Zunächst einmal eine gute Nachricht: Meine DVD-Kolumnen sind ab sofort auch in dieser Übersicht gesammelt aufzufinden.
Ein Klassiker der Screwball Comedy
Und dann gleich zur Empfehlung der Woche: Eigentlich müsste man einen unbestrittenen Klassiker wie Manche mögen’s heiß von Billy Wilder kaum jemandem noch ans Herz legen. Der höchstoffiziell als “beste amerikanische Komödie” (darüber kann man sicher streiten, ich persönlich finde Wilders Eins, zwei, drei noch eine Spur besser) ausgezeichnete Film ist auch rund 50 Jahre nach seinem Entstehen ein höchst rasant inszeniertes Vergnügen mit zahlreichen zündenden Gags, Doppeldeutigkeiten und unvergesslichen Szenen, ein Film, der auch bei Menschen mit eher heutigen Sehgewohnheiten ganz weit oben im Kurs steht. Und wer den Film wirklich noch nicht gesehen hat: Die Geschichte um Jack Lemmon und Tony Curtis, die als abgebrannte Jazzmusiker mitten in ein Mafiascharmützel geraten und sich deshalb fortan in einer Damenkapelle als Frauen verkleidet verstecken müssen, nur um dort von einer hinreißenden Marilyn Monroe um den Finger gewickelt zu werden, muss man einfach kennen. An diesem Klassiker der Screwball Comedy führt einfach kein Weg vorbei. Und kann ein Film mit einer Ukulele spielenden Marilyn Monroe schlecht sein? Eben.
Eine Buchveröffentlichung im Taschen Verlag macht eine Empfehlung dann aber doch dringend nötig. Bereits 2001 veröffentlichte der auf Luxus- und Prachtbildbände spezialisierte Verlag ein Jumbo-Buch zu diesem Film, das jegliches Maß sprengte und mit 150 Euro nicht eben im Tiefpreissektor angesiedelt war. Jetzt ist endlich eine leistbarere Budgetausgabe für rund 40 Euro erschienen, die zwar etwas kleiner geraten ist, dafür besser in der Hand liegt und den Film auf DVD gleich mitliefert (hier kann man darin übrigens online blättern).
Aber warum sollte man 40 Euro für einen Film ausgeben, den es überall zum Nice Price zum Mitnehmen gibt? Weil das Buch ganz einfach jeden einzelnen Cent wert ist: In enger Zusammenarbeit mit Billy Wilder entstanden, bietet der Band intime Einblicke in das Drehbuch und die gerade wegen der chronisch instabilen Marilyn Monroe nicht immer einfachen Dreharbeiten und versammelt zahlreiche Materialien aus dem Archiv.
Ein hochwertiges Archiv
Es ist buchstäblich ein Buch im Breitbildformat, aufgeklappt mehr als einen halben Meter breit. Einen guten Teil umfasst dabei eine Reproduktion des Original-Scripts – inklusive Streichungen und Ergänzungen, fortlaufend illustriert durch Screenshots aus jeder Szene. In einem zweiten dicken Teil finden sich schließlich zahlreiche Interviews mit dem Meister selbst, Tony Curtis und Jack Lemmon, die zahlreiche Anekdoten von den Dreharbeiten zum Besten geben. Abgerundet wird das Buch schließlich durch eine kommentierte Filmografie, in der alle Filme von Billy Wilder kurz zusammengefasst und erläutert werden.
Die Hauptattraktion sind aber natürlich die Unmengen von Fotos, die großformatig und in bester Qualität reproduziert wurden: Es gibt zahlreiche Schnappschüsse von den Dreharbeiten, aber auch großartige Promobilder zu bewundern. Ganz wundervoll sind schließlich die gesammelten Clippings, Promos und Plakate, die in knallige Farben davon erzählen, wie wunderschön Filmwerbung zur Glanzzeit Hollywoods einmal gewesen ist. Wer angesichts der Vielzahl wunderbarer internationaler Plakate nicht ins Schwärmen gerät, muss sich ernsthaft fragen, ob er das Kino jemals geliebt hat.
Um es kurz zu machen: Billy Wilder’s Some Like It Hot ist auch noch in der Budgetvariante ein ganz phänomenales Filmbuch zu einem mindestens ebenso phänomenalen Klassiker der Filmgeschichte. Ein in zwei Buchdeckel gepacktes Archiv, in dem man gerne stundenlang schmökert und stöbert, und eine echte Bereicherung für jede Filmsammlung – zumal wenn sich neben dieser auch gleich noch ein Buchregal befindet.
Und dann noch der Trailer
Die Buch-/DVD-Kombi ist bei Amazon in der Budgetvariante für 39,99 Euro erhältlich.
Thomas Groh lebt in Berlin, arbeitet für die Programmvideothek Filmkunst im Roderich und schreibt über Filme, zum Beispiel für die Filmzeitschrift Splatting Image, die taz und das Onlinekulturmagazin Perlentaucher. Wenn er nicht gerade sein Blog aktualisiert, verfasst er wöchentliche DVD-Kolumnen für den moviepilot, in denen er Filme von etwas jenseits des Radars empfiehlt, zuletzt beispielweise die Retro-Robot-Science-Fiction Electroma von Daft Punk, Todd Solondz’ neuen Film Life During Wartime und den Schwabing-Western Rote Sonne. Eine Übersicht mit allen seinen DVD-Kolumnen findet ihr hier.