Das filmgewordene Luftloch

18.08.2009 - 07:00 Uhr
Tür zu es zieht: Crashpoint stürzt ab
Pro 7
Tür zu es zieht: Crashpoint stürzt ab
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Pro 7 entsorgte sein schales Katastrophen-Spektakel Crashpoint – 90 Minuten bis zum Absturz bewusst dort, wo es niemanden störte: Im tiefen Tal der Sommerquoten

“Absturz wie erwartet”, bleibt der nüchterne Eindruck, den der ebenso routiniert wie uninspiriert abgedrehte Katastrophenheuler Crashpoint – 90 Minuten bis zum Absturz im Abgang hinterlässt. Nichts neues über den Wolken: Zank und Streit, Heldenmut und Herzeleid und bedrohlich wackelnde Bordkulissen, die den Zuschauer wünschen ließen, es würden Sauerstoffmasken aus dem Fernsehsessel fallen.

Foto-Show: die Bilder von “Crashpoint – 90 Minuten bis zum Absturz”

Eine Passagiermaschine, die von Nizza nach München fliegen sollte, stößt noch während des Starts mit einem Charterflugzeug zusammen und rast danach manövrierunfähig durch die Lüfte. Wenn es der Besatzung nicht gelingt, die Kontrolle wiederzuerlangen, droht sie, über Berlin abzustürzen. Als letzte Konsequenz bliebe nur der rechtzeitige Abschuss des Urlaubsfliegers, wovon weder Crew noch Passagiere wirklich angetan sind.

Das schlimmste an dem Film sind nicht seine oberflächlichen Figuren und Konflikte, obwohl es davon mehr als genug gibt: Das klischeehafte Rumgezicke zwischen dem erfahrenen Kapitän und dem jungen Co-Piloten, der ungelenke Dicke, der in Extremsituationen über sich hinauswächst, das arrogante Arschloch, das alle in Gefahr bringt, das niedliche Kind und seine hysterische Mutter, der gestrenge Vater, der die Tochter unter Druck setzt und die an sich selbst zweifelnde Jungärztin, die an Bord zeigen darf was sie wirklich drauf hat.

Wirklich schlimm ist seine belanglose Durchschnittlichkeit, die es schwer macht, ihn wirklich zu hassen. Ob die Airport -Serie, die turbulence-2 -Filme oder jeder andere “Gefahr in den Wolken”-Verschnitt, die Stories und Situationen sind wirklich langsam so ausgelutscht, dass nicht mal die Idee, Schlangen für Unruhe sorgen zu lassen, wie es der missglückte Kultversuch Snakes on a Plane probierte, wirklich eine akzeptable Variation des Themas bot.

Crashpoint ist zudem auch noch ein sehr einfallsloser Vertreter seiner Art, dessen passable Digitaleffekte nicht darüber hinwegtäuschen können, dass hier wirklich Punkt für Punkt der Bastelanleitung für Katastrophenfilme gefolgt wird. Die Maschine droht abzustürzen, was für die Crew und Passagiere im wesentlichen Grund ist, ihre persönlichen Befindlichkeiten, Stärken und Schwächen auszukurieren. Absturz als Psychotherapie mit leichtem Verlust an Menschenmaterial. Schreien, Schimpfen, Heulen, Streiten – die schauspielerischen Anforderungen bleiben überschaubar und selbst A-Mimen wie Devid Striesow und Hannes Jaenicke werden in Minirollen weit unter ihren Fähigkeiten eingesetzt. Was bleibt, ist berechenbare Ödniss, die – genau wie das Loch im Rumpf der Maschine – viel Wind um nichts macht.

Die einzige Frage, die mich wirklich interessierte, wurde leider nicht beantwortet: Wo und auf wem landeten eigentlich die ganzen Koffer, Menschen und Metallteile, die aus der Maschine fielen?

Jetzt ist eure Meinung gefragt. Diskutiert mit und bewertet Crashpoint – 90 Minuten bis zum Absturz

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