Polizeiruf 110 - Laufsteg in den Tod

03.03.2013 - 21:45 UhrVor 12 Jahren aktualisiert
Polizeiruf 110 - Laufsteg in den Tod
MDR
Polizeiruf 110 - Laufsteg in den Tod
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Schmücke gibt in Polizeiruf 110 – Laufsteg in den Tod seine Abschiedsvorstellung. Würdevoll, nicht allzu ambitioniert und mit der typischen Hallenser Gemütlichkeit geht er im neuen Sonntagskrimi in die verdiente Rente.

Schmücke (Jaecki Schwarz) und Schneider (Wolfgang Winkler) sind ein leichtes Ziel für Kritiker. In jedem anderen Fall wäre mir ihre Ruhe, man könnte auch sagen Lethargie, auf die Nerven gefallen. Rentnerwitze einmal beiseite gelassen, liefert Polizeiruf 110: Laufsteg in den Tod genau das, was von einem Hallenser Fall zu erwarten ist. Der Krimi tut dies auf eine selbstverständliche Art und Weise, die vielleicht niemanden in einen Fan verwandelt, dem Polizeiruf-Veteran und seinem Partner dafür einen gelungenen Abschied verschafft. Polizeiruf 110 – Laufsteg in den Tod ist kein besonders guter Krimi, aber eine sympathische Abschiedsshow für Schmücke und Co.

Lokalkolorit: Auf dem Lande hungern sich angehende Models durch Shootings, während hinter den Kulissen intrigiert wird, als gäbe es kein Morgen mehr. Obwohl der Polizeiruf gegen Ende kurzzeitig ungewöhnlich düstere Bahnen einschlägt, kippen weder Grundstimmung noch Atmosphäre je wirklich. Wie immer ist alles irgendwie sonnig, wohin Schmücke auch geht, selbst wenn Geschichten über von Schweinen zerfleischte Mädchen ausgetauscht werden. Ob Mason Verger mittlerweile eine Dependence in Tschechien aufgemacht hat?

Plot: Bei einem Foto-Shooting bricht eine junge Frau vor der Kamera zusammen. Schmücke und Schneider schnüffeln daraufhin in der sachsen-anhaltinischen Version von Germany’s Next Top Model herum, inklusive überkandideltem Stylisten (Thomas Rath) und Heidi Klum aus der Zukunft (Sonja Kirchberger). Was zunächst wie eine Eifersuchtsgeschichte anmutet, entpuppt sich zur Überraschung weniger als Fall von Menschenhandel, in dem perspektivlose Mädchen unter dem Vorwand der Modelkarriere zur Zwangsprostitution nach Tschechien gekarrt werden. Die einzige Innovation dieses Krimis liegt wohl darin, dass der Spieß hier zur Abwechslung umgedreht wird (siehe Tatort: Wegwerfmädchen), nicht dass das irgendeinen Mehrwert hat…

Unterhaltung: Wenn die überraschendste Wendung eines Krimis auftritt, wenn ein Kommissar dem anderen mitteilt, dass er in Rente geht, dann hat besagter Krimi in der Regel ein Problem. Im Fall von Polizeiruf 110 – Laufsteg in den Tod stört das nicht weiter. Der Fall selbst wird zwar mit etwas mehr Leidenschaft aufgelöst, als wir von Schmücke in den letzten Filmen gewohnt waren. Mehr als eine Pflichtübung ist der Jahre zu spät kommende Model-Krimi trotzdem nicht. Immerhin baut der Polizeiruf eine ganze Reihe von Verdächtigen auf, die letztlich alle irgendwie mit drin hängen (vom aus Versehen mordenden Stalker-Ex bis zum Modelhandelmastermind Sonja Kirchberger) und die Lösung der Schuldfrage umso schwieriger gestalten; für mindestens fünf Sekunden.

Tiefgang: Die jungen Leute werden das schon meistern, würde Schmücke sagen. Ich bin froh, dass bald Sylvester Groth und Claudia Michelsen in Sachsen-Anhalt ermitteln. Trotzdem wurde mir beim finalen Salut der beiden alten Herren auf der Elbe warm ums Herz. Schmücke und Schneider, die Sonntagsfahrer unter den Kriminalisten, waren zumindest Garanten für eine Gemütlichkeit und Naivität, wie sie der Tatort- und Polizeiruf-Welt dank eines Generationswechsels Schritt für Schritt abhanden kommt. Die letzten Fälle der Hallenser geben sicher keinen Anlass, ihnen nostalgisch nachzutrauern. Einen respektvollen Gruß, während sie gen Sonnenuntergang schippern, verdienen sie allemal.

Mord des Sonntags: Schuss – Schuss – Schuss, dokumentiert eine Fotoserie den Tod eines Models.

Zitat des Sonntags: “Das ist einfach nicht mehr meine Zeit.”

Ein netter Krimi als Abschied von zwei netten Kommissaren war das oder seid ihr anderer Meinung?

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