BlacKkKlansman - Kritiker feiern "unverschämte" Komödie zur Trump-Ära

23.08.2018 - 10:00 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
BlacKkKlansman
Universal Pictures
BlacKkKlansman
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Mit BlacKkKlansman hat Do the Right Thing-Regisseur Spike Lee einen Film für die Trump-Ära geschaffen. Wir nehmen die Kritikerstimmen zur Tragikomödie unter die Lupe.

Wir kennen Spike Lee als visionären Regisseur mit sozialem und politischem Bewusstsein. Nicht zuletzt einige kultverdächtige Hits wie Do the Right Thing legen eindrucksvoll Zeugnis davon ab. Filmisch ist es um den Regisseur in den vergangenen Jahren gefühlt ruhiger geworden und das noch einmal umso mehr, seit er 2013 mit Oldboy - einem Remake des gleichnamigen Thrillers von Park Chan-wook - bei Kritikern wie Zuschauern massiv Schiffbruch erlitt. Nachdem sein 2015er Drama Chi-Raq hierzulande nicht einmal einen Kinostart spendiert bekam, meldet sich Lee nun allerdings mit BlacKkKlansman auf der großen Leinwand zurück. Zuletzt hatte er bereits die Serie Nola Darling bei Netflix untergebracht. Der Film mit Adam Driver und John David Washington in den Hauptrollen erzählt von zwei Kriminalbeamten - der eine Afroamerikaner, der andere Jude -, die gemeinsam den Ku Klux Klan infiltrieren. Das klingt ziemlich wahnwitzig, basiert aber auf einer wahren Geschichte.

BlacKkKlansman feiert dieses Jahr in Cannes eine umjubelte Premiere. In den US-Kinos startete der Krimi der etwas anderen Art am 10.08.2018, markiert dort aber schon jetzt den größten kommerziellen Erfolg für Spike Lee seit langer Zeit. Dies liefert umso mehr Anlass, auf die Kritiken einiger wichtiger Magazine zu blicken. Zuvor schauen wir uns aber noch die unbestechlichen moviepilot-Zahlen zu BlacKkKlansman an:

Die harten Fakten zu BlacKkKlansman

  • 73 Community-Bewertungen mit einem Durchschnitt von 7,3
  • 23 Kritikerbewertungen mit einem Durchschnitt von 7,8
  • 3 x Lieblingsfilm und 0 x Hassfilm
  • 371 haben sich den Film vorgemerkt, 3 sind nicht interessiert

Das sagen die englischsprachigen Kritiker zu BlacKkKlansman

Peter Debruge beschreibt BlacKkKlansman für Variety  als zeitgeistig relevanten Film:

Als bedeutendes Comeback für Spike Lee gibt diese unglaubliche wahre Geschichte dem forschen Regisseur Gelegenheit, seine Frustration konstruktiv anzuvisieren. [...] Der Film ist thematisch zwar nicht so ambitioniert wie seine letzten Arbeiten, vermittelt aber eine klare Botschaft: Wie die Wahl von Barack Obama zeigte, ist es für einen Außenseiter sehr wohl möglich, das System von innen heraus zu verändern. Und wie uns sein Nachfolger demonstriert, kann Fortschritt wieder rückgängig gemacht werden. Das Problem des Rassismus ist in den USA noch lange nicht gelöst.

Für Ty Burr vom Boston Globe  ist BlacKkKlansman ein Highlight in Spike Lees Karriere:

Sie [die Geschichte] klingt unverschämt genug, um Gegenstand eines Spike Lee-Films zu sein, und jetzt ist es so gekommen: Ein wildes Gemisch aus Verspieltheit und kalter Wut, das eines der unterhaltsamsten Werkes des Regisseurs seit Jahren ist. [...] Plump? Sicherlich, und auch unangreifbar, und, überhaupt: Washingtons Ron Stallworth treibt die Haupthandlung mit standesgemäßem Scharfsinn voran, was BlacKkKlansman in der Balance hält.

Die Vox -Autorin Alissa Wilkinson hätte sich mehr Subtilität gewünscht:

BlacKkKlansmans historisches Gedächtnis in Bezug auf amerikanischen Rassismus ist auf den Punkt genau akkurat - der Film basiert sogar auf einer wahren Begebenheit! -, doch das Herausarbeiten der Parallelen [zur heutigen Zeit] ist weniger gelungen. [...] BlacKkKlansman liegt nicht verkehrt mit seiner Darstellung der Abgründe der White Supremacy. Aber er ist sich nicht sicher, dass das Publikum die Botschaft auch versteht, soweit diese nicht mit blinkenden Neonlettern ausbuchstabiert wird. Der Film scheitert spektakulär in seinem Bemühen, Weiße dazu zu bringen, sich angesichts ihrer Rolle im Rahmen der aktuellen US-amerikanischen Turbulenzen unwohl zu fühlen.

Das sagen die deutschsprachigen Kritiker zu BlacKkKlansman

Marietta Steinhart diagnostiziert bei Zeit Online , dass Regisseur Lee sich auf kluge Weise dem Mainstream öffnet:

Spike Lee ist sich der Macht des Kinos bewusst, sei es um wie einst die Bürgerkriegszeit zu verklären oder eben um Rassisten zu entlarven. Mit BlacKkKlansman benutzt Lee seine eigene innere 'weiße' Stimme für subversive Zwecke. [...] Spike Lee [...] betont, dass der Ku-Klux-Klan nicht nur schwarze Amerikaner und Amerikanerinnen verfolgt, sondern jeden, der sich dessen menschenverachtender Agenda widersetzt. Das macht Lees jüngsten Film im Gegensatz zu den kompromissloseren Filmen des Regisseurs wie Do the Right Thing und Malcolm X versöhnlicher.

Bettina Dunkel vom BR  lobt, wie es dem Film gelingt, ein ernstes Thema mit Humor und Überhöhungen zu vermitteln:

Regisseur Spike Lee macht keinen Hehl daraus, dass sein neuer Film ein Kommentar auf die gesellschaftspolitischen Entwicklungen in seinem Heimatland ist. Sein Rundumschlag in Sachen vergiftetes Gedankengut sollte aber kein todernstes Drama werden. Denn so etwas zieht erfahrungsgemäß weniger Besucher ins Kino als eine Komödie. Und Lees Botschaft ist zu wichtig, als dass sie untergehen dürfte. Deswegen hat er sich für die absurd lustige Kernhandlung entschieden, deswegen sind die Ku Klux Klan-Mitglieder fast durchgehend wandelnde Karikaturen.

Andreas Busche, der für den Tagesspiegel  schreibt, findet BlacKkKlansman nicht wütend genug:

Die gelungeneren Gags in „BlacKkKlansman“ haben ihren Ursprung in der treffsicheren Situationskomik von Lee und seinem Autorenteam Charlie Wachtel, David Rabinowitz und Kevin Willmott. Ein Großteil der Witze entstammt hingegen dem Repertoire der Buddy-Komödie – oder basiert auf Trump-Anspielungen. [...] „BlacKkKlansman“ endet dann tatsächlich in der Gegenwart, mit Nachrichtenbildern aus Charlottesville, von David Duke, der Donald Trump dankt, einem Foto von Heather Heyer, wütenden Menschen. Es ist ein bewegender, aufwühlender Epilog, fast fühlt man sich ein wenig manipuliert. Weil es Spike Lee in über zwei Stunden nicht einmal gelingt, selbst einen ähnlichen Furor zu entwickeln.

Das Kritiker-Fazit zu BlacKkKlansman

Spike Lees neuester Streich wird überwiegend positiv aufgenommen. Lob finden viele Kritiker beispielsweise für die Brücke, die BlacKkKlansman von der Vergangenheit in die Gegenwart der Trump-Ära schlägt - und dabei ist der Film auch noch ungemein unterhaltsam. Als politischer Regisseur ist sich Lee einerseits treu geblieben, doch fällt BlacKkKlansman auch massenkompatibler aus als die meisten seiner früheren Arbeiten. Letztgenannten Punkt bewerten die Kritiker wiederum unterschiedlich. Manche Autoren sind etwa der Meinung, der Film hätte als Anklage gegen Rassismus radikaler ausfallen müssen.

Werdet ihr euch BlacKkKlansman im Kino anschauen?

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