The Good Place - Neue Comedy mit Kristen Bell im Pilot-Check

08.02.2018 - 09:30 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
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Nach Parks & Recreation kehrt Serien-Schöpfer Michael Schur mit einer neuen Comedy zurück. Wir haben uns von der Verwechslungskomödie mit Kristen Bell und Ted Danson einen ersten Eindruck verschafft.

Update, 08.02.2018: Im September 2016 startete die Sitcom The Good Place bei NBC. Ab heute Abend läuft die Serie bei Sixx in Doppelfolgen.

Hier unsere Serienkritik zum Start von The Good Place bei NBC:

Eleanor Shellstrop (Kristen Bell) ist tot. An den Moment ihres Ablebens kann sie sich nicht mehr erinnern und das ist der erste angenehme Service, der Menschen im Himmel, also The Good Place, geboten wird. Stirbst du einen lächerlich albernen Tod, wird deine Erinnerung auf dem Weg ins Jenseits ausradiert (Stichwort: Hit by a truck). Neuzugang Eleanor gehört zu den wenigen Menschen, die es überhaupt ins Himmelsreich schaffen. Mozart und Florence Nightingale schmoren übrigens in der Hölle.

Allerdings liegt eine Verwechslung vor und Eleanor ist nicht die selbstlose Menschenrechtsanwältin, die Zeit ihres Lebens Unschuldige aus dem Todestrakt rettete und sich um Waisenkinder in der Ukraine kümmerte, sondern eine egoistische Betrügerin, die Kranken mit bestem Gewissen Placebo-Pillen verkauft. Ob du im Himmel landest, entscheidet pure Mathematik, die deine Moral nach kleinsten Handlungen berechnet: Tröstest du einen traurigen Freund, gibt das Pluspunkte. Die Kellnerin unfreundlich zu behandeln, bringt ein dickes Minus auf dem Karma-Konto ein.

Der Schöpfer der Serie ist Michael Schur (Saturday Night Live), der für das US-Network NBC mit Parks and Recreation eine clevere und sehr witzige Sitcom schrieb und anschließend als Co-Autor Brooklyn Nine-Nine nachlegte. Nun startete in den USA mit The Good Place das zweite eigens von ihm entwickelte Comedy-Format für NBC. Schur gönnt sich die kleine selbstreferenzielle Hommage und führt das Design der besten aller möglichen Welten auf den Paradies-Architekten Michael (Ted Danson) zurück, der The Good Place bis ins letzte Detail perfektionierte. Um es gleich vorweg zu nehmen: Alle Weltreligionen liegen mit ihrer Vorstellung des Jenseits nur bis zu 5 % richtig. In den 1970er Jahren kam ein junger Mann mit einer Vorliebe für LSD mit seiner Vision des Paradieses allerdings sehr nahe.

Und wie sieht er denn eigentlich aus, der perfekte Ort? Nun, Perfektion wird auf jeden Neuankömmling angepasst, das Leben nach dem Tode ist auf die Wünsche, Vorlieben und Bedürfnisse eines Jeden abgestimmt. Nach diesem Prinzip gibt es grundverschiedene Nachbarschaften, in denen Menschen unter Ihresgleichen weilen. Als dickes Extra bekommt man seinen Seelenverwandten vorgestellt (sollte uns die Erkenntnis, dass man diesen nicht zu Lebzeiten findet nun verunsichern oder trösten?), der sich kompromisslos kümmern wird. Michael kümmert sich jedoch in erster Linie um First World Problems: Jeder hat einen eigenen Tennis-Platz und Frozen Yoghurt gibt es an jeder Ecke in jeder Geschmacksrichtung.

Eleanor ist die faule Frucht im Garten Eden, das Sandkorn im Getriebe des Schweizer Uhrwerks, das bisher reibungslos funktionierte. Denn auch wenn ihre Mitmenschen noch nicht bemerkten, dass sie in der Hölle braten sollte, lässt ihre Anwesenheit das Paradies bröckeln. Wolken ziehen am blauen Himmel auf, es regnet Müll, riesige Käfer überfallen die sauberen Vorgärten. Zuweilen wirkt es, als habe Tim Burtons Willy Wonka hier und da am Design geschraubt. Zufällig ist Eleanors ihr zugewiesener Soulmate ein Professor für Ethik und Moral, Chidi (William Jackson Harper), der in ihr Geheimnis eingeweiht wird und ihr nun beibringen soll, nach dem Tod ein guter Mensch zu werden.

Das Grundproblem liegt schnell auf der Hand: Ist ein Mensch nur gut oder böse? Lässt sich alles so einfach auf einen Dualismus herunterbrechen? Kann moralisches Verhalten überhaupt gelehrt werden? Während sich Eleaonor an Kants kategorischen Imperativ abarbeitet, wird klar, dass ihre Ausgangssituation schon vertrackt ist. Ihre Motivation, sich zu ändern, liegt einer absolut selbstsüchtigen Intention zugrunde: Sie will aus Angst vor der Hölle im Good Place bleiben, obwohl sie es nicht verdient hat. Wie ätzend und egoistisch Eleanor wirklich ist, zeigt sich durch zahlreiche Flashbacks.

Die Idee, die großen philosophischen Fragen von Ethik, Moral und dem Leben nach dem Tod in ein knapp halbstündiges Comedy-Format zu stopfen, gelingt zum Auftakt von The Good Place hervorragend. Ob Eleanors ethische Erziehung allerdings über eine Staffellänge hinaus hinreichend Stoff bietet, ist fraglich. Punkten kann die neue Serie von Schur in erster Linie durch den großartigen Cast. Veronica Mars-Star Kristen Bell macht als Egomanin Eleanor eine charmante Figur, William Jackson Harper (der bald in Jim Jarmuschs
Paterson
zu sehen sein wird) ist der Professor, den wir uns an der Uni gewünscht hätten, und Ted Danson passt perfekt in die Rolle des Schöpfers Michael, der (fast) niemals aus der Ruhe zu bringen ist und nicht nur optisch Züge des klassischen Mad Scientists trägt. Ein reichhaltiges Ensemble von verschroben-liebenswerten Charakteren wie Parks and Recreation, das so sehr von unnachahmlichen Figuren wie Ron Swanson (Nick Offerman) und Leslie Knopes (Amy Poehler) lebte, kann The Good Place leider nicht bieten. Allerdings entfaltete sich erwähnter Vorgänger auch erst in der 2. Staffel zu voller Größe.

Was meint ihr, hat das Konzept "Veronica Mars trifft auf Kant" Bestand?

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