Wir fragten uns, wie wohl die Stars Jesse Eisenberg und Justin Timberlake aus The Social Network selbst über Facebook denken und warum jeder von ihnen etliche Profile dort hat. Glücklicherweise hatten wir die Gelegenheit, sie selbst zu fragen und erhielten dabei im Rahmen eines Round-Table-Gesprächs mit anderen Journalisten-Kollegen erstaunliche Antworten. Außerdem erfuhren wir, wie sie sich auf ihre Rollen vorbereiteten und weitere Insider-Fakten rund um The Social Network.
Jesse, du bist auf Facebook, aber nicht nur einmal. Wie kommt das?
Jesse Eisenberg: Einige Leute haben wohl falsche Profile unter meinem Namen erstellt oder es existieren einfach eine ganze Menge Menschen mit meinem Namen die auch genauso aussehen wie ich. Heute morgen habe ich eine E-Mail bekommen, warum ich eine Freundschaftseinladung nicht angenommen habe. Das lag daran, dass ich es gar nicht war
Was ist deine Meinung zu Facebook? Hast du eine Menge Freunde auf Facebook?
Jesse Eisenberg: Nein, gar keine. Keines der Profile gehört wirklich mir.
Wie nimmst du dann Kontakt mit deinen Freunden auf?
Jesse Eisenberg: Ich wohne jetzt in New York und das ist es so wie hier in Berlin Teil des Lebensstils, außer Haus zu gehen und Menschen zu treffen. Die Mieten sind in New York so hoch, darum hat man nur kleine Wohnungen und hält sich dafür viel an öffentlichen Plätzen auf. Facebook ist schon eine tolle Sache, aber ich brauche es einfach nicht.
Justin, du hast ganze 268 Profile auf Facebook…
Justin Timberlake: Ich habe die nicht. Das sind nicht meine!
Also hast du auch kein eigenes privates Profil auf Facebook? Warum nicht?
Justin Timberlake: Da gibt es eine ganze Reihe Gründe. Meine Aufmerksamkeitsspanne ist so kurz, dass ich wahrscheinlich das Interesse verlieren würde, bevor ich überhaupt rausgekriegt habe wie alles auf Facebook funktioniert. Außerdem habe ich nicht so viele Freunde. Ich habe die Leute, die mich seit meiner Kindheit kennen und die mich hoffentlich auch noch begleiten werden wenn ich alt und grau bin. Außerdem bin ich, wie ja bekannt ist, ein ziemlich zurückgezogener Mensch. Ich liebe es zwar Menschen zu unterhalten, ich mag das was ich tue wirklich sehr, aber ich glaube, es ist sehr wichtig auch ein Leben neben dem Beruf zu haben.
Dann wollten wir von den beiden gerne wissen, wie sie sich auf ihre Rollen vorbereitet haben und wie sie die Menschen sehen, die sie im Film verkörpern.
Wie näherst du dich einer Figur wie Mark Zuckerberg? Eher als einer fiktiven Figur in einem Film oder hast du eher versucht, so nah wie möglich an dem lebenden Menschen Zuckerberg zu sein?
Jesse Eisenberg: Ein bisschen von beidem. Aaron Sorkin hat dieses fantastische Drehbuch geschrieben und diese unglaublichen Charaktere erdacht und ich durfte mich daran orientieren. Aber ich habe auch alles über Mark Zuckerberg gelesen, auch jedes Interview mit ihm und auch jedes Video gesehen. Ich wollte so wie er stehen, so wie er meine Lippen lecken und so wie er blinzeln. Also, ich habe ein bisschen beides gemacht: Ich wollte so wie echte Person wirken, aber auch den Charakter spielen, den Aaron geschrieben hat. Wissen Sie, es ist nicht wie Elvis Presley zu spielen, wo jeder weiß, wie er klingt und wie er wirkt. Er ist eine sehr zurückgezogene Person, was mir etwas Freiheit gab, ihn so zu spielen, wie ich wollte.
Fühlst du dich dafür verantwortlich, welches Bild Zuschauer des Films von Zuckerberg sich machen werden?
Jesse Eisenberg: Nein, die Leute wissen es ist ein Film. Und wegen dem Film macht Zuckerberg eine Menge öffentlicher Auftritte. Er wird eine lange Karriere haben. Er ist die neuntreichste Person der USA. Er wird ein sehr erfolgreiches Leben führen. Ich glaube also nicht, dass meine Darstellung das Einzige sein wird, was man mit ihm verbindet.
Würdest du dich in irgendeiner Beziehung als Nerd bezeichnen?
Jesse Eisenberg: Nein. Mit Computern kenne ich mich zum Beispiel gar nicht aus. Ich habe versucht zu verstehen, was mein Charakter da im Film macht, Programmieren und Webdesign, aber es fällt mir sehr schwer. Ich habe dann einfach gelernt, meine Sätze zu sagen, aber nicht immer verstanden, wovon ich da spreche.
Was steht im Film für Mark am meisten auf dem Spiel? Ist es die Freundschaft, die Gefühle, das Geld?
Jesse Eisenberg: Ich glaube Mark trifft keine Priorisierung von Geld oder Freundschaft. Geld ist ihm im Grunde egal. Der echte Mark hat gerade eine riesige Spende an eine Schule in Newark vergeben. Und obwohl er schon Milliardär ist, schläft er immer noch auf einer Matratze auf dem Boden. Er ist eine sehr bescheidene Person. Und ich glaube ihm war es eigentlcih auch nicht wichtig viele Freunde zu haben. Ich glaube, es ging ihm um die Erfindung und die Ausweitung und die Instandhaltung von Facebook. Alles andere war sekundär für ihn.
Hast du irgendeine Reaktion vom echten Mark Zuckerberg bekommen?
Jesse Eisenberg: Ja. Mein Cousin ist bei Facebook angestellt. Letzten Freitag hat er seine gesamten Mitarbeiter mit in den Film genommen und sie danach zu Appletinis in eine Bar eingeladen. Mein Cousin hat ihn gefragt, was er von dem Film hält und er hat geantwortet, dass wir die Teile, die am Film richtig seien auch gut umgesetzt hätten und ich einen guten Job gemacht hätte. Ich hoffe wirklich, dass er ihm gefällt.
Justin, es ist sehr interessant, dich, einen weltbekannten Musiker die Rolle des Napster-Gründers Sean Parker spielen zu sehen, der Sätze sagt wie „Ich habe die Musikindustrie gekillt“. Was ist deine Meinung zum modernen Musik-Business, das sich mit dem Internet auseinandersetzen muss?
Justin Timberlake: Ich sehe schon die Ironie darin, aber ich denke, wenn man einen Part in einem Film übernimmt dann kann es alles mögliche sein. Wissen Sie, Sean Parker hat auch eines der größten Online-Adressbücher mitgegründet ist, also ich glaube, er wird nicht nur wegen Napster in Erinnerung bleiben. Aber nichts davon war wichtig dafür, wie ich diese Rolle gespielt habe. Er hätte auch die Stahlindustrie vernichtet haben können. Was wichtig war, ist, wie er selbst darüber gedacht hat und warum er das gemacht hat. Was diesem Satz „Ich habe die Musikindustrie gekillt“ folgt ist ja, dass er sagt, er hat Napster erfunden um damit ein Mädchen erobern. Das ist der wichtigere Teil seiner Aussage.
Um den zweiten Teil der Frage zu beantworten: als Napster rauskam war ich 19, ich wäre aufs College gegangen, wemnn ich nicht schon selbst Musik gemacht hätte. Also hätte ich wahrscheinlich auch Musik geklaut. Ich erinnere mich, dass ich darüber sehr gespalten war. Ich kannte eine Menge Leute die Songwriter waren, aber nicht die Chancen wie ich hatten, auf der Bühne zu stehen und Deals mit dieser oder jener Firma abzuschließen. Die kriegten nur ein kleines Stück des großen Kuchens und das wurde ihn auf einen Schlag durch Napster weggenommen. Also emotional hat mich das ziemlich mitgenommen, aber weil ich 19 war konnte ich auch verstehen, dass man schnell und kostenlos an Musik kommen will. Ich kann also beide Seiten verstehen. Meine ehrliche Meinung ist aber, dass Sean Parker nicht die Musikindustrie gekillt hat oder Sean Fenning. Ich glaube die Plattenfirmen müssen genauso viel Verantwortung dafür auf sich nehmen wie die beiden.
Jesse, wie war es mit Justin Timberlake zu arbeiten?
Jesse Eisenberg: Justin ist phänomenal! In erster Linie, weil er ein guter Schauspieler ist. Aber das Besondere war für mich, dass mein Verhältnis zu ihm etwa so war wie das von Mark zu Sean, unseren Charakteren im Film, denn Sean ist für Mark wie ein Rockstar und das ist Justin für mich. Das hat es mir beim Spielen leichter gemacht.
Justin, was bedeutet Freundschaft für dich? Denn Zuckerberg hat den Begriff auf Facebook ja im Grunde ganz neu definiert.
Justin Timberlake: Nun, Freundschaft bedeutet für mich eine ganze Menge Dinge. Es ist das Gefühl, zu wissen dass einen jemand mag auch dann, wenn man gerade die schlimmste Seite seines Charakters hervorkehrt. Viele Menschen sagen ja über Facebook, dass es einem die Möglichkeit gibt die ganze Zeit die beste Version von sich zu zeigen. Es ist jedenfalls eine brilliante Erfindung, die ich sehr bewundere. Allein die Tatsache, dass ich über meine Fanseite eine Riesenmenge Geld für wohltätige Zwecke auftreiben kann ist toll. Aber nicht nur das, ich kann die Leute auch darüber informieren, was das für ein wohltätiger Zweck ist und ein Bewusstsein dafür wecken, was meistens noch wichtiger ist als Geld. Aber einige meiner Freunde nutzen Facebook und sagen es macht süchtig.Ich glaube ich hätte schnell das Gefühl Zeit zu verschwenden und würde lieber mit jemandem zu Abend essen und uns von Angesicht zu Angesicht unterhalten. Das schätze ich viel mehr, wenn man seine Freizeit mit Freunden verbringt.
Wir haben gehört, dass du viel besser aussiehst, als der echte Sean Parker. Hast du von ihm irgendeine Reaktion dazu bekommen?
Justin Timberlake: Ich kenne ihn nicht, also sage ich lieber nichts dazu.
Wie wichtig ist es für dich,gut auszusehen, sich sexy zu fühlen?
Justin Timberlake: Gut auszusehen? Ich halte mich nicht unbedingt für… Ich glaube wir finden alle täglich kleine Fehler an uns. Ich habe glaube ich eine große Nase, aber ich habe rausgefunden, dass ich damit auch sehr gut riechen kann…
Aber gehst du ins Fitness-Studio oder so?
Justin Timberlake: Ja, ich trainiere. Wenn ich nicht arbeite trainiere ich, damit ich essen kann, was ich will, denn ich liebe es zu essen und will mich nicht schlecht fühlen, weil ich alles esse. Und wenn ich arbeite, trainiere ich, weil ich das Gefühl habe, das mein Geist dann klarer ist, wenn ich körperlich aktiv bin. Aber ich trainiere nicht um schön zu sein.
Für Sean Parker war die Motivation Napster zu gründen (zumindest laut dem Film), dass er ein Mädchen beeindrucken wollte. Mark Zuckerberg hat Facebook gegründet um sich an einem Mädchen zu rächen. Hast du dich jemals an einem Mädchen gerächt?
Justin Timberlake: Nein. Nein, nein, nie!!! Nein…(Justin schaut uns treuherzig und verschmitzt an. Gelächter.)
Letzte Frage an dich, Jesse, gibt es etwas Neues vom zweiten Teil von Zombieland?
Jesse Eisenberg: Ja, sie schreiben gerade am Drehbuch und der Film wird in 3D sein, ich werde dabei sein und mir Mühe geben, damit der Film gut wird. Was man ja nie vorher weiß…
Dem wortgewandten Drehbuchautor des Films Aaron Sorkin mussten wir nur eine Frage als Redeanstoss stellen und schon erklärte er uns ausführlich, was die Geschichte der Gründung von Facebook so faszinierend macht und warum er sich mit Mark Zuckerberg gut identifizieren kann.
Wie schwer ist es ein gutes Drehbuch aus einer Geschichte zu machen, die auf dem Papier nicht so klingt, als würde viel auf dem Spiel stehen und bei der viele Leute wissen, wie sie ausgegangen ist?
Aaron Sorkin: Das ist ein heikle Angelegenheit. Während der Hintergrund der Geschichte ein sehr modernes Stück Technik ist, was ziemlich blutleer klingt, ist die Geschichte die wir erzählen im Grunde eine die so alt wie das Geschichtenerzählen selbst ist: Freundschaft, Loyalität, Verrat, Macht, Eifersucht, die Art Geschichten, die schon Aischylus oder Shakespeare erzählt haben. Und zu meinem Glück war keiner der beiden verfügbar und ich durfte diese Geschichte erzählen. Es stehen zwar keine Leben auf dem Spiel und auch die großen Summen Geld bedeuten Mark eigentlich nicht viel, aber es stehen Seelen auf dem Spiel und die Wahrheit steht auch auf dem Spiel.
Meine Recherche teilte sich in drei Kategorien. In die erste fallen Dinge, die Sie auch nachprüfen können, zum Beispiel fand ich Marks Blogposts aus einer Nacht im Oktober 2003 als er Liebeskummer hatte, in sein Studentenzimmer ging, sich betrank und begann zu bloggen und zu hacken, wobei er Facematch schuf und damit das Harvard Computer System zum erliegen brachte. Ebenso können Sie natürlich auch die ganzen Zeitungsartikel nachrecherchieren. Zur zweiten Kategorie gehören die ganzen juristischen Dokumente, die mir Experten erklärt haben. Aber am wichtigsten war der dritte Teil der Recherche, nämlich mich mit Menschen zu unterhalten die nahe an Mark und nahe am Geschehen dran waren.
Zwei Prozesse wurden ungefähr gleichzeitig gegen Facebook angestrengt. Alle Angeklagten, Kläger und Zeugen schworen die Wahrheit und nichts als die Wahrheit zu sagen und heraus kamen dabei drei sehr verschiedene Versionen der Wahrheit. Anstelle mich nun für eine zu entscheiden, mochte ich, dass es drei unvereinbare Versionen der Geschichte gab und ich dachte, ich mache das ein bisschen im Stil von Rashomon oder auf die Art, wie man ein Gerichtsdrama macht, wo man beim Anschauen erst von jemandes Schuld überzeugt ist und dann fünf mal seine Meinung ändert. Das war es, was die Sache für mich interessant machte, aber auch, die Beteiligten menschlich erscheinen zu lassen, ihre Motivationen zu verstehen. Letztlich ging es mir darum zu zeigen, dass die Wahrheit oft schwer zu fassen ist und niemand nur gut oder nur böse ist.
In den 80ern gab es eine Reihe Hollywood-Filme über sehr liebenswerte Nerds, die man leicht ins Herz schließen konnte und die von vornherein als Helden dastehen. Und in diesem Film wissen das die Winklevoss Twins sehr genau, dass Mark sie in Schach hält, denn niemand würde glauben dass diese zwei gutaussehenden Kerle mit viel Geld dem kleinen Mark Zuckerberg zum Opfer fallen könnten. Aber ihrer Version nach ist genau das geschehen. Mark zufolge schuldet jemand der ein gutes Geschäft macht niemandem etwas mit dem er zuvor im Geschäft war. Mein Vorgehen beim Schreiben dieser Charaktere war es, herauszufinden, was in ihnen so ist wie man selbst. Bei Mark fällt es mir leicht mit dem Typen zu identifizieren der in der Öffentlichkeit schüchtern ist und sich in Gesellschaft etwas unwohl fühlt. Ich habe es viel lieber, wenn man mein Drehbuch liest oder meinen Film sieht, als mit jemandem zu sprechen.
Viele Leute denken, ich bin so smart und lustig und clever wie ich schreibe, aber ich möchte sie nicht enttäuschen, daher verstehe ich warum Mark das erschafft, was er braucht, was im Grunde eine Möglichkeit für ihn darstellt, das zu tun, was auch ich tue, nämlich in einem Zimmer zu sitzen und zu schreiben und eine neu erfundene Version seiner selbst zu präsentieren ohne alle Fehler die man hat. Das kann ich gut verstehen. Ich weiß aber nicht wie es ist, Marks IQ zu haben und auch nicht wie es ist, seinen Zorn zu verspüren. Er gehört zu der Gruppe technischer Genies, die sehr sauer waren, dass die Mädchen immer noch den Star-Sportlern hinterher waren und nicht ihnen, dass sie nicht verstehen, dass es Typen wie Mark sind, die jetzt die Welt beherrschen. Darum sagt Sean Parker auch im Film „Das ist unsere Zeit.“ Ich habe den Charakter so konzipiert, dass er sozusagen einen Prozess gegen Gott führt und rechtfertigt, warum er in den Himmel kommen sollte.
Es ist bestimmt toll, der Typ zu sein, der im Film die ganze Zeit wie Aaron Sorkin sprechen kann?
Aaron Sorkin: (Lacht.) Dass kann ich ja gar nicht. Ich habe nur das, was Mark für alle möglich gemacht hat, nämlich die Fähigkeit allein zu sein und darüber nachzudenken, was ich sage und dann so zu schreiben wie Aaron Sorkin. Aber ich habe im echten Leben nicht den großen Vorteil des Schreibens, nämlich zu entscheiden wie jemand darauf reagiert, was ich sage. Ich kann Sie bezaubern wie sonst was nur indem ich entscheide, dass sie bezaubert sind.
Wir bedanken uns für das Gespräch.