Parks and Recreation - Eine Ode an die Kleinstadt

18.06.2013 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
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Ginge es dem amerikanischen Network NBC quotentechnisch besser, wäre Parks and Recreation sicher längst abgesetzt worden. Stattdessen können wir uns über mittlerweile fünf Staffeln mit der engagierten Kleinstadtpolitikerin Leslie Knope freuen.

Wer noch nie Parks and Recreation gesehen hat, sich aber gelegentlich ins Internet verirrt, dürfte schon mal über das Bild eines walrossbärtigen Mannes mit dauergrummeliger Mine gestoßen sein. Der von Nick Offerman gespielte Ron Swanson ist tatsächlich eine besten Comedy-Kreationen der letzten Jahre, aber nicht der einzige Grund, dem Parks and Recreation-Department von Pawnee, Indiana einen Besuch abzustatten. Parks & Rec, so die gaumenfreundliche Abkürzung, spielt mit Hilfe der ewig idealistischen Leslie Knope (Amy Poehler) und ihrer wenig engagierten Mitarbeiter politische Szenarien im Kleinstadtformat durch und verliert die Pointen dabei nie aus dem Auge.

Pawnee – The Paris of America
Es gibt Comedy-Serien, die offenbaren schon in ihrer Pilotfolge eine ungeheuer starke Vorstellung von und Kontrolle über ihr eigenes Format. Alles, was danach kommt, wirkt dann wie die logische Entfaltung jenes Keims, der in den ersten 20 bis 30 Minuten bereits zu erkennen war. Arrested Development ist so eine Serie, Fawlty Towers ebenso. Die meisten Comedys benötigen allerdings mehrere Folgen oder Staffeln, um sich selbst zu finden. Bei Blackadder wurde das Ziel erst in der zweiten Serie erreicht. Community hat die Suche auch nach vier Staffeln noch nicht abgebrochen. Parks and Recreation wiederum ging ursprünglich als Spin-off von Das Büro an den Start, weshalb die Show erst nach Überwindung der sechs Folgen umfassenden ersten Season und einer kleinen Justierung des Konzepts zu sich selbst fand. Mittlerweile umfasst die Serie fünf Staffeln, eine sechste wurde geordert, was hauptsächlich an der desaströsen Lage des NBC-Programms und nicht etwa den seit Staffel 2 fallenden Zuschauerzahlen liegt.

Und warum sollten die Quoten auch in den Himmel schießen? Parks and Recreation ist eine feinsinnige Auseinandersetzung mit dem amerikanischen Politbetrieb, ausgetragen auf der Mikroebene der Grünflächen- und Freizeitbehörde einer undedeutenden Kleinstadt. Derbe Witzchen oder halbgare Popkulturverweise suchen wir vergebens. Celebrity-Cameos beschränken sich auf ein Minimum (Detlef Schrempf!). Dafür greift die Serie aus dem Reservoir der aktuellen amerikanischen Comedy-Szene, darunter Saturday Night Live-Veteranen wie Will Forte und Standup-Götter wie Louis C.K..

Parks & Recreation schafft sich lieber seine eigene Popmythologie, vom geliebten Pony Li’l Sebastian, das alle Bewohner der Stadt in Verzückung bringt, bis zur geheimen Identität Ron Swansons als Jazzsaxophonist Duke Silver, der Frauen reiferen Alters reihenweise in Ohnmacht fällen lässt. Der Humor der Serie ist ganz klassisch character driven. Er lebt von den klar skizzierten Marotten und Eigenschaften seiner Figuren, die im Büro der Parkbehörde aufeinanderprallen, darunter das nüchtern bekifft wirkende Desinteresse in Person, April Ludgate (Aubrey Plaza), und der Möchtegern-Entrepreneur und -Womanizer Tom Haverford (Aziz Ansari). Das Herz der Serie und auch ihres Politikverständnisses bilden Leslie Knope und Ron Swanson.

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