Die ganze Welt scheint überrollt von der Serienmacht Downton Abbey, nur ein kleines sauerkrautliebendes Land wehrt sich gegen die Invasion, die von einem fiktiven englischen Landsitz ausgeht. Zugegeben, es ist nicht die ganze Welt, aber in den USA und auch in Großbritannien ist das mittlerweile drei Staffeln umfassende Familienepos ein Quotenhit und längst ein popkulturelles Phänomen, das Feuer für unzählige tumblrs und nicht weniger Diskussionen mit den Kollegen am Mittagstisch bietet. In Deutschland dagegen führt Downton Abbey ein Schattendasein, das vor allem auf DVD stattfindet. Es gibt also genügend Gründe, um Mein Herz für Serie heute an Downton Abbey zu vergeben.
Kaum etwas vermag das britische Fernsehen so gut hinzukriegen, wie geschmackvolle Kostümdramen. Die Vorlagen bieten meist gefeierte Romane, weswegen die Serien selten über sechs Folgen hinauskommen. Downton Abbey bewegt sich in dieser Tradition, ist aber eine originäre Kreation von Oscar-Preisträger Julian Fellowes (Geliebte Lügen, Gosford Park) und bietet deshalb das wunderbar soapige Potenzial einer Endloserzählung.
Den Urknall der Serie bildet der Untergang der Titanic 1912, der die Erbschaftsregelung der fiktiven aristokratischen Familie der Crawleys in Yorkshire durcheinander wirft. Da der angestammte Erbe des Vermögens und Anwesens dank der Katastrophe ausfällt, muss sich Robert Crawley, Earl of Grantham (Hugh Bonneville) zusammen mit seiner amerikanischen Frau Cora, Countess of Grantham (Elizabeth McGovern) auf die Suche nach einem Ersatz begeben. Der wird auch etwas unfreiwillig gefunden, denn ein entfernter Verwandter steht in der Erbfolge an nächster Stelle. Matthew Crawley (Dan Stevens) kann allerdings wenig mit dem adligen Leben anfangen, arbeitet er doch als Anwalt in Manchester. Die edlen Herrschaften zeigen sich ebenfalls mehr als befremdet, dass so ein Stadtmensch, der auch noch selbst sein Geld verdient, bald Herr im Haus sein soll. Große Dramen, fiese Intrigen und leidenschaftliche Affären sind vorprogrammiert.