siegen. Er rekonstruiert Flicks unternehmerische Feldzüge durchs Kohle- und Eisenland an Sieg und Ruhr und seinen rasanten Aufstieg im Ersten Weltkrieg, mit Geschäften hart am Rande der Legalität. Schrotthandel und Rüstungsproduktion machen ihn reich. Und die Hochzeit mit Marie Schuss, Tochter eines angesehenen Siegener Kaufmanns, verhilft ihm zum Aufstieg in die "besseren" Kreise des Siegerlandes. In der Weimarer Revolutions- und Inflationszeit baut er, auch durch spekulative Aktiengeschäfte, einen gewaltigen Konzern auf. Er kommt vom Stahl, engagiert sich in der Kohleförderung und im Maschinenbau. Sein Ziel: mit den etablierten Ruhrdynastien wie den Krupps und Thyssens gleichzuziehen. Von ihnen will er anerkannt werden. In seinen drei Söhnen Otto-Ernst, Rudolf und Friedrich Karl sieht er seine unternehmerischen Nachfolger. Auf dieses Ziel hin werden sie von Anfang an mit Unnachgiebigkeit und Strenge erzogen. In der Weltwirtschaftskrise zu Beginn der 30er Jahre droht Flick die Insolvenz. Doch es gelingt ihm, den sicheren Konkurs abzuwenden. Kühl kalkulierend bringt Flick die Regierung Brüning dazu, ihm seine Gelsenberg-Ruhrkohle-Aktien zum Vierfachen des Börsenwertes abzukaufen - damit ist er gerettet. Zum ersten Mal zeigt sich Flicks Geschick, Parteien und Politiker für seine Zwecke zu instrumentalisieren. Kritiker nennen ihn einen "Meister in der Kunst, am öffentlichen Feuer seine Privatkastanien zu rösten". Dass der Staat einen millionenschweren Unternehmer mit Steuergeldern vor dem Bankrott bewahrt, während über sechs Millionen Arbeitslose auf der Straße stehen, wird zu einem öffentlichen Skandal, der als Gelsenberg-Affäre in die Geschichte eingeht. In den 30er und 40er Jahren wird Flick durch geschickte Auf- und Verkäufe zu einem der mächtigsten Privatunternehmer des Nationalsozialismus. Das wird nur dadurch möglich, dass er sich klar zum NS-Regime bekennt und dessen politisch-ideologische Vorgaben für seine Interessen nutzt. Flick sucht die Nähe zu den Mächtigen. Er trifft sich mit Hitler, Hermann Göring ernennt ihn zum "Reichsjagdrat", er wird Mitglied im "Freundeskreis Himmler" und spendet großzügig und regelmäßig - seit 1937 ist er auch "Parteigenosse". Er bereichert sich an jüdischem Vermögen, treibt "Arisierungen" aktiv voran. Ebenso energisch kämpft er ab 1940 um Kriegsbeute. Flick profitiert von der Rüstungsproduktion und in großem Stil vom System der Zwangsarbeit, Zehntausende schuften in seinen Betrieben. Viele sterben - an Hunger, Krankheiten und Misshandlungen. Gleichzeitig arbeitet Flick daran, Besitz und Vermögen systematisch auf die nächste Generation zu übertragen. Seinen ältesten Sohn, Otto-Ernst, betraut er mit leitenden Aufgaben im Unternehmen. Der Film erzählt keine Unternehmensgeschichte, sondern die spannende Geschichte der Familie Flick, verfilmt als Dokudrama. Schlüsselmomente im Leben der Protagonisten sind inszeniert. So zum Beispiel das Verhör Friedrich Flicks durch den deutschstämmigen US-Ermittler Eric Kaufman als Vorbereitung auf den Nürnberger Kriegsverbrecherprozess oder die Auseinandersetzung zwischen Friedrich Flick und seinem Sohn Otto-Ernst während einer Familienkonferenz 1958. Die Szenen sind nicht frei erfunden, sondern sie stützen sich auf historische Quellen. Grundlage für die Verhörszenen sind Tonbandmitschnitte, die in den National Archives in Washington DC entdeckt wurden. Als Quelle für die Familienkonferenz dienen Gesprächsprotokolle, die aus dem Archiv der Thyssen Krupp AG stammen. Namhafte Schauspieler verleihen diesen aufwendigen szenischen Rekonstruktionen Stimme und Gewicht, so etwa der als "NDR-Tatort"-Ermittler bekannte Peter Jordan als Eric Kaufman oder Uwe Preuss, der Friedrich Flick spielt. Der dokumentarische Teil stützt sich auf die Ergebnisse mehrjähriger, mühevoller Recherchearbeit. Dabei konnte eine große Menge bisher unbekannten Foto- und Filmmaterials zusammengetragen werden, zum Teil aus Privatbesitz - darunter ein nie veröffentlichter Film über Friedrich Flick von 1969, aus dem hier erstmals Ausschnitte gezeigt werden. Er bietet einen Einblick in private Momente des öffentlichkeits- und kamerascheuen Patriarchen und seiner Familie. Zeitzeugen aus der ehemaligen Konzernspitze und aus dem Familienkreis geben zum ersten Mal einen Einblick in das Innenleben einer verschwiegenen Familie und eines nach außen abgeschotteten Konzerns, darunter: Eberhard von Brauchitsch, Freund der Familie und Ex-Generalbevollmächtigter von Friedrich Karl Flick, er äußert sich zum ersten Mal in einer Dokumentation zur Parteispendenaffäre. Otto A. Kaletsch, Sohn von Konrad Kaletsch, dem engsten Vertrauten Friedrich Flicks. Er ist auch der Patensohn Flicks und kennt die Familie privat und beruflich seit den 40er Jahren. Norbert Frei, Inhaber des Lehrstuhls für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Jena. Er hat in einem Forschungsprojekt, das von Flick-Enkelin Dagmar Ottmann angestoßen und finanziert wurde, die Geschichte der Flicks wissenschaftlich aufgearbeitet. Zu Wort kommen auch Zeitzeugen, die unter Flick litten: Maria Petschek Smith, Tochter des jüdischen Unternehmers Franz Petschek, der auf Flicks Betreiben sein Unternehmen verlor; Antonina Dorogowa, eine ehemalige Zwangsarbeiterin in den Flick-Werken in Gröditz; Benjamin B. Ferencz, ehemaliger Direktor der Claims Conference zur Entschädigung der Zwangsarbeiter und Verhandlungspartner Flicks und von Brauchitschs.

Produktionsland
Deutschland
Genre
Dokumentarfilm

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