Warum Kreativität kein großes Budget braucht

12.08.2015 - 17:00 Uhr
Call of Duty: Black Ops 3
Activision
Call of Duty: Black Ops 3
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Der ehemalige Chef von Disney wendet sich mit einer gut gemeinten Botschaft an die Spieleindustrie: Kreativität bräuche keine Unmengen an Geld — das ist ein Argument, das im Bezug auf Indie-Spiele sicherlich zutrifft.

Kommerz und Kreativität teilen sich zwar den Anfangsbuchstaben, sind aber von ihrer Wesensart zwei nicht vereinbare Begriffe. Auch bei mir unbekannten Entwicklungskosten kann ich mit Sicherheit in den Raum werfen, dass ein Indie-Spiel wie das jüngst auf der E3 angekündigte Cuphead weitaus weniger Budget verschlingt, als ein Call of Duty: Black Ops 3. Während letzteres den bereits Teil der Serie ausmacht und mit altbekannter Schuss-Bumm-Tot-Formel daher kommt, wartet Cuphead mit einer noch nie dagewesenen Idee auf, die Call of Duty in puncto Kreativität um Längen schlägt.

Michael Eisner, ehemaliger CEO von Disney, kommt mit einer Botschaft, die möglicherweise für den einen als selbstverständlich und für den anderen als sehr erhellend erscheinen mag. Während seines Vortrags ,,From Gutenberg to Zuckerberg: The Eternal Interplay Between Content and Technology" (via gamesindustry) äußerte er sich zu den Punkten Kreativität und Wichtigkeit des Gehalts eines Mediums. Dieser hat zwei klare Nachrichten für die Spieleindustrie.

Erstens: Egal wie schnell sich Technologie auch verändere, der Inhalt sei das, was zählt.

Das Medium ist nicht die Message, die Massage mach das Medium. Die Technologie, die uns erlaubt Spiele auf Smartphones und Tablets zu spielen, ist fantastisch, aber wäre dieser Nutzen ohne die Spiele, die viele von euch im Publikum entwickeln? Viele Leute mögen Scrabble. Dies war ein Spiel, das man mit Freunden an einem Tisch spielen konnte. Jetzt spielen Millionen von Leuten eben Words With Friends auf ihren Smartphones.

Zweitens: Gute Unterhaltung benötige Kreativität, wobei deren Ausdruck kein hohes Budget benötige.

Gute Unterhaltung benötigt eine große Menge von außerordentlicher Kreativität. Kreativität ist herausfordernd, kann aber nicht definiert, vermehrt und auf ein Stück Papier gebracht werden. Aber hier sind großartige Neuigkeiten: Kreativität muss nicht teuer sein. Viele Leute begehen den Denkfehler, dass sich Unterhaltung steigert, wenn nur noch mehr Geld darauf geschaufelt wird. Das wurde als falsch bewiesen.

Als Beispiel für ,,günstige Kreativität" nennt er die ikonische Szene aus Jäger des verlorenen Schatzes, in der Indiana Jones seinen Widersacher, einen arabischen Schwertkämpfer, einfach erschoss. Der Film selbst sei außerdem mit einem recht kleinen Budget gedreht worden, wie Eisner angibt.

Nun möchte man ja gerne Eisner voll und ganz zustimmen und sich in seiner kunst-und kulturbewussten Grundhaltung bestätigt fühlen. Doch ganz so einfach ist es nun doch nicht: Das Problem ist, dass sich Film und Spiel nicht so einfach vereinen lassen, schon gar nicht wenn es um den Faktor Unterhaltung geht. Dieser Begriff unterliegt nicht nur der subjektiven Auffassung, sondern vielen anderen Faktoren, die ich hier nicht alle einzeln aufzählen kann.

Offensichtlichster Unterschied zwischen Spiel und Film ist wohl der Grad der Teilhabe: Einen Film zu schauen, ist passiv. Den Ablauf eines Spiel hingegen beeinflussen, ist eine aktive Tätigkeit. Das ist die Crux: Ein Call of Duty benötigt keine Kreativität, um mich zu unterhalten. Der Faktor, dass es ein Spiel ist, dass mein Eingreifen Resultate erzielt, dass ich Punkte sammle und Spieler am Ende der anderen Leitung ärgere, tut es.

Eigentlich wollte ich das Fass gar nicht soweit öffnen, aber jetzt hab ich es doch getan. Also kurzum: Call of Duty: Black Ops 3 ist in meinen Augen nicht kreativ, aber unterhaltsam. Immerhin kann ich Eisner darin zustimmen, dass Kreativität kein Ummengen von Geld benötigt. Cuphead und viele andere Indie-Spiele husten gerade andächtig auf.

Was macht für euch ein kreatives Spiel aus?

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