Die Stunts in Der Clown sind große Klasse – keine Frage. Wenn es darum geht, Autos vor die Wand zu fahren, Gebäude zu sprengen oder mit dreifachen Salti aus Hubschraubern zu springen, sind die Spezialisten aus München, Köln oder Babelsberg mindestens ebenso kompetent wie amerikanische Kollegen. Nicht umsonst werden sie immer wieder für Hollywoodproduktionen gebucht. Leider hat es sich scheinbar noch nicht bis Deutschland herumgesprochen, wie man explodierende Gebäude, Autos, Hubschrauber etc. auch ansprechend präsentiert. Doch der Reihe nach:
1996 startete Alarm für Cobra 11 – die Autobahnpolizei erfolgreich auf RTL und wurde zur Blaupause für das Erfolgsrezept der Kölner Firma Action Konzept, Serien im eigenen Haus vom Drehbuch bis zur Endfertigung komplett autonom zu produzieren. Schon Ende des gleichen Jahres führten die Rheinländer mit dem Actionthriller Der Clown (Regie: Hermann Joha) mit Sven Martinek vor, wie das gleiche Konzept sich auch auf Fernsehfilme übertragen ließ. Es war hanebüchener Schund, aber spektakulär. Die Rechnung ging auf, der Clown machte Quote und bekam ein Sequel, das gleichzeitig der Pilot zur zugehörigen Serie war.
Dabei spart Action Concept offenbar wirklich an allem, was nicht Stunt ist. Beim Drehbuch sowieso, und (fast noch schlimmer) bei der visuellen Umsetzung ihrer technisch makellosen Stunts. So sahen und sehen jene Actionproduktionen aus Deutschland in der Regel aus wie Komissar Rex ohne Hund, dafür mit Explosionen. Das mag im Fernsehen noch respektabel funktionieren – im Kino wirkt es einfach nur lächerlich. Dementsprechend spektakulär ging die Kinofassung des Clowns – vier Jahre nach dem Aus der Serie – dann auch an der Kasse unter. Es reicht eben doch nicht, einfach massenweise Explosionen und Geballer aneinanderzureihen. Logiklöcher und eindimensionale Charaktere mag der geneigte Action-Fan ja im Zweifel noch tolerieren, wenn es aber eine Sache gibt, die sich ein Actionfilm unter gar keinen Umständen erlauben darf, dann ist das: Schlecht Aussehen! Dass der Trailer (siehe unten) Der Clown auch noch als “kompromisslosesten Actionfilm des Jahres” anpreißt, ist blanker Hohn. Kein bisschen Boshaftigkeit leistet sich der Film – vermutlich in panischer Angst vor einer zu hohen FSK-Freigabe – und es ist schon beachtlich, wie wenig Kunstblut fließt bei der Menge an Munition, die hier verballert wird.
Der Clown funktioniert bestenfalls als Demonstrationsobjekt, wieviel es selbst bei anspruchslosen B-Movies noch falsch zu machen gibt. Da helfen auch Götz Otto als Bösewicht und ein sympathisches Cameo von Bernhard Hoëcker nichts. Die moviepilot-Community sah das ähnlich und bewertete ihn im Schnitt mit einer sagenhaften 1,9 – ärgerlich.
Hier der Trailer:
Der Clown – Tag der Vergeltung läuft heute abend um 20:15 Uhr auf RTL. Wenn ihr wissen wollt, ob irgendwo auch ein richtiger Film kommt, schaut doch mal in unser Fernsehprogramm