Nach fünf Staffeln, einer letzten sechsten in den Startlöchern und einem inzwischen abgeflauten Hype mag es zugegeben nicht gerade einfach sein, neu bei Girls einzusteigen. Der Kritikerliebling ist aber ohne Frage eine der Serien, die uns aus den 2010er Jahren noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Damit ihr in zehn Jahren eine Antwort auf die Frage habt: "Wo warst du, als Girls endete?", gibt es hier fünf Gründe, Lena Dunhams HBO-Dramedy kruz vor Ende noch eine Chance zu geben.
Grund 1: An der Diskussion teilnehmen
Wie schon angesprochen wird 2017 die allerletzte Staffel von Girls gesendet. Und auf TNT Comedy startet heute die fünfte Staffel. Schöpferin Lena Dunham sagte einst selbst:
"Ich habe mit den Arbeiten an der Serie begonnen, als ich 23 war und bald werde ich 30, also fühlt es sich bloß richtig an, dass die Serie gewissermaßen meine Zwanziger umfasst und ich danach in die Welt hinausgehen kann".
Spätestens wenn es soweit ist, wird das Internet sicherlich sentimental werden und auf 6 Jahre voller kontroverser Diskussionen zurückblicken. Dürfen Protagonistinnen so unsympathisch und fehlbar sein? Warum die ganzen unschön gefilmten Sexszenen? Verkörpert Girls die Stimme der Generation der Millennials? Und wo wären wir heute, wenn uns Girls niemals Adam Driver geschenkt hätte? Das alles zu diskutieren, macht eben nur Spaß, wenn ihr euch vorher durch sechs Staffeln mit den narzisstischen Mädels auf ihrer Suche nach dem Platz im Leben gebinged habt.
Grund 2: Gaststars abseits ihrer Paraderollen
Wenn wir Girls als Sitcom betrachten, ist sie wohl die naturalistischste von allen. Nichts wird geschönt. Das Hässliche am menschlichen Charakter genau so wenig wie der merkwürdige Modegeschmack von Hannah Horvath. Genau das trifft aber nicht nur auf die zentralen Figuren zu, sondern auch auf die zahlreichen namhaften Gaststars. Schauspieler wie Chris O'Dowd, Donald Glover, Gillian Jacobs, Amy Schumer und Patrick Wilson sind sich nicht zu eitel auch entgegen ihres Images gebrochene, egozentrische und unsympathische Figuren zu spielen. In Girls darf niemand ohne Aufpreis einfach nur glücklich sein. Und das macht es erst richtig spannend, obwohl ihr dann manchmal einfach nur die Hände über dem Kopf zusammen schlagen wollt.
Grund 3: Identifikationspotenzial für Mittzwanziger
Girls als 100 Prozent realistisch zu bezeichnen, wäre dagegen auch Quatsch. Es ist komprimierte, überhöhte Realität, die vielleicht gerade deswegen das unstete Leben von Mittzwanzigern am besten zusammenfasst. Viele der Probleme, die die Girls mit sich herumschleppen, sind symptomatisch für das 21. Jahrhundert. Sei es die Jobsuche in einer Welt, in der Absolventen durch mehrere schlecht bezahlte Praktika geschickt werden, wie in Hannahs Fall. Oder die Anforderung immer flexibel zu sein, wie bei Shoshanna, die für einen Job nach Japan zieht, nur um bei ihrer Rückkehr völlig entwurzelt zu sein. Und obwohl die vier Protagonistinnen bei all ihren Plänen und Zielen letztlich an sich selbst scheitern und wir uns als Zuschauer leicht über sie erheben können, schafft es Lena Dunham, dass wir in den entscheidenden Momenten trotzdem mit ihnen mitfühlen.
Grund 4: Die Drehbücher stecken voller Überraschungen
Die Skripte von Lena Dunham und ihren Autoren kümmern sich nicht einen Deut um klassische Sitcom-Dramaturgien. Es gibt keine klassischen A-, B- und C-Handlungsstränge, die am Ende in einem auflösenden und moralisierendem Moment wieder zusammentreffen. Kaum jemand hat etwas am Ende der Folge gelernt, es müssen nicht einmal alle Hauptfiguren pro Folge auftreten. Dass die Serie nach den vier Mädels, Hannah, Marnie, Jessa und Shoshanna, benannt ist, heißt nicht, dass sie auch notwendigerweise miteinander zu tun haben. In der nunmehr fünften Staffel haben sie sich sogar ziemlich voneinander entfremdet - und das ist okay. Jeder der Charaktere hat ihre eigene Geschichte, die auch ohne die anderen drei Interessant ist. Besonders dann, wenn eine Folge auch perfekt als Kurzfilm fungiert wie The Panic in Central Park aus Staffel 5 oder One Man's Trash aus Staffel 2. Ab und zu kreuzen sich ihre Wege wieder, was für Freunde dysfunktionaler Beziehungen immer ein Fest ist. Ein Highlight ist die Beach House-Folge aus Staffel 3, als alle passiven Aggressionen in einem Alkohol-getränkten Abend pointiert ans Tageslicht kommen .
Grund 5: Die Boys
Die Serie heißt zwar Girls, doch hinter den lauten Frauen gibt es auch eine verborgene Serie, die Boys heißen könnte. Im Großen und Ganzen sind Adam (Adam Driver), Ray (Alex Karpovsky) und Elijah (Andrew Rannells) genau so fehlbar wie die Frauen. Adam ist impulsiv und oft manisch und Ray hat depressive Tendenzen und Aggressionsprobleme. Aber nach fünf Staffeln sind es vor allem die Männer, die an sich gewachsen sind. Ray als Retter in der Not, ausgerechnet Adam als Stimme der Vernunft und Elijah, der sowieso jede Folge rettet.