Damages – Im Netz der Macht ist für mich die beste Justizthriller-Serie aller Zeiten. Der Grund dafür ist der clevere Schachzug der Damages-Schöpfer Todd A. Kessler, Glenn Kessler und Daniel Zelman, den Fokus der Geschichte weniger auf generische Gerichtssaal-Settings oder auf das Alltagsleben in einer Anwaltskanzlei zu setzen, sondern auf die so spannungsreiche wie undurchsichtige Beziehung zwischen den beiden Protagonistinnen Patty Hewes (Glenn Close) und Ellen Parsons (Rose Byrne). Close und Byrne spielen ihre völlig gegensätzlichen Charaktere mit einer Authentizität und Intensität, die selbst ihre charmanten Boston Legal-Kollegen James Spader und William Shatner im Schatten stehen lässt. Doch abgesehen von den starken Hauptdarstellerinnen wartet Damages auch mit hochgradig spannenden und verschachtelten Plots auf.
Hier ein kurzer Eindruck zur Prämisse von Damages: Ellen Parsons (Rose Byrne) ist eine aufstrebende Anwältin, die eine Anstellung in der Kanzlei der toughen Starjuristin Patty Hewes (Glenn Close) bekommt. Die ist nicht nur kühl kalkulierend und mit allen Wassern gewaschen, sondern auch bereit, für ihren Erfolg und ihr Ansehen über Leichen zu gehen. Und ohne dass Ellen Parsons so richtig weiß, wie ihr geschieht, ist sie auch schon inmitten eines Strudels aus Korruption, Lügen und Verrat, an dessen Ende sie unter Mordverdacht gerät. Warum auch ich mich mit Freuden in diesen Strudel begeben habe, sollt ihr jetzt erfahren.
Starke Frauen
Viel wurde bereits gesprochen und geschrieben über die großen Männer
der großen Serientitel - Walter White, Don
Draper und Tony Soprano sind nur einige von vielen Namen allseits bekannter und
zurecht geliebter Serienherren. Doch die Welt der Serien ist ganz sicherlich
kein exklusives Männerterrain, das im Sinne von Al Bundy Frauen keinen Zutritt
gewährt. Glenn Close kann es in ihrer Rolle der knallhart kalkulierenden und
über Leichen gehenden Staatsanwältin Patty
Hewes locker mit den genannten Herren aufnehmen. In einer Zeit, in der
Anti-Helden und Schurken so beliebt sind wie vielleicht nie zuvor – ob nun der
Joker auf der Kinoleinwand oder Nucky Thompson auf dem TV-Bildschirm – ist die
Figur der Patty Hewes vielleicht eine der vielschichtigsten, weil sie noch
immer ein Gewissen hat und bedauernswert sein kann.
Courtroom-Drama? Ohne mich!
Bevor die Damages-Erfinder Todd A. Kessler, Glenn Kessler und
Daniel Zelman sich dazu entschlossen, ihre Serie als Anwaltsgeschichte zu konzipieren,
stand die Idee der Beziehung zwischen Mentorin und Schülerin im Raum. Für das
Konzept ihrer Serie ließen sich die drei Köpfe hinter Damages von ihren nicht
immer reibungslosen Erfahrungen mit ihren Vorgesetzten in der Unterhaltungsindustrie
inspirieren. Das kommt der Geschichte ihrer Serie auf erfrischende Weise zugute,
denn im Gegensatz zu den meisten Anwaltsserien spielt Damages nur ganz selten
im Gerichtssaal. Die tatsächlichen Fäden werden hier hinter den Kulissen gezogen,
was dem Szenario insgesamt einen sehr realistischen Touch verpasst.
Flash-Forwards sind die
Flashbacks von heute
Ellen Parsons stolpert halbnackt und blutverschmiert aus dem
Fahrstuhl, läuft orientierungslos durch die Straßen und wird schließlich von
der Polizei aufgeschnappt. Sie wird des Mordes an ihrem Verlobten, bezichtigt. Rückblende:
Ellen beginnt ihre Karriere als Anwältin bei der Kanzlei von Patty.
Dieses Konzept der Flashforward-Flashback-Struktur durchzieht alle fünf Staffeln von Damages. Was zu Beginn wie ein etwas aufgesetztes Gimmick zumutet, erweist sich schnell als cleveres Spiel mit den Erwartungen. Immer gespannter verfolgte ich die Geschehnisse, die zu dem immer wieder angeteaserten Showdown führen und immer wieder fragte ich mich, wie um alles in der Welt sich die Geschichte zu eben jenem Showdown entwickeln könnte. Gerade diese partiellen und manipulativen Flashforwards, die nie zu viel von der Zukunft verraten, sind einige der größten Plus und Spannungspunkte, die Damages zu bieten hat.
Großes Schauspielerinnenkino
Auch wenn mit William Hurt, Timothy Olyphant, John Goodman
und zuletzt Ryan Phillippe einige tolle Schauspieler im Cast von Damages stehen, sind die
beiden Hauptdarstellerinnen Glenn Close und Rose Byrne als alles bestimmendes
Duo nur schwer zu toppen. Obwohl sich Glenn Close zwar in der letzten Zeit
etwas aus der Schauspielerei zurückgezogen hatte, beweist sie als so
durchtriebene wie skrupellose Patty Hewes, dass sie es noch immer zu den Grant
Dames der Hollywood-Schauspielerinnen wie Meryl Streep oder Helen Mirren gehört.
Rose Byrne wiederum ist als Ellen das perfekte Gegenstück zu Patty und zu
sehen, wie die heile Welt der bildhübschen Juristin gleich in der ersten
Staffel komplett zusammenbricht und Rache zu ihrer alles bestimmenden Motivation
wird, ist geradezu schmerzhaft. Aber auch schmerzhaft fesselnd.
Was haltet ihr von der Serie Damages?