Die wohl überraschendste Casting-Meldung der Woche kommt aus Großbritannien: Jack Gleeson, der uns als sadistischer König Joffrey aus Game of Thrones lebhaft in Erinnerung geblieben ist, hat für eine neue Serie unterschrieben. Zuvor war der Darsteller 6 Jahre lang untergetaucht - eigentlich wollte er sich fortan auf eine akademische Laufbahn konzentrieren.
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Sein Comeback in der Komödie Out Of Her Mind ist ein absoluter Glücksfall, denn Gleeson hat bewiesen, dass er vor die Kamera gehört. Nachdem er für seine offenbar zu gute Darstellung des Joffrey teils aber sogar persönlich angegangen wurde, können wir nur hoffen, dass seine Rückkehr auf die Bildschirme angenehmer verläuft.
Was wäre Game of Thrones ohne Joffrey Baratheon?
Mir müssen nicht lange drum herum reden: Joffrey Baratheon aus Game of Thrones war wirklich kein Sympath. Er verkörperte den Prototyp eines verwöhnten Teenagers, der in seiner Stellung als König obendrein keine Courage zeigte, als es darauf ankam. Er liebte es, sich seiner Macht durch Gewalt und Grausamkeit zu versichern. Mit Ned Stark hat er den Tod des ersten Publikumslieblings der Serie zu verantworten. Die Liste der Verfehlungen ist lang.
Die Premiere der Staffel 4-Episode Der Löwe und die Rose markierte für viele Zuschauer daher durchaus nachvollziehbar einen Festtag: Niedergestreckt durch vergifteten Wein bilden Joffreys kreidebleiches Gesicht, seine goldblonden Haare und seine blutunterlaufenen Augen hier einen geradezu betörenden farblichen Kontrast.
Bis dahin war es vor allem eine Szene aus Staffel 1 gewesen, die die Anti-Joffrey-Fraktion maßgeblich beglückte: In der Folge Der Königsweg fängt sich der älteste Sohn von Cersei und Jaime gleich drei Ohrfreigen durch Tyrion ein. Auf YouTube existiert dazu sogar ein zehnminütiger Supercut.
Game of Thrones: Jack Gleeson und ein toxisches Fandom
Was einige Game of Thrones-Fans aber einfach nicht einsehen wollten: Jack Gleeson ist nicht Joffrey, er spielt ihn lediglich. Es ist in Ordnung, eine fiktive Figur nicht zu mögen, niemals jedoch verdient diese Verachtung auch der Darsteller dahinter. Wenn ein Charakter so gehasst wird wie Joffrey, bedeutet das in erster Linie: Gleeson hat einen fantastischen Job gemacht.
Zwar waren es offiziell nicht (nur) die Reaktionen der Fans auf Joffrey, die Jack Gleeson zwischenzeitlich von der Schauspielerei wegtrieben, doch bei einem Q&A in Dublin gab der Schauspieler direkte Einblicke in diese denkbar unschöne Seite seiner Rolle: Teile des Publikums begannen irgendwann damit, auch ihn persönlich anzugehen.
Selbst Jahre nach Joffreys Tod kann so mancher Game of Thrones-Fan Realität und Fiktion offenbar nicht auseinander halten. Diesen traurigen Beweis liefern nun vereinzelte, leider unironische Antworten auf Twitter nach der Ankündigung von Gleesons Bildschirm-Comeback:
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Schon Monate vor dem Start von Out of Her Mind scheint es daher sicher nicht verkehrt, sich Folgendes in Erinnerung zu rufen: Jack Gleeson ist ein hervorragender Schauspieler und eine Bereicherung für jede Serie. Seine Rückkehr vor die Kamera kann daher nur fröhlich stimmen, zumal er mit der Komödie auch ein neues Genre-Terrain betritt.
Wer den Iren dagegen immer noch dafür verurteilt, dass er Joffrey einfach zu gut gespielt hat, der verdient eine hochwertige Show wie Game of Thrones von vorneherein nicht. In diesem Sinne muss man fast schon hoffen, dass Gleesons neuer Seriencharakter ein klein wenig liebenswerter ausfällt - aber eben nur fast.
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Begrüßt ihr das Comeback von Jack Gleeson?