Es gibt unendlich viele Sitcoms und seit es Roseanne nicht mehr gibt, sind sie für mich irgendwie alle gleich. Deshalb schaue ich sie mir in der Regel auch nicht an. Aber eines schönen Morgens bei einer Schüssel Müsli schaltete ich zufällig How I Met Your Mother ein, blieb aus irgendeinem Grund ein paar Minuten hängen und – zack – da war’s um mich geschehen. Es passiert selten, dass ich alleine vor dem Fernseher laut lache, aber bei How I Met Your Mother passiert mir das regelmäßig.
Eigentlich unterscheidet sich diese Sitcom kaum von den anderen. Auch hier erleben wir Menschen, die zusammen wohnen bzw. sich grundsätzlich an denselben drei Orten aufhalten, die miteinander in Beziehung stehen, sich streiten und lieben und und dabei Sprüche klopfen. Der Aufhänger der Serie ist, dass der Protagonist Ted Mosby (Josh Radnor) im Jahr 2030 seinen Kindern davon erzählt, wie er ihre Mutter kennen gelernt hat. Und so entspinnt sich die Schilderung einer Romanze nach der anderen, ohne dass der Zuschauer jemals raus findet, wer denn nun Ted’s Zukünftige sein wird. Das hält auch die Spannung aufrecht und bringt einen dazu, immer wieder einzuschalten. Vielleicht tritt seine Traumfrau ja doch noch auf! Außerdem lernen wir noch Teds beste Freunde Barney (Neil Patrick Harris), Robin (Cobie Smulders), Marshall (Jason Segel) und Lily (Alyson Hannigan) kennen.
Ein Abend bei MacLaren’s
Ich stelle mir gerne vor, ich könnte einfach abends mal auf ein Bierchen ins MacLaren’s gehen. Das ist die Stammkneipe von Ted und seinen Freunden, die sich theoretisch unten in dem Haus in New York befindet, in dem Ted und Marshall ihre erste WG gegründet haben und real irgendwo auf dem Gelände der Universal Studios zu finden ist. Bis auf Barney haben alle schon mal für einige Zeit die WG bewohnt und so blieb der Pub im Erdgeschoss der Treffpunkt der Clique. Ich stelle mir also vor, ich könnte dort hinein gehen und mich zu den Fünf an ihren Tisch setzen.
Erst einmal müsste ich vorsichtig heraus finden, in welcher Staffel wir uns befinden, denn im Laufe der Folgen haben sich – wie in jeder realen Clique auch – die Beziehungen der Leute zueinander verändert. Zweimal war Ted schon mit Robin zusammen, dann aber bandelte diese mit Barney an, bis sie am Ende wieder alle nur platonische Freunde waren. Nachdem ich also herausgefunden habe, dass Marshall und Lily, die in der 2. Staffel geheiratet haben, das einzige Paar sind, kann ich mich ins Gespräch einschalten.
Vermutlich wird Barney umgehend versuchen mich anzubaggern und mir eine seiner vielen Lügengeschichten auftischen, die Fans inzwischen auch als Buch kaufen können (The Playbook). Vielleicht erzählt er mir, dass er nur noch eine Woche zu Leben hat und nicht dahin gehen möchte, ohne ein einziges Mal eine Nacht mit einer Frau verbracht zu haben. Gut, dass ich Barney schon kenne und nur müde lächeln kann.
Robin wird dann vermutlich eine Anekdote aus ihrem Leben als Nachrichtensprecherin erzählen oder von ihrem Hobby, dem Schießen. Sie ist nämlich eine kanadische Waffennärrin. Mit den typisch weiblichen Themen – Hochzeit und Kinder – kann sie gar nichts anfangen. Das ist dann eher Lilys Metier und Marshall muss sich beugen. Aber mit dem eigenen Baby müssen sie noch bis zur 7. Staffel warten.
Und als ich schon gehen will, erzählt Ted noch eine seiner Geschichten, die sich um ein verpatztes Date oder einer verlorene Liebe drehen. Immerhin hat er jetzt schon mal das Haus gekauft, in dem er 2030 seinen Kindern von seiner großen Liebe erzählen wird. Aber das weiß der Ted aus 2011 natürlich noch nicht.
Unter Freunden
How I met you Mother ist deshalb witzig, weil wir uns selbst und die Menschen um uns herum in den Charakteren wieder entdecken können. Für jeden ist etwas dabei: für den tapsigen Loser, den Möchtegern-Macho, den Beziehungstypen, die emanzipierte Powerfrau oder das häusliche Mäuschen. Welche Baustelle des Lebens bei uns selbst auch immer aktuell ist, wir werden sie in How I Met Your Mother entdecken. Da geht es um das Problem der Berufsfindung: Soll Marshall seine Ideale verwirklichen und für eine Naturschutzorganisation arbeiten oder doch lieber im Finanzwesen Geld scheffeln? Da geht es um die richtige Beziehungsform: eheähnlich wie Marshall und Lily, oder doch lieber unverbindlich wie Barney? Aber vor allem geht es um Freundschaft: Was tun, wenn sich ein befreundetes Pärchen vom Rest der Welt abkapselt und dabei immer unglücklicher wird? Wie gehen wir damit um, wenn der beste Freund mit der eigenen Ex-Freundin ins Bett geht? Was ist die ädequate Form der Intervention, wenn eine Freundin sich und ihren Mann durch ihre Kaufsucht in den Ruin treibt?
All das wird natürlich mit einem Augenzwinkern erzählt, aber doch mit genug Ernst, um bei allem Lachen und Schenkelklopfen doch ab und zu mal eine kleine Botschaft aufzuschnappen. Und große Lebensweisheiten gibt’s noch oben drauf. Alle voran Barneys Lebensmotto, das irgendwie auch ein bisschen das Fazit der Serie ist:
„When I get sad, I stop being sad and be awesome instead. True story.“