Michael Bay-Klone erobern das Kino

12.04.2012 - 08:50 UhrVor 13 Jahren aktualisiert
Battleship
Universal Pictures
Battleship
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Eigentlich ist es ein alter Hut, aber in dieser Kinowoche derart offensichtlich, dass wir es nicht einfach links liegen lassen können: Mit Battleship kommt eine Transformers-Version zu Wasser auf unsere Leinwände.

Es ist kein Wunder, dass es auch im Kino Adepten und Kopierer gibt, die sich auf die Welle eines Erfolges schwingen und Kino mit gleichen Vorzeichen machen. Bei Battleship unter der Regie von Peter Berg, der in dieser Woche in die Kinos kommt, ist es am Offensichtlichen. Hier werden die Autobots und Decepticons vom anderen Stern, die Michael Bay im Transformer-Franchise in Szene gesetzt hat, gegen riesige Maschinen vom Planeten G ausgetauscht. In beiden Fällen sind es Kinderspiele, auf denen die Filme beruhen. Einer der Unterschiede liegt im Ort: Standfeste Erde wird gegen das Meer getauscht.

Wer in einen Michael Bay-Film geht, bekommt genau das, wofür er bezahlt hat: gigantische Zerstörungen, halsbrecherisches Tempo, aufwendige Stunts und einen Showdown, der die Nerven des Zuschauers gehörig strapaziert. Kino in seiner ihm ureigenen kinetischen Form wird hier geboten. Das können wir verurteilen oder auch nicht: Den Erfolg an den Kinokassen kann allerdings niemand ignorieren. Und dieser zeigt, dass sich einiges verändert hat im Kino. Altmodisches Erzählen, welches auf Kontinuität und Charaktertiefe setzt, müssen wir mit der Lupe suchen. Die Entwicklung eines Plots bleibt in den Kinderschuhen stecken und die Charaktere sind flacher als so manches Tablett. Heute geht es eher darum, die Bilder schick aussehen zu lassen, die Reize zu überfluten und virtuos mit der Montage umzugehen. So sind besonders Commercial-Regisseure gefragt, die ihre Sporen in der Werbung verdient haben. Michael Bay ist einer davon. Er machte sich zunächst als Regisseur von Musikvideos für Künstler wie Aerosmith, Tina Turner, Meat Loaf und die Divinyls einen Namen.

Regisseur Simon West gehört ebenfalls dazu. Er drehte Spots für Budweiser, bis 1997 sein Con Air auf die Leinwand kam, in dem die Figur des Nicolas Cage eher durch seinen Haarschnitt auffiel als durch sein Handeln. Alles ist hier bereits auf eine Überflutung von Effekten ausgelegt, so dass der Zuschauer in den Kinosessel gedrückt wird. Ihm bleibt durch die schnelle Schnitt- und Computertechnik sowie die effektvoll ausgeführten Stunts kaum Zeit, das Gesehene aufzunehmen, geschweige denn zu hinterfragen. Letzteres wäre aber sowieso sinnlos, denn die Story ist auf ein Minimum reduziert. Schnell, aggressiv, destruktiv: Das ist der Stoff, aus dem die Klone des Michael Bay schöpfen. Bei manchen Filmen kommen auch noch viele männliche Posen, glorifizierte Gewalt und dümmliche Klischees dazu.

Effektives Arbeiten, kommerzielles Denken und die Wünsche des Auftraggebers erfüllen: Das lernen Filmemacher auch beim Fernsehen. Kein Wunder also, dass Peter Berg (Battleship) oder Shawn Levy (Real Steel – Stahlharte Gegner) aus dieser Richtung kommen. Auch ihre Arbeiten sind gekennzeichnet vom schnellen Wechseln der Einstellungen, so dass der Zuschauer häufig die Orientierung verliert, und von der Virtuosität beim Umgang mit den Effekten und Bildern, mit den Stunts und Explosionen. Alle diese Filmemacher haben – egal ob die Roboter auf der Erde, im Wasser oder im Boxring gegeneinander antreten, egal, ob sich die Figuren nachts im Museum rumtreiben, mit verheerenden Bombenanschlägen zu kämpfen haben oder dem Job eines Auftragskiller lernen – ein Markenzeichen: Reizüberflutung. Unsere Sinne sollen bei einem ihrer Filme derart viele Reize gleichzeitig aufnehmen, dass wir nicht mehr in der Lage sind, sie alle zu verarbeiten. Für 90 Minuten ist das für manchen von uns auch ganz okay so.

Was haltet ihr von der Reizüberflutung? Bekommt ihr davon Migräne oder wollt ihr genau das?

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