Heute startet der mehrfach Oscar-nominierte Zero Dark Thirty von Kathryn Bigelow in unseren Kinos – Eine gute Gelegenheit, um einen Blick auf die Diskussion zu werfen, die in den USA bereits seit Kinostart im Dezember für Kontroversen sorgt. Verherrlicht die Verfilmung der Jagd nach Osama bin Laden die Informationsbeschaffung durch Folter? Wir schauen uns die Meinungen beider Lager an.
Kurz vor Kinostart kassierte Zero Dark Thirty durch die Bank weg euphorische Kritiken, auch wenn einige bereits anmerkten, dass der Film Foltermethoden eine essentielle Notwendigkeit zugestand, um bin Laden zu finden. Grund für diesen Vorwurf sind vor allem die ersten 40 Minuten, in denen Gefangene gefoltert werden, bis sie tatsächlich die Informationen herausrücken, die für die Auffindung bin Ladens unabdingbar sind. Die ganz große Debatte kam jedoch erst ins Rollen, als der Guardian einen Artikel veröffentlichte, in dem Zero Dark Thirty diesbezüglich aufs schärfste kritisiert wird. Der Autor, der den Film zu diesem Zeitpunkt nicht gesehen hatte und sich lediglich auf andere Meinungen berief, verglich Bigelow sogar mit der Mutter aller Propaganda-Filmemacher, Leni Riefenstahl.
Mehr: Kommende Filme mit Jessica Chastain
Kathryn Bigelow musste sich vorwerfen lassen, dass sie einerseits behauptete, eine fast schon journalistische Herangehensweise an den Film gewählt zu haben, gleichzeitig aber zugibt, dass die Waterboarding-Szenen so nicht ganz der Wahrheit entsprechen. Kritiker warfen umgehend die Frage auf, wieso sie diese Szenen dann gedreht hat, wenn nicht als Glorifizierung der Foltermethoden? Drehbuchautor Mark Boal verteidigte es damit, dass es sich bei Zero Dark Thirty schließlich um einen Spielfilm und um keine Dokumentation handle. Es war ihnen wichtig, zu zeigen, dass Waterboarding und andere menschenunwürdige Mittel vollkommen herkömmliche Werkzeuge der CIA waren.
Die Debatte inwiefern und ob überhaupt die CIA ihre Gefangenen gefoltert hat, war schon im April 2012 ein großes Thema, als der ehemalige CIA-Spion Jose Rodriguez behauptete, dass die illegalen Methoden von ganz oben genehmigt worden sind und essentiell für das Auffinden von Osama bin Laden waren. Diese Behauptungen wurden von Senatoren, FBI-Agenten und sogar dem damaligen CIA-Chef persönlich dementiert. Wie ihr seht, ist die ganze Angelegenheit ziemlich verworren. Die Wahrheit findet sich wahrscheinlich irgendwo dazwischen, auch wenn wir sie vermutlich nicht so schnell erfahren werden.
Mehr: Eine Milliardärstochter beflügelt das US-Kino
Inwiefern die Begebenheiten auf wahren Ereignissen beruhen, scheint jedoch mittlerweile kaum noch eine Rolle zu spielen. Die Kritik an Zero Dark Thirty weitete sich mit der Zeit so sehr aus, dass ein Academy Mitglied sogar gefordert hat, den Film bei der Oscarverleihung zu boykottieren.
Es ist jedoch keineswegs so, dass Bigelow sich ausschließlich negative Meinungen zu dem Thema anhören muss. Michael Moore beispielsweise veröffentlichte auf Facebook ein Statement zur Verteidigung von Zero Dark Thirty. Es sei ein fantastisch gemachter Film, der euch die Folter hassen lässt. Aber auch die Kritiker sind alles andere als einstimmig. Befürworter von Bigelows Film werfen der gegnerischen Partei vor, es sich mit der Kritik extrem leicht gemacht zu haben, schließlich werde in dem Streifen ausdrücklich klar gemacht, dass letzten Endes die klassische Detektiv-Arbeit Grund für die Tötung bin Ladens war. Kathryn Bigelow zeige zwar, dass die Folter zu einer wichtigen Information geführt hat, allerdings auch, dass die Agenten darauf über mehrere Jahre nicht aufbauen konnten, bis sie schließlich mit legalen Methoden vorankamen. Diese Meinung teilt übrigens unter anderem auch Jameel Jaffer, Chefjurist der American Civil Liberties Union.
Dass Zero Dark Thirty nicht ausschließlich auf nachgewiesenen Fakten beruht, sollte im Vorfeld klar sein und ist auch nicht im geringsten verwerflich. Schließlich handelt es sich, wie Mark Boal richtig anmerkt, um einen Kinofilm und keine Dokumentation. Inwiefern die Folter als hilfreiches Mittel zur Informationsbeschaffung dargestellt wird, davon könnt ihr euch ab heute selber ein Bild machen.
Glorifiziert Zero Dark Thirty eurer Meinung nach die Folter?