Better Call Saul behebt seine einzige Schwäche in Staffel 5

07.03.2020 - 10:00 UhrVor 4 Jahren aktualisiert
Better Call Saul mit Bob Odenkirk
AMC
Better Call Saul mit Bob Odenkirk
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Better Call Saul Staffel 5 Folge 3 ist ein Geniestreich. Die Macher zeigen, wie man sich auch mit Altbekanntem neu erfinden kann. Besser dürfte es kaum noch werden.

Ein Spin-off zu einer gefeierten Serie hat es nie leicht: Zum einen gilt es natürlich, die Fans des Originals nach Möglichkeit wieder ins Boot zu holen, andererseits sollte es sich deutlich genug von seinem Vorgänger abheben, um überhaupt erst seine Existenz zu rechtfertigen. Eine Serie, die diesen Spagat perfekt beherrscht, ist das Breaking Bad-Prequel Better Call Saul, dessen 5. Staffel letzte Woche angelaufen ist.

Als besonderer Drahtseilakt erweist sich dabei die schrittweise Wiedereingliederung bereits bekannter Figuren, die wir durch Breaking Bad liebgewonnen haben. Vor allem die Rückkehr von Hank Schrader in der neusten Folge zeigt aber, dass die Methode nicht nur sentimentale Gefühle befriedigen, sondern durchaus voll und ganz im Dienst der Handlung stehen kann.

Better Call Saul: Eine Serie mit zwei Gesichtern

Ich schätze Better Call Saul vorrangig als Charakter-Drama: Mich interessiert, wie Außenseiter Jimmy sich seinen Platz am Rand einer Berufsbranche erkämpft, die Menschen wie ihn mit Vorliebe zerkaut und wieder ausspuckt. Mich interessiert das zerrissene Verhältnis zu seinem schier unerreichbaren Bruder Chuck. Und mich interessiert die Beziehung zwischen Jimmy und Kim - zwei Charaktere, die sich wechselseitig anziehen und wieder abstoßen.

Gus Fring aus Better Call Saul

Die ganze Kartell-Geschichte um die Salamancas, Gus Fring und Co. dagegen war für mich bislang überwiegend Beiwerk. Ich verstehe ihre Notwendigkeit für Jimmys Transformation zu Saul, doch hier bewegt sich die Serie meistens fast schon zu souverän auf den Pfaden eines Genres - womöglich, um jene Zuschauer bei der Stange zu halten, die "echte Breaking Bad-Vibes" hin und wieder einfach dringend brauchen.

Der Kartell-Plot von Better Call Saul nimmt in Staffel 5 Fahrt auf

Durch die Einführung von Lalo Salamanca (Tony Dalton) und das Comeback von Hank Schrader (Dean Norris) gewinnt dieser Strang jetzt aber eine hinreißende Dynamik, indem die Macher gekonnt Neues mit Altem kombinieren.

Nachdem Héctor Salamanca außer Gefecht gesetzt wurde und der arme Nacho (Michael Mando) auf gleich zwei kriminellen Hochzeiten tanzen muss, präsentiert uns die Serie mit Lalo endlich einen würdigen Gegenspieler für Gus. Er lässt sich weder einschüchtern noch für dumm verkaufen, sondern zieht nur wenige Episoden nach seinem Serien-Debüt einen erstaunlichen Coup durch:

Sein inhaftierter Scherge Krazy-8 soll zum Informant werden und Gus die Drogenvollzugsbehörde auf den Hals hetzen. Geht der Plan auf, kommt Krazy-8 wieder auf freien Fuß und Gus kleben die Ermittler an den Fersen.

Durch Doppelagent Nacho erfährt Gus (Giancarlo Esposito) zwar rechtzeitig von der Aktion, doch er zieht sein deponiertes Drogen-Kontingent nicht zurück, weil Lalo dann wiederum Nacho als Maulwurf verdächtigen würde. Dies konnte der bislang noch gutgläubige Lalo gar nicht absehen und trotzdem funktioniert sein Vorgehen auch auf der Ebene prächtig.

(So akzentuiert grausam der nach außen stets beherrscht auftretende Gus auch ist: Wer für ihn arbeitet, untersteht seinem Schutz. Blut klebt an seinen Händen, doch er ist ein Mann mit Prinzipien und zu Recht ein Publikumsliebling aus Breaking Bad. Dass eben diese Prinzipien ihm jederzeit zum Verhängnis werden können, ist eine umwerfend fiese Pointe.)

Better Call Saul: Hank kommt zum perfekten Zeitpunkt

Die DEA-Agenten Hank und Steve Gomez werden von den Autoren prächtig in dieses Spiel mit eingebunden. Ihr anfänglicher Nonsens-Dialog über Verfallsdaten und weggeworfenes Essen erinnert uns sofort daran, warum wir diese beiden Typen in Breaking Bad ins Herz geschlossen haben und bei der Befragung von Domingo demonstriert Hank dann auch noch seine unnachahmliche No-bullshit-Attitüde.

Better Call Saul: Hank in Staffel 5

Als Fan der Mutterserie kann einem dabei eigentlich nur das Herz aufgehen - gerade deshalb, weil dieser Auftritt des Duos alles andere als plumper Fan-Service ist. Es wäre wohl ein Leichtes gewesen, sie mit einem belanglosen Cameo abzuspeisen, tatsächlich aber erweisen sich Steve und Hank als relevant für den weiteren Verlauf von Better Call Saul.

Von ihren Ermittlungskünsten hängt in der nächsten Folge ab, wie gefährlich es für Gus wird: Entweder bringen sie den Drogenfund direkt mit ihm in Verbindung oder ihm fällt eine Möglichkeit ein, seinen Kopf im letzten Moment aus der Schlinge zu ziehen. Zuzutrauen wäre es ihm.

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Durch das Einschalten Jimmys als Anwalt von Krazy-8 seitens Lalo führt die Serie an der Stelle obendrein wichtige Fäden zusammen, denn früher oder später musste die Hauptfigur wieder direkte Berührungspunkte zur Drogenmafia knüpfen, damit Breaking Bad Sinn ergibt. Der Weg mitten hinein in Jimmys nächsten riesen Schlammassel ist also geebnet. Kurzum: So spannend wie jetzt war Better Call Saul noch nie.

Hat euch die 5. Staffel von Better Call Saul bis hierhin überzeugt?

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