Idris Elba ist eine Naturgewalt als DCI John Luther

15.08.2014 - 08:50 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
DCI John Luther
BBC
DCI John Luther
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Mit The Wire feierte Idris Elba im amerikanischen Fernsehen seinen Durchbruch. In der BBC-Krimi-Serie kehrt er zu seinen britischen Wurzeln zurück und dominiert den Bildschirm wie kaum ein anderer.

Dass DCI John Luther kein gewöhnlicher Polizist ist, wird uns bereits in den ersten fünf Minuten der Pilotfolge bewusst. Er folgt einem Serienkiller in ein verlassenes Londoner Lagerhaus, überwältigt ihn und schlussendlich baumelt der Mörder über einem Abgrund. Als sein verzweifelter Griff langsam schwächer wird, hilft Luther nicht. Er wartet auf ein Geständnis. Der Killer fällt und Luthers erste Reaktion, bevor er den Ernst der Lage begreift, ist ein flüchtiges Lächeln. 

Er ist dennoch kein schlechter Mensch. Sein moralischer Kompass zeigt in die richtige Richtung, er ist loyal und treu, doch die Ungerechtigkeit um ihn herum frustriert ihn ungemein. Wie eine Naturgewalt wütet er durch London und versucht, mit manchmal fragwürdigen Methoden, der Kriminalität ein Ende zu setzen. Dieser Mann wird von Idris Elba buchstäblich verkörpert. Elba ist ein wahrer Hüne, der allein durch seine körperliche Präsenz Autorität und Respekt verlangt. Er dominiert den Bildschirm immer und wirkt doppelt so groß und breit wie alle anderen Figuren. Trotz seiner einschüchternden Ausstrahlung kann er auch einfühlsam sein. In den ruhigeren Momenten kommt die geballte Schauspielkraft von Idris Elba zum Vorschein.

Die Faszination dieser Figur ist der größte Anreiz der BBC-Serie von Neil Cross. Ein Krimi lebt von einem interessanten, dreidimensionalen Ermittler und Luther bietet genau das. Inspiriert wurde die Figur von den klassischen Detektiven Sherlock Holmes und Columbo, doch Luther ist näher an Batman als an Peter Falk. Wie der Dunkle Ritter ist Luther eine gequälte Seele, die sich moralische Fragen stellt. Außerdem zieht er Ärger scheinbar magnetisch an, worunter auch seine Mitmenschen leiden. Im Gegensatz zu Batman, ist Luther allerdings kein Superheld. Er kann nicht immer den Tag retten und die Lebenserwartung der Menschen, die ihm nahe stehen, ist kurz.

Auch das Umfeld der Serie könnte aus einem Comic stammen. London hat selten hässlicher ausgesehen; ein Beton-Dschungel aus grauen Plattenbauten und schlechter Straßenbeleuchtung. Eine klaustrophobische Atmosphäre zieht sich durch die Straßen und Gebäude der Metropole. Die Bevölkerung besteht aus drei Arten von Menschen: Polizisten, Täter und potenzielle Opfer. Lobenswert ist allerdings die ethnische Vielfalt vor der Kamera. Luther ist schwarz, seine Frau (Indira Varma) ist Inderin, sein Partner (Warren Brown) ist gemischtrassig - im Gegensatz zu vielen Fernsehserien, bietet Luther ein authentisches Bild der modernen Weltstadt London. 

Die Gegenspieler würden in unfähigen Händen komplett lächerlich Wirken, denn mit der Realität haben sie herzlich wenig zu tun. Es gibt zum Beispiel einen Mann, der Mütter einführt und ihr Blut anzapft, einen maskierten, mörderischen Aktions-Künstler oder ein bösartiges Zwillingspaar, von denen einer im Gefängnis sitzt. Inszeniert werden diese völlig überzogenen Charaktere ohne mit der Wimper zu zucken. In der Welt der Serie, werden diese Bösewichte zu 100% ernst genommen. Dieser Kontrast zwischen dem Lächerlichen und dem ernsten Character-Drama macht, dank einer schonungslosen Inszenierung und der außergewöhnlichen schauspielerischen Leistung von Idris Elba, den Charme der Serie aus. 

Dann ist da Alice. Alice, gespielt von Ruth Wilson (Lone Ranger), ist ein kompletter Soziopath, eine Mischung aus Joker und Catwoman zu Luthers Batman. In der ersten Folge tötet sie ihre Eltern und ihren Hund, doch es fehlt an Beweismaterial und sie bleibt auf freiem Fuß. Danach entwickelt sie eine ungewöhnliche Beziehung zu John Luther, der sie widerwillig entkommen ließ. Eine kokette Freundschaft entsteht und ihre Begegnungen sind von psychologischen Spielchen geprägt. Alice ist von Luthers Intellekt, der dem ihren fast ebenbürtig ist, fasziniert, während er ihre unbeschwerte moralische Einstellung zu gleichem Maße fürchtet und beneidet. Die sexuelle Spannung zwischen Idris Elba und Ruth Wilson ist greifbar.

Ein weiterer Vorteil von Luther ist die niedrige Episodenanzahl. Ihr könnt euch relativ schnell durch die 14 Folgen kämpfen, ohne dass für eine Sekunde Langeweile aufkommt. Die zweite Staffel ist etwas schwächer als die erste, doch in den letzten Folgen nimmt die Serie wieder richtig Fahrt auf. Durchgehend wird ernstes, glaubwürdiges Charakter-Drama mit den absurdesten Handlungssträngen kombiniert. Am besten wird die Anziehungskraft von Luther aka Idris Elba persönlich zusammengefasst : "[Die Zuschauer] sehen kein steifes, abgestandenes Fernsehen, sie sehen diesen verdammten, draufgängerischen, 1.90-großen, schwarzen Typen der anständig Ärsche tritt!"

Auf dem kleinen Bildschirm wird es für Idris Elba und Luther nach dem (offenen) Ende der dritten Staffel wohl keine Zukunft geben. Der Schauspieler und Neil Cross haben sich allerdings mehrmals optimistisch über einen Kinofilm geäußert. Hoffentlich wird der Rücken von Idris Elba dann bald die große Leinwand ausfüllen. 

Was haltet ihr von Luther? Wollt ihr einen Kinofilm sehen?


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