Über Humor lässt sich nicht streiten – so heißt es immer wieder. Wenn Humor allerdings verletzend ist, dann bietet er durchaus Anlass zum Disput. Wie der dann allerdings geführt wird, steht auch wieder auf einem anderen Blatt.

Diesmal gibt es einen doppelten Aufreger der Woche, denn nicht nur die beiden Moderatoren Joko und Klaas haben sich unmöglich verhalten, sondern auch andere.

Nicht sehr hip
Es ist schwer, immer voll angesagt und übelst hip zu sein. Das gilt nicht nur für den normalen Schluffi, der irgendwann seine Baggy Pants eingemottet und sich neueren Trends zugewendet hat, sondern auch fürs Fernsehen. Während RTL 2 mit schlechten Schauspielern auf Partyurlaub, RTL mit „Super“talenten und Pro7 mit 24 Stunden Stefan Raab das junge dufte Publikum bezirzt, hängen die öffentlich rechtlichen Sendeanstalten immer ein bisschen hinterher. Zwischen Elefant, Beutelratte und Co. verbreiten Carmen Nebel und Florian Silbereisen gute Laune, dass es einem schlecht wird. Zumindest herrscht dieser Eindruck bei vielen Leuten ohne dritte Zähne vor. So ganz stimmt das natürlich nicht, denn der öffentlich-rechtliche Rundfunk besteht ja nicht nur aus ARD, ZDF und Volksmusik. Es gibt auch noch zum Beispiel ARTE, 3sat und ZDFneo. Auf letztgenanntem Sender geht’s richtig rund, denn da laufen Serien und Shows, die jüngere Zuschauer begeistern sollen. Mad Men, 30 Rock, Luther – höchste Serienqualität wird hier geboten. Und damit hat es sich noch nicht mal, denn auf ZDFneo läuft ja auch neoParadise, eine Late-Night-Show mit den angesagten Jungmoderatoren Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf. Coole Sache – wenn die Zwei sich nicht vor kurzem richtig schön in die Nesseln gesetzt hätten.

Unter der Gürtellinie
Auf der Jagd nach lässigen und nonkonformistischen Aktionen treiben es die beiden Spaßmacher ziemlich bunt. Ob einem das gefällt oder nicht, spielt zuerst mal keine Rolle. Joko und Klaas geben sich gerne wie kleine Jungs, die herumalbern und gute Laune verbreiten. Das anarchische Prinzip, nach dem sie agieren, stößt bei den vorwiegend jüngeren Zusehern zumeist auf Gegenliebe. Frisch und fröhlich von der Leber weg hat ja auch was. Nur besteht dabei die Gefahr zu überpacen. Genau das ist ihnen passiert. Während der IFA schaukelten sich die Jungs hoch, was darin mündete, dass Joko von Klaas mit recht respektlosen Äußerungen aufgefordert wurde, einer Messehostess an Busen und Po zu grapschen. Peinlich berührt tat der junge Moderator wie verlangt – allerdings deutete er nur an und griff nicht richtig zu. Trotzdem ist es natürlich unschön, eine Frau so zu degradieren. Das gehört sich einfach nicht. Es ist allerdings auch wahnsinnig übertrieben, die zwei Doofköppe wegen dieses Dummejungenstreichs als Gefahr für die öffentliche Moral und als halbe Sexualstraftäter darzustellen. Ein doppelter Aufreger also. Nicht nur, dass Joko Winterscheidt mehrmals, auch schon vor seiner „Attacke“, bei der Frau um Entschuldigung gebeten hat, auch später haben beide aufrichtige Reue gezeigt. Das war nicht nur sprichwörtlich ganz klar unter der Gürtellinie, aber es sollte nie ein Eingriff in die Intimsphäre der Hostess sein. „Rumbubeln“ sagt der Süddeutsche dazu, da passieren schon mal Dinge, die eigentlich nicht passieren dürften.

Das ist (k)ein Spaß, Joko und Klaas!

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