Wenn Late-Night-Talker zu den Waffen greifen...

14.01.2010 - 16:18 Uhr
NBC = Never Believe your Contract!
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NBC = Never Believe your Contract!
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In den USA entbrennt derzeit ein Kampf, der spannender und unterhaltsamer ist, als die eigentlich Sendungen es seit Jahren waren: der Krieg um Sendeplätze zwischen Conan O’Brien, Jay Leno und NBC…

Es war einmal vor langer Zeit, da stand der Sender NBC für qualitativ hochwertige Serien und traumhafte Einschaltquoten für seine Formate aus allen Bereichen. Und jeden Abend unterhielt Johnny Carson mit seiner Tonight Show die Amerikaner mit angenehm bissigem Humor. 30 Jahre ging das so, dann ging der “König der Late-Night” in Rente… Und da begann das Drama.

Der König dankte ab und sein Kronprinz wurde übergangen: Ursprünglich sollte David Letterman, der bis dato direkt nach der Tonight Show auftrat, die prestigereiche Sendung übernehmen. Aber entgegen aller Erwartungen, Absprachen und dem Wunsch des alternden Königs ging die Krone an Jay Leno, der die letzten Jahre Seite an Seite mit King Carson die Fernsehnacht regierte.

Es gab ein großes Getöse im Palast von NBC und als der Staub sich setzte, saß Jay Leno hinter dem Studioschreibtisch, empfing berühmte Gäste und scherzte zum Tagesgeschehen. David Letterman hatte sich beleidigt von NBC verzogen und bei CBS ein eigenes Format aufgebaut: die Late Show with David Letterman, die zum größten Konkurrenten der Tonight Show werden sollte.

Die Popularität von Jay Leno war jahrelang ein Garant für Quoten. Trotzdem sehnte NBC sich nach einem jüngeren Publikum und hoffte, das mit einem anderen Moderator erreichen zu können. Als 2008 bekanntgegeben wurde, dass Jay Leno 2009 durch Conan O’Brien ersetzt werden sollte, deutete Leno auch an, dass die Entscheidung hierzu nicht auf seinem Mist gewachsen war. Viel zu Jammern hatte er nicht, bekam er doch eine eigene Sendung als Ersatz, für die sogar an 5 Tagen die Woche Sendeplätze freigehalten wurden, die normalerweise für gutgehende Serien reserviert waren.

Dumm nur, dass es um NBC und seine Quoten allgemein nicht besonders gut bestellt ist. Und ein Primetime-Programm, das niemand sehen will, zog erwartungsgemäß nicht nur Leno, sondern auch die Tonight Show mit Conan O’Brien herunter. Jetzt sollen beide Sendungen nach hinten geschoben und eventuell gekürzt werden, um Platz für zuschaueranlockende Serien zu machen. Jay Leno kann das Recht sein, wäre er damit doch wieder auf seinem alten Tonight Show-Sendeplatz. Conan O’Brien geht jedoch nicht ohne Kampf: Diese Woche veröffentlichte er einen ungewöhnlich scharfen, offenen Brief. Er werde die Institution Tonight Show (und die nachfolgenden Programme) nicht gefährden, nur damit NBC sich keinen Fehlschlag eingestehen müssen. Und nein, er verlasse NBC nicht – er habe schließlich keine anderen Angebote…

Auch Leno ätzt gegen seinen eigenen Sender:

Ein derart spannender Kleinkrieg könnte uns auch mal ganz gut tun. Bleibt eigentlich nur noch die Frage, wie das deutsche Fernsehen diesen Quotenbringer aufgreifen und kopieren kann. Jetzt, wo Harald Schmidt wieder ohne Oliver Pocher unterwegs ist, wer bleibt da noch? Wir müssen doch nicht etwa die gnadenlos gescheiterten Late-Night-Talker Anke Engelke, Thomas Gottschalk oder Thomas Koschwitz wieder ausgraben, bloß um die Talkshowlandschaft ein kleines Bißchen so spannend zu machen wie die US-amerikanische, oder? Ein bißchen mehr Königsmord dürfte es hier schon sein…

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