Inmitten der Award Season, in der die Experten nach Bekanntmachungen von Auszeichnungen wie den Golden Globes, den Director’s Guild Awards und den Screen Actor’s Guild Award nur so lechzen, schmuggelt sich ein Filmfestival dazwischen, das so rein gar nichts mit den großen Streifen Hollywoods am Hut hat. Die Rede ist vom Sundance Film Festival, welches 1978 vom Sundance Kid persönlich, Robert Redford, gegründet wurde und jährlich in und um Salt Lake City, Utah, die vielversprechendsten Independent-Produktionen der USA auszeichnet. Um die Vielfalt an Filmströmungen und stilen zu betonen, geben die Zuschauer und eine Jury insgesamt 28 Preise an dramatische sowie dokumentarische Spiel und Kurzfilme aus.
Die Preis der U.S. Grand Jury für dramatische Filme, die wohl meistbeachtete Auszeichnung in Sundance, erhielt Beasts of the Southern Wild, ein unbeschreiblich sonderbarer Film über ein sechsjähriges Mädchen in den Bayous von Louisiana. Beschrieben als Rand des Universums sich die müssen sich die Einwohner bereits jetzt mit den Folgen schmelzender Polarkappen auseinandersetzen. Und als wäre das schon nicht genug, fallen plötzlich prähistorische Wesen in das Mississippi-Delta ein. Obwohl sich Beasts of the Southern Wild womöglich albern und abgehoben anhört, wurde er jedoch einhellig von allen Besuchern gefeiert.
Der dokumentarische Grand-Jury-Preis, das Pendant zur Auszeichnung der fiktiven Werke, bekam The House I Live in verliehen, in dem es nicht nur um die finanziellen Kosten des amerikanischen “War on Drugs” geht, sondern auch um die sozialen Kollateralschäden. Der Regisseur Eugene Jarecki sagte bei Entgegennahme des Awards: “Wenn wir etwas in unserem Land reformieren wollen, dann müssen wir aufhören, Menschen für gewaltlose Verbrechen oft lebenslänglich ohne Bewährung – länger als für Mord – wegen des Besitzes einer Droge ins Gefängnis zu werfen.”
Der Liebling des Publikums, ausgezeichnet mit dem Audience Award, war eindeutig The Surrogate. John Hawkes spielt darin einen 38-Jährigen, der ständig von einer eisernen Lunge beatmet werden muss, jedoch trotzdem seine Jungfräulichkeit mithilfe einer Sexualtherapeutin (Helen Hunt) verlieren möchte. Der auf einer wahren Begebenheit beruhende Film wurde für 6 Millionen Dollar von Fox Searchlight aufgegriffen und wird mit Sicherheit einer der Independent Hits des Jahres.