Alex Gibney ist ein Meister darin, komplexe Sachverhalte anschaulich und verständlich darzustellen, und sein Mittel der Wahl sind Dokumentarfilme. So widmete sich Gibney den Betrügereien von Enron: The smartest Guys in the Room, der katholischen Kirche in Mea Maxima Culpa: Silence in the House of God und den Foltermethoden der CIA in Taxi zur Hölle. 2015 feierte schließlich eines seiner ambitioniertesten Werke Premiere beim Sundance Film Festival: Scientology - Ein Glaubensgefängnis (OT: Going Clear: Scientology and the Prison of Belief). Basierend auf dem Bestseller Im Gefängnis des Glaubens von Lawrence Welk fächert Gibney die Anziehungskraft der Kirche ebenso auf wie ihre Geschichte von Missbrauch und Überwachung. Heute Abend läuft die Doku im Bayerischen Rundfunk.
Mit Hilfe von Interviews und Videomaterialien von Scientology dokumentiert Alex Gibney zunächst die Motivation für den Eintritt in die religiöse Organisation, um dann ihre Gründung durch L. Ron Hubbard nachzuzeichnen. Zu den Highlights der Dokumentation zählen aber zweifellos nicht nur bizarre Videos, in denen öffentliche Vertreter wie Tom Cruise über Scientology sprechen, sondern die Interviews mit Aussteigern. Dabei wird der Charakter einer Organisation offenbar, die ihre Kritiker als "unterdrückerische Personen" bezeichnet, die ausgefeilte Abhör- und Einschüchterungsmaßnahmen nutzt, um den Diskurs über ihre Praktiken im Keim zu ersticken.
Als Scientology - Ein Glaubensgefängnis in den USA bei HBO Premiere feierte, veröffentlichte die Kirche Videos, in denen die im Film befragten Zeugen verleumdet wurden, verlangte Gegendarstellungen bei lobenden Kritikern und buchte Anzeigenplätze in landesweiten Zeitungen, um die Doku der Lügen zu bezichtigen. Das war natürlich die beste Werbung, die der Film bekommen konnte.
Heute im TV: Scientology: Ein Glaubensgefängnis (2015)
Zeit: 22:30 Uhr
Sender: BR