Endlich mal ne gute DDR-Serie!

15.09.2010 - 07:00 Uhr
Die Hauptdarsteller aus Weissensee
ARD
Die Hauptdarsteller aus Weissensee
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Was viele Zuschauer mittlerweile an den zahlreichen Produktionen zum Thema DDR nervt, sind die unzähligen Verkitschungen, die damit einhergehen. Die neue ARD-Serie Weissensee macht hier alles richtig.

Bald naht der 20. Jahrestag der Deutschen Wiedervereinigung und wieder einmal werden die Meinungsblätter Deutschlands beklagen, wie wenig sich die beiden ehemaligen Staaten mittlerweile angenähert haben. “Die Ossis” bleiben faule Hartz-4-Abzocker, “die Wessis” schnöselige Schwaben, die mit ihrer Profitgier die Humanität bedrohen. Das Fernsehen hat in den vergangenen Jahren – vielleicht weniger erfolgreich als das Kino, dafür beständiger – immer wieder den DDR-Alltag in den Fokus gerückt. Nun kommt die erste TV-Serie, die in der DDR spielt – und macht dies gar nicht schlecht! Weissensee zeigt die DDR von innen, authentisch und liebevoll, ganz nah an den Menschen und aus der jeweiligen Lebenssituation heraus. Das wirkt nach all dem Ostalgie-Boom geradezu erfrischend.

Macher verfielen nicht der Ostalgie-Falle

Es hätte auch schiefgehen können und fast bestätigte sich das Klischee auch gestern Abend, als das furchtbar kitschige Intro von Weissensee über den Bildschirm flimmerte, bei dem man meinen könnte, die Serie handele von einer oberbayrischen Bauernfamilie. Weit gefehlt: Die Macher – allen voran Produzentin Regina Ziegler – können sich auf die Schulter klopfen: Sie verfielen nicht der Ostalgie-Falle und bemühten sich, dem Zuschauer endlich eine Fernsehserie zu bieten, die mitten in der DDR spielt. Und zwar ohne rührseeliges Stasi-Drama, noch quietschbunte Ostalgie-Komödie zu sein. Friedemann Fromm, der DDR-Experte des Öffentlich-Rechtlichen (er inszenierte Die Wölfe und den exzellenten Jenseits der Mauer) inszenierte einen sauberen Piloten von Weissensee, in welchem die beiden Familien eingeführt wurden, welche fortan die Achsen der Serie bilden werden.

Auf der einen Seite stehen die ehrwürdige Katrin Sass (die Mutter aus Good Bye, Lenin!) und Deutschlands momentan heißeste Jungschauspielerin Hannah Herzsprung, die Mutter und Tochter Haussmann spielen. Dunja Haussmann ist eine berühmte Liedermacherin, Sozialistin der ersten Stunde – und heute in die Dissidentenecke geraten. Bei Tochter Julia hat’s “nur zur Kosmetikerin” gereicht. Sie hat einen US-Freund, mit dem sie in eine nächtliche Kontrolle gerät und dabei auf den Polizisten Martin Kupfer (Florian Lukas) trifft – die beiden verlieben sich.

Und das Unglück nimmt seinen Lauf. Denn Martin gehört zum mächtigen Kupfer-Clan, sein Vater (Uwe Kokisch) ist ein hoher Stasi-Mann, sein Bruder (Jörg Hartmann) übt sich ebenso grausam im Diktatorspielen. Bis in die Nebenrollen perfekt besetzt, spielt Anna Loos übrigens die Schwägerin von Martin, Vera Kupfer, welche aus Untergebenheit zu Mann und Staat nicht den Mund aufmacht, aber heimlich zur Flasche greift.

Moderne Romeo und Julia-Story

Weissensee ist gewissermaßen eine moderne Variante von Romeo und Julia: Zwei verfeindete Clans, die sich näher stehen als der Pilot zeigt, beginnen zu wanken, als sich die Sprösslinge ineinander verlieben. Natürlich bringt auch Weissensee die typischen Telenovela-Aspekte nicht zu Fall; ab und an bricht dann doch der Schmalz durch. Im Großen und Ganzen ist dem Ersten jedoch eine Miniserie gelungen, deren Fortsetzung sich der Zuschauer wünschen sollte. Denn gute deutsche Fernsehserien sind rar.

Und was sagt ihr zu Weissensee?

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