Nicht erst seit Gran Torino, Flags of Our Fathers, Letters from Iwo Jima oder jüngst J. Edgar ist Clint Eastwood als Patriot mit Herz bekannt. Der Mann, der mit Western wie Für eine Handvoll Dollar oder Badass-Actionfilmen wie Dirty Harry seinen Ruf machte, steht für den klassischen, aufrechten U.S.-Bürger, der sich von oben wie von unten nichts sagen lässt, gleichzeitig aber nur das beste für seine Heimat im Sinn hat. In dem Superbowl Werbespot von Chrysler, der zur Halbzeit des Spiels ausgestrahlt wurde, zeigt er das mehr als jemals zuvor.
Auch in Amerika ist gerade Halbzeit. Die Leute haben keine Arbeit mehr und leiden darunter. Sie fragen sich alle, was sie tun müssen, um ihr Comeback zu haben. Nun sind wir alle verängstigt, denn das hier ist kein Spiel.
Nachdenklich kommt er eine dunkle Gasse heruntergelaufen. Der alte Mann mit der grummeligen Stimme, die niemals um die Dinge herumredet. Uramerikanisch bringt er seine tatsächliche Meinung mit Sportmetaphorik zum Ausdruck. Die Leute aus Detroit kennen sich damit schon etwas aus. Detroit war damals die Motor City, der führende Autohersteller Amerikas. Die Industrie brach zusammen und Detroit vewahrloste, raffte sich aber wieder auf. Das feiert Clint Eastwood und nimmt es zusammen mit der Detroiter Firma Chrysler als Aufhänger für einen Trost der Nation. Nach zahlreichen Rückschlägen durch Kriege und generelles Unverständnis der Menschen füreinander, könnten die Amerikaner nun sehen, was vor ihnen liegt.
Ganz Eastwoodianisch wird die Diversität des Melting Pot im Spot hervorgehoben. In regelmäßigen Abständen werden Menschen unterschiedlichster Hautfarbe in denselben Situationen gezeigt, dazu die Freiheitsstatue, Highways und nachdenkliche Blicke. Alles was jetzt zählt ist das, was vor uns liegt. Von woher kommen wir? Wie können wir zusammenkommen? Detroit hat uns gezeigt, dass es möglich. Und was für sie stimmt, das stimmt auch für uns.
Ob diese Art von Romantik und Nationalismus wirklich werbewirksam ist? Auf jeden Fall ruft sie dank Clint Eastwoods Stimme Gänsehaut hervor und ich bin absolut kein Patriot. Es ist ein wenig so, als würde ich einem immer noch gefährlichen Dinosaurier beim Brüllen zuhören. Als der Spot lief, tweetete auch Chevrolet, wahrscheinlich mit Tränen in den Augen, der Belegschaft seine Zustimmung: Danke für Ihr Vertrauen in Amerika. Aus dem Herzen von Detroit in ihr Heim senden wir Ihnen, dass wir genauso fühlen. Letztes Jahr produzierte Chrysler einen ähnlichen Spot mit Eminem, der in Detroit geboren wurde. Gegen so eine Stimme und so einen vor Patriotismus im Gehirn explodierenden Text kann der aber kaum anstinken:
Dieses Land wird nicht von nur einem Schlag K.O. gehen. Wir stehen sofort wieder auf und wenn wir das tun, wird die Welt das Gebrüll unserer Motoren hören. Ja, es ist Halbzeit, Amerika. Und unsere zweite Hälfte fängt bald an.
America. Fuck yeah.
Was haltet ihr von dem Spot? Zu patriotisch?