Wir schauen Homeland - Staffel 1, Episode 9

25.03.2013 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Carrie Mathison: entspannt und ruhig wie immer.
Showtime
Carrie Mathison: entspannt und ruhig wie immer.
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Lange schlummerte der Verdacht, dass Brody ein Terrorist sein könnte, unter dem Familiendrama. In Episode 9 von Homeland lässt sich dieser nicht mehr von der Hand weisen.

Es ist keine Über-Episode, die wir hier vor uns haben. Dafür wird sie von zu vielen Flashbacks lahmgelegt. Trotzdem erfahren wir in Crossfire (in Deutschland: Issa) entscheidende Hintergrundinformationen, die für die verbleibenden drei Episoden der ersten Staffel von Homeland unabdinglich sind. Erstmals lernen wir die Wurzel von Brodys Motivation kennen und obwohl diese sehr klischeehaft scheint (ein kleiner Junge stirbt), wirkt sie dank der Bedeutung, die Homeland dem Familiendrama zumisst, glaubhaft. Aber ist Brody wirklich eine Gefahr oder sollte sich unsere Aufmerksamkeit nicht lieber auf Tom Walker richten, der in den Wäldern auf Menschenjagd geht?

Was passiert: Carrie (Claire Danes) kann und will nicht zusehen, wie das FBI die Jagd nach Tom Walker in den Sand setzt. Also betreibt sie in der Moschee, in der in Folge 8 zwei Unschuldige von einer Einsatztruppe erschossen wurden, Schadensbegrenzung. Sie bearbeitet den Imam, erfährt aber erst von dessen Frau entscheidende Informationen, die sie auf die Spur des ominösen Diplomaten aus der letzten Woche bringen. Den trifft Brody (Damian Lewis) ebenfalls, aber unfreiwillig. Nachdem er mit einer Verkäuferin über Vitaminwasser philosophiert, wird Brody in der Tiefgarage des Supermarkts entführt. Es stellt sich heraus, dass Abu Nazir (Navid Negahban) Verwendung für den Unwilligen hat. Wenn man vom Teufel spricht: In den letzten Minuten ruft Vizepräsident Walden (Jamey Sheridan) bei den Brodys an. Schnitt: Leonard Cohen singt “Everybody Knows” über den pointiert einsetzenden Abspann.

Die Agency: Mögen die Twists manchmal etwas abgehoben sein, entwickelt Homeland gerade aus den kleinen Details eine dramatische Eigendynamik, die bei einer Serie über einen Terror-Plot nicht zu erwarten wäre. Gemeint sind damit wiederkehrende Motive wie Saul (Mandy Patinkin), der im Angesicht des Todes das Kaddisch murmelt oder Brody, der vor dem morgendlichen Gebet in seiner Garage sorgsam die Hände wäscht. Issa, eine Episode, die sich zwischen einer Moschee, dem Heim eines Imams und einem muslimischen Haushalt in Damaskus bewegt, ist voll von diesen Momenten. Carries Beachtung der so entscheidenden Umgangsformeln beeindruckt allerdings am meisten. Sie trägt einen Schleier in der Moschee, weist den unfähigen FBI-Agenten an, die Schuhe auszuziehen und begrüßt den Imam ganz selbstverständlich auf Arabisch. Carrie bewegt sich in diesen Kreisen, als hätte sie nie etwas anderes gemacht. Wären wir hier auf einer Fanfiction-Seite, würde ich ihre Fähigkeit, mit Respekt und Anpassungsfähigkeit ans Ziel zu kommen, auf Lehrjahre bei Saul zurückführen.

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