Harry Potter und die Heiligtümer des Franchise

17.07.2011 - 08:00 Uhr
Harry Schotter
Warner Bros./moviepilot
Harry Schotter
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Wir haben wieder einige Nachrichten diese Woche zu lesen bekommen, die unsere Gedanken zirkulieren ließen. Wir halten aber nicht inne, sondern lassen im Aufreger der Woche Luft ab.

Niemand möchte ein beinahe 100 Jahre altes Unikat des großen Charlie Chaplin? Ein Grund, sich an den Kopf zu fassen. Die BluRay zu Steiner – Das Eiserne Kreuz hat eine asynchrone Tonspur? Schlamperei! Aber wir haben ein anderes Thema gewählt, über das wir uns echauffieren, denn es ist hochaktuell.

Der Aufreger der Woche behandelt diesmal Pottermore und das ausufernde Franchise-Denken.

No more Pottermore
Jeder Mensch von Mikronesien bis Kiribati weiß, dass mit Harry Potter und die Heiligtümer des Todes 2 das finale Kapitel der Zauberer-Saga im Kino kommt. Fans allerorten feiern und trauern gleichermaßen, wenn der Junge mit dem Blitz auf der Stirn und seine Freunde die entscheidende Schlacht schlagen. Einerseits wird das für sie ein episches Erlebnis, andererseits kommt nichts Neues nach. Aber halt! Da kommt doch noch was! Im Internet gibt es die Seite www.pottermore.com, die den Hype um Harry Potter weiter auf Temperatur hält. Was dieses Portal zu bieten hat? Nichts, zumindest derzeit. Es gibt nur die Möglichkeit, seine e-Mail zu hinterlassen und auf den 31. Juli zu warten, denn dann gibt es wieder volle Kanne Potter – und das Franchise spuckt noch mehr Moneten aus.

Die Philosophie der Unendlichkeit
Um es gleich einmal klarzustellen: Das ist weder ein Angriff gegen Harry Potter, noch gegen marktwirtschaftliche Prinzipien. Die Bücher um den Schüler der Magie haben immerhin einige junge Menschen dazu bewegt, mal zu lesen. Und auch die Filme sind gelungen. Ja, sogar die Markteingkampagne ist völlig ok. Es ist ein Geschäft, das Angebot folgt der Nachfrage, und die war und ist hoch. Es geht eigentlich um das Denken an sich, es geht um die Franchise-Philosophie. Aus jedem Produkt – und letztlich sind Filme das – wird auf Biegen und Brechen Kohle rausgedrückt. Zauberstäbe für 39,95 Euro, Hermines Kristallkette für 64,90 Euro, der Themenpark The Wizarding World of Harry Potter in Orlando – alles, aber wirklich alles wird auf den Markt geworfen, Hauptsache, der Erfolg hält noch eine Weile an.

Immer mehr
Pottermore ist da nur ein weiteres Kapitel im Franchiseausdehnen. Was soll da noch kommen? Harry Potter wird es als e-Book geben, es kommen Spiele und anderes Gedöns, aber ganz sicher wird der derzeitige Status der Kostenlosigkeit auf der Seite nicht beibehalten. Es ist das gute Recht von J.K. Rowling und ihren Partnern, damit Geld zu verdienen. Aber muss denn wirklich so dermaßen die Schraube überspannt werden? Reicht es nicht irgendwann? Das gilt ja nicht nur für Harry Potter, sondern zum Beispiel auch für Fluch der Karibik oder andere Franchises. Teil 50 wird auch noch produziert, eine Charge Kaffetassen mit dem Konterfei der Hauptfigur, in China hergestellt und den Fans hierzulande angedreht, geht auch noch und wenn es so gut läuft, finden sich sicher noch einige Ideen, die Kuh zu melken bis ihr der Euter abfällt.

Ein gutes Produkt, das obendrein auch noch prächtig funktioniert, verführt natürlich dazu, es langfristig anzubieten. Aber nichts ist für die Ewigkeit, manche Dinge bekommen mit einem ausartenden Franchise einen ganz faden Beigeschmack. Was wäre, wenn es nur Saw 1 gegeben hätte? Wie würde George Lucas gesehen werden ohne Episode 1-3? Es muss nicht alles so lange produziert und angepriesen werden, bis es auch noch dem Letzten zum Halse raushängt. Aber das ist ein Kampf gegen Windmühlen und eben ein echter Aufreger der Woche.

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