Invasionsfilme & andere Dystopien im Kalten Krieg

26.08.2013 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
The Incredible Shrinking Man
Universal Pictures
The Incredible Shrinking Man
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Der amerikanische Science-Fiction-Film im Kalten Krieg zeichnet sich durch Invasionsängste und Ablehnung fremder Ideologien aus, während sich langsam eigenständige Computer und atomare Gefahren ins Bewusstsein schleichen.

Nach dem 2. Weltkrieg
Während die dystopische Literatur Mitte des 20. Jahrhunderts mit Goerge Orwells 1948, Ray Bradburys Fahrenheit 451 und Anthony Burgess Uhrwerk Orange drei zeitlose Werke dystopischer Gesellschaftsmodelle hervorbrachte, waren die amerikanischen Kinos nach dem zweiten Weltkrieg mit anderen Themen beschäftigt. Auch der Mond und die Atombombe schienen wichtig, doch die Invasion als Unterwanderung der Gesellschaft oder Truppeneinmarsch thronte unangefochten an oberster Stelle.

Mehr: Teil 1 – Gesellschaftsängste als Science-Fiction-Geschichte
Mehr: Teil 2 – Die Anfänge des dystopischen Sci-Fi-Films
Mehr: Teil 4 – Terminator, RoboCop & die Geburt des Cyberpunks
Mehr: Teil 5 – Gentechnik & Simulationen als Horrorvorstellung
Mehr: Teil 6 – Menschliche Technisierung als neue Hiobsbotschaft

Der Kalte Krieg
Beinahe alle im Gedächtnis gebliebenen, amerikanischen Sci-Fi-Filme der 1950er Jahre handeln von einem heimlichen Einmarsch, einer nicht vorhergesehenen und übermächten Invasion an „ideologischer Vergiftung“, wie Thomas Koebner in Filmgenres: Science Fiction schreibt. Die Hollywood-Fabrik verstand dabei die USA als verwundbaren, sozialen Körper, der dem vergifteten Kommunismus der UdSSR trotzen müsste. Mit den zahlreichen Darstellungen blutrünstiger Außerirdischer, welche aggressiv auf alle Friedensangebote reagieren, gab sie Schützenhilfe und machte die „rote Gefahr“ zu einem geflügelten Wort.

Auch wenn der zweite Weltkrieg beinahe nahtlos in den Kalten Krieg überging und die Aufrüstung der USA und der UdSSR kein Ende zu nehmen schien, war die Gefahr, welche vom Kommunismus ausging, keine „realpolitisch“ große. Das nationalsozialistische Deutschland hatte bei weitem nicht zu einer solchen filmischen Hysterie geführt.

Angst vor der heimlichen Invasion
In Kampf der Welten aus dem Jahr 1953 von Byron Haskin), basierend auf H.G.Wells Romanvorlage aus dem Jahr 1898, stellen – wie in beinahe allen Invasions-Filmen der 50er Jahre – Aliens die abzuwendende Gefahr dar. Spoiler Als übermächtige, tödliche und technisch überlegene Gegner sind es jedoch am Ende sie, welche an Bakterien in unserer Luft sterben. Spoiler Ende

Während Kampf der Welten den brutalen Einmarsch fremder Truppen darstellte, unterwanderten in Die Dämonischen 1956 und Das Dorf der Verdammten 1961 die Außerirdischen die Menschheit ohne sich selbst zu zeigen. Sie traten in menschlicher Form auf oder beherrschten menschliche Körper und waren optisch nicht von den freundlich gesinnten, „normalen“ Menschen zu unterscheiden. Die wachsende Einschränkung der Freiheit im eigenen Land vermischte sich hier mit dem Verlust des eigenen Willen.

Angst vor der nuklearen Katastrophe
Natürlich war auch der Atomkrieg ein brisantes Thema zu jener Zeit im Angesicht des drohenden Bombenfalls. Den vermeintlichen Atomkrieg weniger militant darstellend sind Der Tag, an dem die Erde stillstand von Robert Wise und Die unglaubliche Geschichte des Mister C. von Jack Arnold zwei unvergessliche Filme der 50er-Jahre. Robert Wises Antikriegsfilm bringt den außerirdischen Botschafter Klaatu auf die Erde, um die Menschheit vor ihrer Vernichtung aufgrund unkontrollierter Verwendung von Atomwaffen zu warnen. Die unglaubliche Geschichte des Mister C hingegen verfolgt das Einzelschicksal eines Opfers atomarer Bestrahlung, welches bis zum schlussendlichen Verschwinden an Größe verliert.

Den Höhepunkt des Films zur Zeit des Kalten Kriegs markierte Stanley Kubricks Verfilmung des Romans „Red Alert“ von Peter George mit dem Titel Dr. Seltsam, oder wie ich lernte, die Bombe zu lieben im Jahr 1964 als Atombomben- und Militär-Satire.

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