Schräge Beatles-Filme mit tollem Soundtrack

18.08.2010 - 11:50 Uhr
The Beatles in Help
EMI Music Germany
The Beatles in Help
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Gestern vor 50 Jahren feierten die Beatles ihren ersten Auftritt vor deutschem Publikum im Hamburg Kiez-Club Indra. Damit legten sie den Grundstein für eine unvergleichliche Weltkarriere, die neben 13 Studioalben und rund 1,3 Milliarden verkauften Tonträgern eben auch fünf recht außergewöhnliche Filme hervorbrachte.

Zugegeben, John Lennon, Paul McCartney, George Harrison und Ringo Starr haben schon einen etwas eigenwilligen Stil, was ihre Filme angeht. Sei es die verquere Story von Help (Hi-Hi-Hilfe!, so der deutsche Titel), der schräge Humor aus A Hard Day’s Night (Yeah Yeah Yeah) oder die bunte LSD-Optik von Yellow Submarine, die Filme der Beatles sind Geschmackssache und es soll tatsächlich Fans geben, die partout nichts damit anfangen können. Definitiv nichts zu diskutieren gibt es aber darüber, dass a) der Soundtrack herausragend ist und b) die Filme das Musikfilmgenre entscheidend mitgeprägt haben. Vor fast genau einem halben Jahrhundert waren die Beatles aber noch ein ordentliches Stück von ihrem ersten Leinwandauftritt entfernt.

Genauer gesagt, standen sie damals noch ganz am Anfang ihrer Karriere. Als die Beatles am 17. August 1960 im Hamburger Strip Lokal Indra ihren ersten Auftritt vor deutschem Publikum feierten, waren die damals noch fünf Liverpooler kaum mehr als eine bessere Schülerband. Sie waren den weiten Weg mit einem Kleinbus angereist, bekamen pro Kopf und Auftritt 30 Mark und schliefen zunächst im Hinterzimmer eines Hamburger Kinos zwischen Leinwand und Toilette. John Lennon sagte einige Jahre später angeblich mal: “Ich bin zwar in Liverpool geboren, doch erwachsen wurde ich in Hamburg.”

Vier Jahre später gehörten die Beatles schon zu den absoluten Weltstars. Am 4. April 1964 belegten sie in den amerikanischen Singlecharts die ersten fünf Plätze, die Beatlesmania erreichte ihren ersten Höhepunkt. Um da noch einen drauf zu setzen, arbeiteten die vier Musiker unter der kreativen Oberaufsicht von Regisseur Richard Lester an ihrem ersten Kinofilm, A Hard Day’s Night. Die US-Produktionsfirma United Artists sagte ihre Unterstützung nur zu, weil sie die Rechte am Soundtrack haben wollte. Sie rechnete mit einem drittklassigen Streifen, bekam dann aber für den günstigen Preis von 1,8 Millionen DM einen Musikfilm der Extraklasse, der alles bis dato Dagewesene in den Schatten stellte. A Hard Day’s Night zeigte einen ganzen Tag im Leben der Beatles. Das war Slapstick, jede Menge Selbstironie und eine amüsante Story. Gleichzeitig spiegelte der Film aber auch den Zeitgeist und das Lebensgefühl der jungen Generation wider und das unterlegt mit dem überragenden Sound der Beatles. Was konnte es besseres geben?

A Hard Day’s Night wurde zum Kassenschlager und spielte bis heute rund 14 Millionen US-Dollar ein. Die Fans schrieen nach einem weiteren Film und sie bekamen Help. Diesmal durften die Pilzköpfe in Farbe durch die Weltgeschichte albern. Zur Story: Ringo Starr trägt den heiligen Opfer Ring einer indischen Sekte, was bedeutet, dass der Schlagzeuger nun von einer ganzen Heerschar verrückter Okkultisten verfolgt wird. Nach dem großen Erfolg von A Hard Day’s Night waren die Kritiker von Help etwas enttäuscht. Ihnen fehlte der intelligente Sarkasmus und der Esprit des ersten Films. Auch John Lennon bezeichnete Help später als Schrott. Den Fans war es aber wie so oft vollkommen egal, sie rannten in Massen ins Kino. Zu einem dritten Film unter United Artists kam es nicht, weil es die Band leid war, in Stereotypen gezwängt zu werden.

Der TV-Film Magical Mystery Tour (1968) entwickelte sich zum ersten kleineren Flop der Band, was daran gelegen haben könnte, dass die Beatles erstmals das Drehbuch schrieben und auch selbst Regie führten. Mit der Musik des gleichnamigen Albums in den Ohren fuhren die vier Musiker in einem Bus durch’s Land und erlebten – wie sollte es anders sein – skurrile Abenteuer am laufenden Band. Diesmal waren die Kritiken allerdings vernichtend. Kaum überraschend, dass der Soundtrack aber sowohl in den USA als auch in Großbritannien auf Platz eins der Hitparaden landete.

Kurz darauf folgte Yellow Submarine mit dessen Konzeption die Beatles selbst nichts zu tun hatten. Paul McCartney hatte einen klassischen Disney Film erwartet und war angesichts des fertigen Produktes zunächst etwas enttäuscht. Yellow Submarine war knallbunt, voller subversivem Humor und von der psychedelischen Stimmung des “Sgt. Pepper’s”-Album geprägt. Doch Yellow Submarine gilt heute als bester Beatles Film und als eines der wichtigsten Pop-Art Kunstwerke dieser Zeit. Regisseur Robert Zemeckis und Disney arbeiten momentan an einer Neuverfilmung in 3D.

Der letzte Film und die vorletzte Veröffentlichung der Band überhaupt ist die Dokumentation Let It Be von 1970, die die Musiker bei den Aufnahmen zum gleichnamigen Studioalbum zeigt. Die Band, die damals kurz vor ihrem Aus stand, war zerstritten und präsentierte sich auch dementsprechend lustlos vor der Kamera. Das Lexikon des Internationalen Films bezeichnet Let It Be als “wehmütigen Abgesang auf die führende Beatband der 60er Jahre”. Paul McCartney und Ringo Starr ließen Let It Be einige Zeit später deshalb auch vom Markt nehmen. Trotz allem erhielt der letzte Film der Beatles einen Oscar für die beste Filmmusik.

Was meint Ihr? Welcher Beatles-Film ist Euer Favorit oder könnt Ihr mit Help, Let It Be und Co. gar nichts anfangen?

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