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Meine Top 20 Hip-Hop-Alben der 2010er Jahre (bislang!)

13.03.2016 - 21:18 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
7 meiner Lieblingsrapper dieses Jahrzehnts
1st & 15th, Cash Money, Aftermath, Psychopathic, ersguterjunge, Macklemore & Ryan Lewis, Roc-a-Fella
7 meiner Lieblingsrapper dieses Jahrzehnts
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Der Titel sagt alles aus.

Ich höre sehr gerne Hip-Hop und bislang hatte dieses Jahrzehnt einige Bretter zu bieten. Obwohl es gerade hetzt keinen Grund dazu gibt - Young Thugs Debut kommt ja erst in 2 Monaten raus - hatte ich einfach Bock drauf, meine 20 liebsten uzu präsentieren. Ob inhaltlich reichhaltig, stylisch, technisch versiert, crazy, überproduziert, minimalistisch, perfektionistisch oder rau - hier ist alles mögliche dabei. Freilich alles subjektiv und nach meinem Empfinden. Kleine Anmerkung: ich habe Nicki Minaj nicht in die Liste aufgenommen, da sich ihre Alben zumeist zur Hälfte im Pop und Dance wiederfinden. Mal mehr, mal weniger. Mixtapes zählen genauso als Album. Verstanden? Dann los!

20. Big Sean - Dark Sky Paradise (2015)

Big Seans drittes Studioalbum liegt unter dem Schatten der Ominösität, und der dunkle, trostlose Anstrich steht dem Rapper äußerst gut. Religiöse Symbolik, triebhafte Urinstinkte und tristlose Soundeffekte und Beats vermischen sich mit dem Wunsch nach Wohlstand, Sex und Ruhm. Die Musik lässt ein Kopfkino eines Imperiums im Regen entstehen. "I'm addicted to a lot of crazy shit". Big Sean klingt nie glücklich, eher wie ein Süchtiger auf der Suche nach dem nächsten Schuss. Mehr Geld, mehr Sex, mehr Ruhm. Und nie ist genug. Und doch stellt sich nie Glück ein. Eher will man die ganze innere Scheiße mit Oberflächlichkeit betäuben.


19. Eminem - Recovery (2010)

Nach den gemischten Kritiken von "Encore" und "Relapse" durch ihren hohen Anteil an Blödelhumor hat Eminem sein Alter Ego Slim Shady suspendiert und sich herangesetzt, um ernsthafte und poetische Texte zu verfassen. Der amtierende beste noch tätige Rapper befreite seinen Kopf und veröffentlichte - auch durch die Verpflichtung vieler unterschiedlicher Produzenten - sein mit Abstand ernstestes und seriösestes Album. Selbst die obligatorischen Provokationen wirken deutlich getriebener, seinen typischen Themen wie Misogynie werden ganz neue Blickwinkel eröffnet. Hymnen wie "Not Afraid" und hintergründige Balladen wie "Love the Way you Lie" bieten etwas für jedermann. Zusätzlich gibt es auf "No Love" den besten Verse von Lil Wayne aller Zeiten.


18. Kendrick Lamar - Good Kid, M. A. A. D. City (2012)

Herr Lamar gilt als der heißeste nächste Anwärter auf das derzeit von Eminem besessene Amt des Best Rapper in the Game. Mit "Good Kid, M. A. A. D. City" legt der experimentierfreudige Conscious Rapper bereits den Grundstein, um sich diesen Titel anzueignen (ich finde ja, ein anderer Newcomer hat diese Ehre noch etwas mehr verdient, aber dazu später mehr). Durch sein Zeichnen von musikalischen Psychogrammen, seine nahezu schauspielerischen Performances und seine intertextuellen Bezüge kann Lamar ein komplexes Gesamtwerk erzeugen, welches beinahe einem Konzeptalbum ähnelt, ein Mosaik gewissermaßen, welches zusammengesetzt die Welt der M. A. A. D. City ergibt. Nicht selten handelt es sich bei den düstersten, markabersten Momenten um die realsten Probleme der Welt, etwa Alkoholsucht.


17. Kollegah - King (2014)

Kollegah bastelt mit der deutschen Sprache wie Neal in Art Attack, und das mit unvergleichlicher Coolness. Vergleiche, Doppeldeutigkeitigkeiten, Binnenreime, Wortspiele, Homonyme, Homophone, Zerlegung von Redewendungen, Erwartungen, etc., und daa mit anspruchsvollem Flow. Sätze sind sein Legospiel und Worte seine Bausteine. "Sie ist wie ein Zahnarzt - nur Lückenfüller". "King" ist sein bislang bestes Album, es beinhaltet eine durchgehend hochwertige Qualität und dauerhaft exzellent produzierte Beats.


16. Lupe Fiasco- Lasers (2011)

Die Veröffentlichung von Lupe Fiascos drittem Studioalbum "Lasers" ist eine dornenhafte Geschichte von Krieg, Idealismus und Aufopferung. Krieg zwischen Lupe Fiascos Fans und dem Label Atlantic, welches die Veröffentlichung des Werkes verzögerte. Idealismus, denn auch unter Vertrag einer großen Plattenfirma hat Lupe nichts von seinem Linksradikalismus verloren und spricht selbst die gefährlicheren Terrains der amerikanischen Politik ungeschönt an. Aufopferung, weil man sich nach langen Protesten doch durchsetzte und das Album ein voller Erfolg war. "Lasers" bietet provokante, aber nicht minder poetische und intelligente Texte, sowie melodiöse, poppige Beats, die durchaus Charthits entsprungen sein könnten - inhaltlich aber nicht jedem schmecken werden.


15. Various Artists - Mykki Blanco presents C-Ore (2015)

Es ist zwar immer noch nicht das lang angekündigte Debutalbum des aufstrebenden LGBT-Rappers Mykki Blanco, der sich auf YouTube schon eine kleine Fanbase angelacht hat, aber es ist bereits ein guter Vorgeschmack, was einem erwarten könnte. Das Album ist ein Kollaboprojekt von Blanco, Violence, Psychoegyptian und Yves Tumor, und zeigt, dass es diese Rapper faustdick hinter den Ohren haben. Die aggressiv-sexuelle Natur der vorwiegend im Horrorcore-Subgenre angesiedelten Tracks ist genau die richtige Herangehensweise, um sich als LGBT-Musiker in dee Szene zu etablieren. Hier wird knallhart auf den Tisch bewiesen, dass man sich mit MCs wie Blanco nicht anlegen sollte, denn er hat unter seinem Kleid ganz schön Eier.


14. Tech N9ne - Special Effects (2015)

Rapmaschine Tech N9ne liefert auf seinem Geniestreich "Special Effects" ein bizarres, emotionales, radikales und auch spaßiges Robo-Meisterwerk ab. Wie gewohnt gibt es krasse, verzerrte, nicht selten dem Hardcore-Dubstep entlehnten Beats und Speedraps, die sich als technisch versierter denn je erweisen. Von den überdurchschnittlich brillanten Reimen und im positiven Sinne effektharscherischen Techniken abgesehen legt der Umstand, dass es sich um das erste Album nach dem Tod seiner Mutter handelt, einen besonders schwermütigen Charakter über weite Strecken der Musik. Kritischer gegenüber Politik, Gesellschaft und Religion eröffnet uns Tech N9ne auf dieser CD sein Herz - nicht aber ohne dazwischen zu beweisen, dass Rapmusik auch einfach nur protzig klingen kann, vor Allem, wenn man genauso schnell rappt wie die namensgebende Waffe schießt. Auch die Gastbeiträge von unter Anderem Eminem, E-40 oder Lil Wayne können sich sehen lassen.


13. Bushido & Shindy - Cla$$ic (2015)

Wenn die 2 größten Namen im deutschen Rap ein gemeinsames Album veröffentlichen, wind die Erwartungen enorm hoch - auch, wenn man nur 50% der Interpreten toll findet. Dem Album hilft, dass man sich große Ziele setzte: es sollte das deutsche "Watch the Throne" werden - und das ist es geworden. Shindy hat sich von Bushidos Schüler zu seinem gleichgestellten Partner erhoben - Gangstarap ist ein alter Hase, Hipsterrap ist das neue in. Und Shindy ist auf dem besten Weg, in seine Fußstapfen zu treten. Die Songs auf "Cla$$ic" sind trotz des unterschiedlichen Stils der beiden Rapper perfekt aufeinander abgestimmt - Shindy ist um einiges ernster und düsterer, Bushido weniger provokant. Die beiden eineinhalbminütigen Solotracks zeigen die individuellen Merkmale, der Rest ist eine perfekte Fusion. Eine ominöse, nahezu okkulte Schau der Überheblichkeit.


12. Future - Honest (2014)

Ich gebe es zu: es ist gemogelt. Ist das Album an sich bereits definitiv eines meiner 20 liebsten Genrewerke dieses Jahrzehnts, ist die hohe Platzierung auf der Liste aber vor Allem den 5 Bonustracks der Deluxe Edition zu verdanken, die das Gesamtwerk noch etwas abrunden. Von einigen als die Zukunft des HipHop angesehen (versteht ihr? Weil er Future heißt! Hahaha!), von anderen als sein Untergang. Ich werde nicht abstreiten, dass sein Werk reiner Style over Substance ist. Quasi dessen Verkörperung. Und Autotune-Hatern wird die bunte Haarpracht ausfallen. Wie die diversen Drogen, die Future einnimmt, ist das gesamte musikalische Konstrukt ein einziger Rausch aus spacigen Formen, futuristischen Stimmen und außerirdischen Sounds. Bei einem so fremdartigen Hörerlebnis ist der Inhalt doch zweitrangig.


11. Macklemore & Ryan Lewis - This Unruly Mess I've Made (2016)

Der riesige Erfolg des Debutalbums "The Heist" wirft seinen übermächtigen Schatten auf diesen Nachfolger. Das jüngste Album dieser Liste schildert auf intelligente Weise, was Macklemore in den 4 Jahren zwischen den beiden Alben erlebt hat. Wenngleich er nahezu einhellig positive Kritiken bekommen hat, einige Grammies gewinnen konnte und in bombastischem Ausmaß den kommerziellen Durchbruch schaffte, so musste er auch die Schattenseite des Ruhnes kennenlernen, er spürte Ausbeutung durch die Medien und hatte einen Rückfall in die Drogensucht. Trotzdem ist "This Unruly Mess I've Made" selbst in seinen introvertiertesten, selbstreflexivsten Momenten immer noch ein sehr positives Album. Lebensgefühl pulsiert in jeder von Megahipster Ryan Lewis überproduzierten Minute. Wenn ihr mal in Österreich seid: geht ins Donauzentrum in Wien und stöpselt euch "Downtown" in die Ohren. Atment den puren Zeitgeist der 2010er und dankt mir später.


10. Shindy - NWA (2013)

Der Überraschungserfolg von Shindys Debutalbum (und auch den beiden Nachfolgewerken) hat die deutsche Rapszene aufgemischt. Plötzlich war da jemand, der sich dem ganzen Gangstawahn widersetzt und trotzdem weniger Pop ist als Cro. Jemand, der auf Humor, Scheiß-drauf-Attitüde, Wortspiele und Egomanie setzte, das Ganze aber mit unheimlich viel Augenzwinkern. Shindy versucht nicht mal, als Straßenrapper durchzugehen - trotzdem ist er Vollbluthiphopper. Seine Vorbilder: Kanye West und Drake. Sein Mottos: "die Welt ist nicht genug, der Himmel ist die Grenze" und "Ich bleib easy und ich chill". Er macht Vergleiche wie Lil Wayne und verwendet den Hashtag-Flow wie Big Sean - aber mit der Original-Shindy-Attitüde.


9. Eminem - The Marshall Mathers LP 2 (2013)

Zwei der größten Plot Twists der modernen Musikgeschichte befinden sich auf "The Marshall Mathers LP 2". Der erste befindet sich im Opener "Bad Guy", und damit verknüpft der zweite: das Album hat tatsächlich etwas mit dem ersten Teil zu tun. Nach Lil Wayne's "Tha Carter"-Reihe, die 5 Volumes lang keinen Zusammenhang aufwies, Jay-Zs "Blueprint"-Saga, mit der es sich ähnlich verhält und nochmal Lil Wayne mit seinen zwei "I am not a Human Being"-Alben, konnte ich es kaum glauben. Ich meine: nicht einmal der antikommerzielle Lupe Fiasco hat es fertiggebracht, seine 2 "Food & Liquor"-CDs zusammenhängend zu gestalten! Eminem hat es eben immer noch drauf. "The Marshall Mathers LP 2" ist sein bestes Werk seit "The Eminem Show". Es wirkt wie einst frisch und voller Energie, wortgewandt, zwischen Ernst und provokantem Humor pendelt und anders als beim Vorgänger ist Slim Shady wieder da! Trotz tiefergewordener Stimme: da kommt Nostalgie auf!


8. Kanye West - Yeezus (2013)

Nach dem perfekt produzierten und auf den Punkt gebratenen Epos "My Beautiful Dark Twisted Fantasy" sowie 2 sorgfältig ausgearbeiteten Kollabo-Projekten brachte Kanye West ein selten raues, rohes und rasendes (auch gut ins Englische als "rough, raw and raging" übersetzbar) Album heraus, welches er bis zum Platzen mit wütenden, aggressiven und übergeschnappten Rantereien aller Art gefüllt hat. Mit angespannter Stimme, pulsierenden Adeen und rauschigen, unsauberen Synthesizern geht der selbsternannte Gott "Yeezus" ungebremst auf 180 und zerlegt alles, was ihm in seiner blasphemischen Egomanie im Wege steht. Die Sicherungen durchgebrannt wird aber auch Rassismus der Garaus gemacht. Aber nicht mehr so subtil wie zu "The College Dropout"-Zeiten. Nein, jetzt ist er eine Feuerwalze geworden. Immerhin ist er ja mit Jesus per du, da kann er sich das leisten (Quelle: Track 3 - "I am a God").


7. Various Artists - G. O. O. D. Music: Cruel Summer (2012)

So muss ein Labelsampler aussehen: jeder der Beteiligten gibt sein absolut Bestes, und das Album ist hochwertig produziert als würde es sich um ein Soloalbum eines der Künstlers handeln - Produzent Kanye West legte sich ordentlich ins Zeug. Die einzelnen Musiker werden zu Höchstleistungen angetrieben, von West über Big Sean und Pusha T bishin zu John Legend, vielleicht wollte man es den anderen nicht vergönnen, im Rampenlicht zu stehen? Teilweise hat man das Gefühl, man wollte sich gegenseitig die Show stehlen, was der Qualität des gesamten Albums nur gut tut. Da können sich die Kollegen von Young Money mal was abschneiden - deren Labelsampler klingen bekannterweise öfter mal wie Outtakes.


6. Lupe Fiasco - Food & Liquor II: The Great American Rap Album, Pt. 1 (2012)

Lupe Fiasco, radikal und kontrovers wie immer, beschreibt mit einzigartigen Formulierungen und Raptechniken die Missstände und Probleme der amerikanischen, aber auch der Weltbevölkerung, der Gesellschaft und des kapitalistischen Systems. Dabei neigt er zwar zur Überdramatisierung bzw. zur an Michael Moore erinnernden Hypereinseitigkeit, niemand könnte aber beanstanden, seine Musik wäre inhaltslos. Der Hardcore-Feminist, -antikapitalist, -politaktivist und -linksliberale wurde durch seine Major Label-Probleme nur bestärkt. Lu beweist einmal mehr seine poetischen und intellektuellen Fähigkeiten, inklusive einem Hang zur Theatralik und zum Geschichtenerzählen. Besondere Empfehlungen: Unforgibable Youth und Bitch Bad. Und ja, der zweite Titel ist ein Köder a la Sucker Punch.


5. Insane Clown Posse - The Mighty Death Pop! (2012)

Es hat doch etwas gedauert, doch mit "The Mighty Death Pop!" haben Violent J und Shaggy 2 Dope, zusammen mit Produzent Mike E. Clark (von dem sie sich zeischenzeitlich fatalerweise trennten), zu alter Größe zurückgefunden. Nach missglückten Versuchen, in das Metalgenre umzusteigen, Conscious HipHop zu machen, oder sich schlicht und ergreifend gar keine Mühe zu geben (*hust* Bizaare und Bizzare *hust*), zählt die zweite Joker's Card des neuen Decks zu ihren besten Werken. Auffällig ist der ungewöhnlich hohe Anteil an gewissenhaft umgesetzten und ernsteren Songs - egal, ob es sich hierbei um Horrorcore oder den ein oder anderen tiefergehenden Gedankenstrang handelt. "Chris Benoit" ist vielleicht das unheimlichste Stück der ICP seit "Echo Side". "Where's God" gelingt der Grad zwischen Inhalt, Humor und der Dark Carnival-Mythologie. Und auch die üblichen Serienkillerfantasien dürfen nicht fehlen - hier trifft es aber zumeist die Richtigen.


4. Jay-Z & Kanye West - Watch the Throne (2011)

Was anderes als ein Meisterwerk sollte dabei rauskommen, wenn die beiden Genregrößen Kanye West und Jay-Z gemeinsame Sache machen? Sie sind Freunde und haben Gott sei Dank genug Ego, um dem jeweils anderen ständig übertrumpfen zu wollen, was die Performances und Verse natürlich deutlich bereicherte. Die Beats: oftmals eher theatralische und extravagante moderne Symphonien als Hip-Hop im klassischen Sinn. Oder Dubstep. Oder doch 90s Nostalgie. Kurzum: exakt das abwechslungsreiche wie reichhaltige Meisterstück, dass man sich erwartet. Überraschend nur, dass Ye Jay fast im Alleingang den letzten Song des Werkes interpretieren lässt. Naja, dafür ist er eals Produzent ein ganz schöner Showoff.


3. Macklemore & Ryan Lewis - The Heist (2012)

Macklemore ist vielleicht die größte Errungenschaft, die die Rapszene dieses Jahrzehnt machen konnte, Ryan Lewis einer der besten Produzenten, die das Genre für sich gewann. Dabei waren die Aussichten auf Erfolg nicht gerade die besten, doch das Duo hat es auf eigene Faust und mit ordentlich Hilfe von YouTube und co. bis ganz nach oben geschafft. Obwohl Macklemore so gar nicht dem typischen Bild eines Rappers entspricht gelang es ihm durch seine großartigen Rapskills, seine modernen Inhalte und eine gekonnte Mischung aus Humor und Ernst, in der Szene ernstgenommen zu werden. Seine Texte und Performances bringen - auch, weil sie Genreklischees oftmals stark gegenüberstehen - den frischen Wind in die Rapkuktur, der schon lange nötig war und die dem Zeitgeist der heutigen Jugend entspricht. Gleichberechtigung für Homosexualität, Kritik an großen Marken, Selbstreflexion MIT Hoffnungsschimmer und positiver Attitüde. Zeitgerechter Conscious Rap at its Best. Man sollte aber auch nicht vergessen, dass Ryan Lewis die andere Hälfte des Duos darstellt, denn ohne seine unglaublichen Beats (auch ein Instrumental ist auf dem Album zu finden) wäre es nur der halbe Spaß.


2. Drake - If You're Reading This It's Too Late (2015)

Seinem besten Album spricht Rapper Drake selbst den Albumstatus ab. Es wäre nur ein Mixtape, meint er, selbst, wenn sein Label da anderer Auffassung ist. Gerade dieses bekommt auf dem besonders gewissenhaft ausgeklügelten "If You're Reading This It's Too Late" (der Titel richtet sich direkt an Cash Money-Chef Birdman, der nach Auslaufen des Vertrags keine Macht mehr über den Hit-Rapper hat) sein Fett weg: "I got rap niggas that I gotta act like I like / But my acting days are over, fuck 'em niggas for life!" heißt es auf "Energy". Auch sonst bleint der Ausnahmerapper persönlich, rappt über seine Vergangenheit in Toronto ("the 6", wie er dazu sagt), Beziehungen und Ex-Beziehungen, Kollegen, Familie, und sonstige Erlebnisse seines Lebenswegs. Dabei switcht er oft von Rap in einen monotonen, und dennoch melodischen Singsang, der der Musik oft eine bluesige Note gibt. Weiters bietet die CD einige der besten und trippigsten Trapbeats, die es da draußen gibt. Instantklassiker.


1. Kanye West - My Beautiful Dark Twisted Fantasy (2010)

Ich stimme mit den meisten Musikkritikern überein, dass "My Beautiful Dark Twisted Fantasy" ein Jahrhundertalbum ist. Ein Album so opulent, so überproduziert, so bombastisch, so episch und so sehr vom Progressive Rock inspiriert, gab es in der Hip-Hop-Geschichte bislang noch nie. Nur ein Künstler wie Kanye West, der stets zwischen Genie und Wahnsinn pendelt wie eine Stockuhr. Wie der Titel nahelegt, erläutert uns Kanye darauf einen Blick in seine verdrehte, von Komplexen und Psychosen geplagte Seele. Ein Hoch und Tief aus Exzess: Drogen, Sex, Egomanie. Immer und immer wieder bis zur Besinnungslosigkeit. "Monster" nennt er sich. 9 Minuten lang wütet er über seine Hater auf "Runaway", die letzten 3 Minuten davon mit durch Autotune in eine künstliche E-Gitarre verwandelter Stimme. Klaviere, Trompeten, Gitarren, Streicher - nichts wird hier klein geschrieben. Das ist fast schon kein Rapalbum mehr - das ist eine moderne Hip-Hop-Rockoper.

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