Als Wil (Austin Butler) vergangene Woche Gebrauch von seinen Elfensteinen gemacht hat, war es der erste Schritt Richtung Held. Auch Amberle (Poppy Drayton) zeigte sich proaktiv in diesem Punkt und akzeptierte als letzte verbleibende Auserwählte ihre Bestimmung. Wer die Teaser und Trailer zu The Shannara Chronicles jedoch aufmerksam verfolgt hat (oder sogar in Kenntnis der Romanvorlage aus der Feder von Terry Brooks ist), weiß, dass mit Wil und Amberle die zentrale Heldengruppe noch nicht komplett ist. Eine weitere Persönlichkeit fehlt im Kreis der Protagonisten, namentlich Eretria (Ivana Baquero), jene Roverin, die in den letzten Episoden zwar regelmäßig die Wege der anderen Figuren gekreuzt, sich allerdings nie auf ein gemeinsames Schicksal eingelassen hat. Changeling ändert diesen Umstand und schweißt das Trio - mehr oder weniger unfreiwillig - zusammen.

Als zentrales Motiv fungiert hierbei das Vertrauen, das zumindest zu Beginn der Episode zwischen Amberle und Wil vorhanden ist, ehe die ersten Minuten für eine Veränderung des Status Quo sorgen. Nachdem sich die Enkelin von Elfenkönig Eventine (John Rhys-Davies) ins Innere des Ellcrys begeben hat, wird sie mit einer weiteren düsteren Zukunftsvision konfrontiert und muss über ihren eigenen Schatten springen. "You're no hero", schreit ihr das Böse entgegen, doch Amberle setzt sich der Versuchung des Scheiterns zur Wehr und verdient sich dadurch die Gunst des Ellcrys in Form eines Samen, den sie nun zum Blutfeuer bringen muss, um die vier Lande zu retten. Ein Hoffnungsschimmer am Horizont; endlich strahlt die Sonne wieder in den Palast von Arborlon und lässt die nahende Bedrohung für einen kurzen Augenblick vergessen.

Bösewicht Dagda Mor (Jed Brophy) hat seine Augen und Ohren jedoch überall und erfährt umgehend von den Entwicklungen vor Ort, wenngleich er selbst nicht anwesend ist. Stattdessen kundschaftet die Gestaltwandlerin, die schon zuvor für Unordnung in den königlichen Hallen gesorgt hat, die Lage aus und bekommt umgehend den Befehl, Amberle zu töten, bevor sich diese überhaupt auf den Weg zum Blutfeuer machen kann - als würden Alfred Gough und Miles Millar absichtlich Gründe suchen, um das eigentliche Abenteuer, das nunmehr seit vier Episoden angeteasert wird, noch länger hinauszuzögern. Ob sich das Warten am Ende gelohnt hat, werden wir erst in den nächsten Wochen erfahren. Sicher ist nur, dass Changeling sichtlich Spaß daran hat, die Figuren im Verwirrspiel der Identitäten gegeneinander auszuspielen. Nicht zuletzt erhält Eretria aufgrund einer verhängnisvollen Verstrickung ärgerlicher Missverständnisse die Chance, zum Mittelpunkt des Geschehens zu werden.

Auf Drängen ihres (Nicht-)Vaters Cephalo (James Remar) schleicht sie sich in das Schloss, um Wils Elfensteine erneut zu stehlen. Der Druck ist groß: Kommt sie mit leeren Händen zurück, droht ihr ein noch größeres Unheil, als wenn sie von den königlichen Wachen geschnappt werden würde: "Cephalo is not my father. I'm his property. He bought me when I was a little girl. [...] So yeah, he would kill me." Da Wil seine Lektion aus der Pilotfolge allerdings immer noch nicht verinnerlicht hat und Eretrias verführerischem Charme machtlos unterlegen ist, scheint für die Roverin alles nach Plan zu laufen. Erst, als sich die dämonische Gestaltwandlerin einschaltet, beginnt das große Chaos - unterstützt von Bandons (Marcus Vanco) Visionen, die alles andere als hilfreich sind. Was folgt, ist ein unterhaltsames Hin und Her, das die Figuren geradezu provoziert, ihre Positionen zu überdenken. Einige von ihnen machen es zum Glück wirklich.

Eretria gerät in den Verdacht, für die Morde im Palast verantwortlich zu sein. Nach und nach setzen Amberle, Wil und Allanon (Manu Bennett) die einzelnen Plotbausteine zusammen, bis sie die Gestaltwandlerin als Urheber allen Übels entlarven. Ein ganz bestimmter Konflikt lässt sich dadurch trotzdem nicht auflösen, denn als Amberle herausfindet, dass Wil mit Eretria geschlafen hat (oder andersrum), entstehen (zugegebenermaßen erwartbare) Anspannungen. "I have no love for Eretria", beteuert der Halbelf in seiner Erklärungsnot und versucht den Spieß im letzten Moment noch umzudrehen. Jegliche Bemühung ist allerdings vergebens, denn spätestens, wenn Eretria mit den Details auspackt ( "But you should know that the struggle was mutual and lasted about an hour." ), steht Amberle der Zwangsverbündeten nicht nur sprachlos, sondern regelrecht feindselig gegenüber. Am Ende wollen sie sich nur gegenseitig verfluchen. In die Hölle müssen sie trotzdem gemeinsam gehen.

Anmerkungen am Rande:

Obwohl Bandon die meiste Zeit über etwas verloren im Raum steht, hat er für seinen traurigen Monolog über Heimat, Sehnsucht und Träume alle Sympathien und jegliches Mitleid dieser Welt verdient.
Eventine hat sich deine Antworten schon immer sehr gut zurechtgelegt. Auf ein "The Ellcrys has spoken. That ends the debate." folgt ein trockenes "No one deserves the crown". Alles geklärt.
In einer perfekten Welt würde Kristen Bell das Geschehen in The Shannara Chronicles kommentieren. "Spotted: Eretria and Wil. Careful Amberle!"
Lieblings-Herr-der-Ringe-Gedächtnisszene: Nachdem Amberle das Innere des Ellcrys betreten hat, offenbart sich ihr eine Welt in Trümmern - als wäre sie direkt in Osgiliath.
Spontane Star-Wars-The-Force-Awakens-Flashbacks: "I don't need you to hold may hand."
True dat: "You seriously have to stop with the mind reading."
Wil, Sprücheklopfer: "Is this your usual grave look or should I be worried?"
Aufrichtigste Empörung: "You're gonna die." - "Excuse me?!"
Subtilster Diss: "Allanon wasn't in my vision."

Was bisher geschah:

The Shannara Chronicles - Staffel 1, Episode 1: Chosen (1)
The Shannara Chronicles - Staffel 1, Episode 2: Chosen (2)
The Shannara Chronicles - Staffel 1, Episode 3: Fury

The Shannara Chronicles - Wir schauen Staffel 1, Episode 4

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