Update, 02.04.2018: Bei diesem Artikel handelt es sich um einen Aprilscherz. (Quelle)

Das Marvel Cinematic Universe feiert dieses Jahr seinen zehnten Geburtstag und das auf dem Höhepunkt seiner popkulturellen Dominanz. Die X-Men straucheln durch verschobene Kinostarts, Sony scheint in Sachen Superhelden ein dermaßen verbranntes Kind, dass Venom im Trailer für Venom gleich ganz ausgespart wurde. Zuletzt schienen die DC-Superhelden von Warner Bros. die einzigen zu sein, die Marvel Studios Paroli bieten konnten. Wonder Woman bildete dahingehend eine kreative Wiederauferstehung, die jedoch durch Justice League abgewürgt wurde. Nun schickt sich ein anderer Konzern an, Disneys Siegeszug zumindest in einem Bereich zuvorzukommen: Angeblich plant Netflix den Kauf von DC Entertainment. Damit würde der Streaming-Dienst die Rechte an Batman, Superman, Wonder Woman und dem versammelten Figurenschatz der DC Comics erhalten. Grund sei die präventive Positionierung gegen den geplanten Streaming-Dienst von Disney, der Netflix auf Dauer um seine eigenen Marvel-Serien berauben dürfte.

6 Milliarden für DC Comics, DC Films und Vertigo

Im Gegensatz zu Disney, die ihren aktuellen Status als erfolgreichstes Hollywood-Studio durch die Akquise von Pixar, Marvel und Lucasfilm erreicht haben, war Netflix bis vor kurzem nicht durch den Kauf fremder Firmen in Erscheinung getreten. Das änderte sich mit dem Erwerb des Verlags Millarworld von Mark Millar im August letzten Jahres. Erst vor wenigen Tagen ging das Gerücht um, dass Netflix den Kauf von Luc Bessons EuropaCorp in Erwägung ziehe. Stattdessen berichtet das Wall Street Journal nun von dem geplanten Erwerb von DC Entertainment, gegenwärtig ein Tochterunternehmen von Time Warner. Einer Quelle aus dem Umfeld von Netflix zufolge beläuft sich das Angebot für DC Entertainment, was sowohl DC Comics, DC Films, Vertigo als auch MAD umfasst, auf 6 Milliarden Dollar. Das sind 2 Milliarden mehr als Disney 2009 für Marvel aufgebracht hatte, aber immer noch ein Schnäppchen im Vergleich zum geplanten Kauf von 20th Century Fox.

Sollte sich der Kauf bewahrheiten, dann wird Netflix die Verfügungsgewalt über Charaktere wie Batman, Wonder Woman, Flash und Aquaman besitzen, ebenso wie Constantine, Preacher und Watchmen. Dem Insider des WSJ zufolge sei Content-Chef Ted Sarandos davon überzeugt, die Marken passten perfekt zur Zielgruppe, die sich Netflix mit den düsteren Marvel-Serien aufgebaut habe. "Netflix hat einige der treusten Nutzer überhaupt", wird die Quelle zitiert, "diese Leute lieben düstere, gebrochene Helden und folgen ihnen überall hin, auch durch 13 Folgen von Iron Fist." Aufrufzahlen von "rauen, anspruchsvollen" Filmen wie Man of Steel oder Batman v Superman, die bei internationalen Netflix-Seiten erfolgreich streamen, bestätigten den Konzern demnach in der Annahme, dass er dem familienfreundlichen Streaming-Dienst von Disney eine erwachsene Alternative entgegensetzen könnte. Gleichzeitig wäre der Erwerb von DC eine Kampfansage nicht nur gegen Disney, sondern auch Amazon, die sich durch den Kauf von Der Herr der Ringe und anderen Marken profilieren wollen.

Wie sehen die Pläne von Netflix mit DC konkret aus?

Sollte der Kauf von DC Entertainment wie geplant im Geschäftsjahr 2019 umgesetzt werden, könnte es sich bei Shazam! und Wonder Woman 2 um die letzten DC-Filme handeln, die regulär im Kino ausgewertet werden. Tatsächlich hat das personelle Chaos bei Warner und DC Entertainment zwar zu einer Ankündigung von dutzenden Filmen geführt, von denen jedoch nur wenige in die Realität umgesetzt werden. Als Filmuniversum ist das DCEU gescheitert, weshalb ein Neuanfang bei Netflix anonymen Auskünften des Berichts zufolge der logische nächste Schritt wäre. Time Warner würde weiterhin Profit aus dem Backkatalog ziehen, dafür aber das verfahrene DCEU und nicht sonderlich zukunftsträchtige Printgeschäft abstoßen.

Netflix zielt mit dem Kauf sowohl auf das Serien- als auch das Filmgeschäft ab. Federführend für die kreative Entwicklung sei David Ayer, der von Sarandos und Netflix-Chef Reed Hastings als "visionärer Künstler" verehrt wird. "Sie haben damals den Bohemian Rhapsody-Trailer für Suicide Squad gesehen und sind ausgerastet", heißt es in dem Bericht:

Gleich danach wurde Ayer für Bright engagiert. Er hat mit Will Smith einen der größten Stars überhaupt zu Netflix gebracht, und das so gesellschaftskritisch und ästhetisch. 'Fairy lives don’t matter today' - dieser Satz, seine clevere Dekonstruktion der amerikanischen Gegenwart - das hat ihnen den Atem geraubt. Genau diese Edginess wünschen sie sich für das DC-Universum.

Als weitere Wunschkandidaten für die Entwicklung des DC-Kanons bei Netflix werden "vielfältige kreative Stimmen" wie Steven S. DeKnight (Pacific Rim: Uprising, Daredevil), Peter Berg (Lone Survivor), Joe Carnahan (Stretch) und Scott Derrickson (Doctor Strange) genannt. Verträge seien aber längst nicht unterschrieben und die Zukunft geplanter Projekte wie The New Gods von Ava DuVernay ebenso unsicher wie die langfristige Lizenzierung von DC-Charakteren bei fremden Sendern, darunter The CW (Flash) und FOX (Gotham).

Sollte der Deal jedoch über die Bühne gehen, positioniert sich Netflix insbesondere bei seinen viel kritisierten Filmen als ernsthafte Konkurrenz zum Marvel Cinematic Universe. "Stellt euch vor, Avengers 5 startet in den Kinos, aber alle sitzen zu Hause, weil zeitgleich Captain Boomerang Returns von David Ayer mit Jai Courtney online gegangen ist!", wird Sarandos im Bericht zitiert.

Netflix kauft DC - Streaming-Dienst sagt Disney den Kampf an

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