Der Künstler und Filmemacher Steve McQueen verarbeitet in Hunger die Ereignisse während des Hungerstreiks der IRA-Anhänger im Belfaster H-Block in dem ihm eigenen Stil. Hunger verläuft in radikalen Wellen zwischen Ruhe und Ausbruch, Isolation und Aggression. Statt auf Politik, Polemik oder Propaganda konzentriert sich Steve McQueen auf den unterdrückten und aufbegehrenden Körper des Terroristen.
Es ist das erste Mal, dass Michael Fassbender einer größeren Kinogemeinde auffällt. In Hunger spielt er den inhaftierten IRA-Terroristen Bobby Sands, der im nordirischen Maze Prison in den Hungerstreik tritt und stirbt. Zehn Inhaftierte überlebten diesen Streik 1981 nicht. Regisseur Steve McQueen zeigt in seinem Regie-Debüt eindrucksvoll, wie der Körper unter diesem Protest leidet, wie er zur letzten autonomen Zufluchtstätte wird, wie er nach und nach verschwindet und er findet in Michael Fassbender einen genialen Darsteller, der seinem Körper extreme Grenzerfahrungen zumutet. Der Schauspieler wurde während seiner Vorbereitungen und bei den Dreharbeiten ärztlich betreut und von einer Krankenschwester begleitet, da er bis auf die Knochen radikal abmagerte. Von seinem Körper bleibt in dem Film nichts übrig, aber für den Zuschauer hat sich Michael Fassbender tief ins Gedächtnis eingegraben.
Steve McQueen und Michael Fassbender passen zusammen. Nach Hunger haben sie Shame inszeniert, einen Film über die Sexsucht eines New Yorker Bankers. Beide Filme zielen auf eine außergewöhnlich starke Körperlichkeit ihres Hauptdarstellers ab und kreisen, auf unterschiedliche Weise um die Themen wie Handlungsfreiheit und Selbstbestimmung. Aktuell arbeiten die beiden an einem dritten gemeinsamen Film und es scheint, als hätten sich hier zwei gefunden, die sich kongenial ergänzen.
Heute im TV: Hunger
Wann: 23.20 Uhr
Wo: Arte
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