Herr der Ringe: Amazon will die größte Serie aller Zeiten

23.11.2019 - 09:30 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
Der Herr der Ringe-TrilogieWarner Bros.
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Der Herr der Ringe wurde von Amazon schon jetzt um eine 2. Staffel verlängert. Das ist gut so. Diese Serie braucht Vertrauen, denn sie muss so groß denken wie keine andere zuvor.

Fünfeinhalb Hektar ist das Dorf Hobbingen  groß. Damit die Landschaft mit ihren aus dem saftigen Neuseeland-Boden geschürften 37 Hobbit-Höhlen gebraucht und abgelebt aussah, ließ Peter Jackson angeblich Schafe auf dem Gelände grasen, sogar während des Drehs der drei Der Herr der Ringe-Filme. Dreieinhalb Jahre dauerte die Produktion von der Entwicklung bis zum letzten Shot. Eine legendäre Prozedur.

Der Mythos um die Herr der Ringe-Filme liegt auch in diesem Schaffensprozess begründet. Er breitet sich aus auf stundenlangem Bonusmaterial und ewigen Abspannteppichen, die nach jedem der drei Filme herabrollen und das ganze Ausmaß der Dreharbeiten sichtbar machen.

Eine 2. Staffel für die Herr der Ringe-Serie ist nicht größenwahnsinnig

Mit den Herr der Ringe-Rechten backt man keine kleinen Brötchen. Die von Amazon geplante Der Herr der Ringe-Serie wird noch nicht mal gedreht und schon hat der E-Commerce-Riese die 2. Staffel bestellt. Das klingt größenwahnsinnig, aber das ist den Herr der Ringe-Geschichten angemessen.

Um dem Stoff gerecht zu werden und seine Millionen Fans zufriedenzustellen, muss Amazon etwas selbst im entfesselten Serienmarkt Durchgedrehtes tun.

Ein echter Sturm tobt um die Herr der Ringe-Serie aber noch nicht. Cast-Meldungen wehen hier und da herein, der größte Star ist bislang Will Poulter, der einfach einen Elb spielen muss. Die Macher um J.A. Bayona und Brian Cogman (Game of Thrones) wirken sorgfältig ausgewählt, bringen aber keinen echten Knalleffekt.

Die Nachricht, dass die Dreharbeiten wieder in Neuseeland stattfinden werden, haute auch niemanden vom Hocker. Wo denn auch sonst? Die vorzeitige Verlängerung können wir jetzt als Signal verstehen, dass Amazon es ernst meint mit Herr der Ringe. Es ist das Versprechen für eine langfristige Verpflichtung an diese wertvolle Welt.

Vertrauen von Amazon: Herr der Ringe braucht den Drang zum Epischen

Große Serien benötigen Vertrauen, um wachsen zu können. Die Blockbusterisierung des Serienmarktes, vorangetrieben durch Disney+, stellt neue Anforderungen an Serienmacher und die Studios, die sie finanzieren. Sie müssen Zeit, Geld und Planungssicherheit bereitstellen.

Ein Autorenteam, das über mehrere Staffeln hinweg denken kann, arbeitet konzentrierter, erschafft schönere Handlungsstränge und komplexere Welten. Eine bereits versprochene 2. Staffel eröffnet Handlungsfreiräume und setzt kreative Schübe frei. Amazon hat das verstanden und entwickelt für diese Seriensparte gerade ein Händchen. Das toll ausgestaltete Carnival Row ist ein erstes Ergebnis dieses Vertrauens in Fantasy-Stoffe und die sensible Statik ihrer Welten.

Viele Netflix-Serien wirkten zuletzt auch deshalb so kurzatmig, da der Streaming-Dienst mit kalt und achtlos durchgeführten Absetzungen seinen kreativen Köpfen die Luft abschnürte. Aber Netflix lernt dazu. Der Game of Thrones-Versuch The Witcher erhält vor der Ausstrahlung der 1. eine 2. Staffel.

250 Millionen Vorschuss: Es darf nichts schief gehen bei Herr der Ringe

Auch aus, nun ja, wirtschaftlichen Gründen ist die frühzeitige Verlängerung von Herr der Ringe um eine 2. Staffel natürlich nicht ganz blöd. Nicht zuletzt die Amazon-Aktionäre freuen sich über Stabilität und Planungssicherheit. Selbst das steinreiche Amazon wirft nicht mal eben so eine Viertelmilliarde Dollar zum Fenster heraus. Allein die Rechte an dem Tolkien-Material kosteten Amazon 250 Millionen Dollar.

Und Herr der Ringe-Sets kosten Geld, zu viel Geld, um sie nur einmal zu nutzen. Niemand kauft sich ein Rennrad und schmeißt es nach nur einer Tour wieder weg, also hoffe ich zumindest. In Neuseeland entsteht wahrscheinlich gerade ein neuer Herr der Ringe-Campus, ein neues Hobbingen, ein neues Mittelerde.

Zu den Ausgaben für die Rechte fließen so noch geschätzte 100 bis 150 Millionen Produktionskosten pro Staffel. Fünf sollen es irgendwann mal werden, womit der Gesamt-Etat auf 1 Milliarde wachsen und Der Herr der Ringe zur teuersten Serie überhaupt aufsteigen würde. 2021 erst können wir mit dem Start rechnen.

Der Herr der Ringe ist größer als Game of Thrones

Vergleichen lässt sich das Produktionsausmaß von Herr der Ringe höchstens mit Game of Thrones, das ebenfalls aus einer beliebten Buchserie heraus entstand. Bei Game of Thrones durfte nichts schiefgehen, weshalb HBO zur Not lieber einen zweiten Versuch startete. Ein Game of Thrones-Pilot muss richtig gut sein, damit er in Serie geht.

Aber irgendwie hinkt auch dieser Vergleich. Bei Game of Thrones war sich jeder bewusst, dass hier etwas nie zuvor Dagewesenes entsteht, allerdings wuchs die Serie mit der Zeit.

Auf Herr der Ringe ruhen von vorneherein misstrauische Argusaugen. Amazon wagt sich an den heiligen Gral der Fantasy-Geschichten. Den Machern steht ein riesiges Budget zur Verfügung und, anders als Game of Thrones, bessere Infrastrukturen. Die Möglichkeiten, eine Jahrhundertserie zu schaffen, standen nie günstiger als jetzt, fast 10 Jahre nach der ersten Staffel GoT, die alles verändert hat.

Amazon haucht dem Serienprojekt einen langen Atem ein. Alles andere wäre auch eine Enttäuschung. Wer Herr der Ringe als Serie verfilmen will, muss dabei die größte Serie aller Zeiten im Kopf haben.

Was erwartet ihr von Herr der Ringe - als Serie?

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