Für Sylvester Stallone ist Kontroverse kein Fremdwort. Kürzlich erst eroberte ein harter Action-Film die Netflix-Charts, der unter seinen Fans schwer umstritten ist. Einige seiner Werke hält aber auch der Star selbst für gescheiterte Projekte: So etwa den Sci-Fi-Action-Blockbuster Judge Dredd von 1995, den es jetzt bei Disney+ zu streamen gibt.
Judge Dredd bei Disney+: Den Sci-Fi-Film bereute Sylvester Stallone jahrelang
Judge Dredd basiert auf der gleichnamigen Comic-Figur von John Wagner und Carlos Ezquerra: In einer dystopischen Zukunft regieren in der gigantischen Metropole von Mega-City One Verbrechen und Chaos. Ihnen stellen sich die sogenannten Street Judges (dt. "Richter der Straße") entgegen: Sie sind Richter, Jury und Henker in einem und sprechen Recht mit gnadenloser Waffengewalt.
Schaut euch hier den Trailer zu Judge Dredd an:
Im Film wird der legendäre Richter Dredd (Stallone) Opfer einer Intrige seines psychotischen Halbbruders Rico (Armand Assante): Unschuldig wegen Mordes verurteilt, steht dem Protagonisten lebenslange Haft bevor. Der Todesstrafe entgeht er nur dank seines Mentors Fargo (Max von Sydow), der dafür das Exil im mörderischen Ödland außerhalb der Stadt antritt. Aber Dredd schwört Rache.
Als der Film 1995 in die Kinos kam, wurde er von der Kritik größtenteils verrissen. Wie Rotten Tomatoes zeigt, bemängelten viele Stallones hölzernes Schauspiel und einen dünnen Plot. Das aufwendige Produktionsdesign und die gewaltigen Bilder des Films fanden zwar Anklang, konnten den negativen Konsens aber nicht kippen.
Auch der Tonfall des Films zwischen knallharter Action und Comedy war ein häufiger Kritikpunkt. Sylvester Stallone selbst sieht darin die größte Schwäche des Films. Im Gespräch mit Indie London erklärte er Jahre später:
Der größte Fehler, den ich je gemacht habe, war der nachlässige Umgang mit Judge Dredd. Das hätte eine fantastische, nihilistische Zukunftsvision sein können. Mit all den Popkultur-Referenzen hat mich das geärgert.
Andere Töne schlug er dagegen in einem Gespräch mit dem Uncut Magazine an, aus dem das Far Out Magazine zitiert:
[Judge Dredd] hätte viel komischer sein sollen, viel witziger und spaßiger.
Judge Dredd war von Anfang an zum Scheitern verurteilt
Auf welcher Seite Stallone beim Dreh auch stand, seine Haltung war von der des Regisseurs Danny Cannon grundverschieden. Das ganze Projekt sei von Beginn an problematisch gewesen, da man sich nicht auf Comedy oder ernsthafte Action festgelegt habe, so Stallone gegenüber Ain't It Cool . Zwischen ihm und Cannon stand es offenbar nicht zum Besten, was er auch mit einer amüsanten Anekdote enthüllt:
Ich wusste, dass es ein anstrengender Dreh werden würde, als Danny Cannon – der eher zierlich gebaut ist – eines Tages aus seinem Regiestuhl aufsprang und schrie: "Fürchtet mich! Alle sollten mich fürchten!" und dann weitermachte, als sei nichts gewesen. Die britische Crew schloss Wetten auf seine Lebenserwartung ab.
In den letzten 30 Jahren hat sich der Blick auf den Film unter manchen Fans gewandelt, die insbesondere vom Look des Sci-Fi-Krachers begeistert sind. Wer es mit Glaubwürdigkeit und Komplexität nicht zu genau nimmt, kann sich auf Disney+ von Judge Dredd gut unterhalten lassen.
2012 erschien mit Dredd die zweite Kino-Adaption der Comic-Vorlage. Der Film schlägt einen deutlich ernsteren Ton als der Stallone-Blockbuster an und zeigt sich in seiner Gewaltdarstellung expliziter. Obwohl die Bewertungen überdurchschnittlich positiv ausfielen, enttäuschte er an den Kinokassen.