Als 2008 der Actionthriller 96 Hours in die Kinos kam, war der Erfolg groß, sodass zumindest aus kommerziellen Gesichtspunkten viel für eine Fortsetzung sprach. Der Film hatte irgendwie einen Nerv getroffen, denn weder war das Thema noch war die Figur des einsamen Rächers Mills eine Neuheit im Kino und dennoch hatte 96 Hours etwas Ikonisches, was gleich rasch von anderen Filmen kopiert, aber nicht erreicht wurde. Begreift man den Mainstreamfilm als eine audio-visuelle Bündelung von Diskursen und Ideologien, so kann man in 96 Hours mehr erkennen und mehr Aussagen über unsere Gesellschaft und die westliche Welt treffen, als einem lieb sein kann. Nun wird mit 96 Hours - Taken 3 von Olivier Megaton eine Trilogie daraus, wenngleich die beiden Fortsetzungen eher nach dem Prinzip der Wiederholung mit Variationen funktionieren.
Zwar komplettiert sich mit dem dritten Teil nun das Bild, aber einen großen erzählerischen Bogen vermisst man schmerzlich. Diese erzählerische Schwäche sollte man aber nicht nur als dramaturgisches Dilemma, sondern auch als ein gesellschaftliches interpretieren. Nicht nur dem Film fehlt eine Antwort, die ein Fortkommen ermöglichen könnte, uns fehlt diese Antwort ebenso. Die Situation stellt sich als fatal dar, es scheint keinen Ausweg zu geben: Mills ist in all seiner Ambivalenz ein (Anti-)Held unserer Zeit, in dem sich das Dilemma des Westens kristallisiert. Hin und hergerissen zwischen den liberalen, zivilisatorischen Errungenschaften und einer archaischen Brutalität, zwischen Political Correctness und Folter befindet sich Mills ganz ähnlich wie der Westen in einer verfahrenen Lage.
Olivier Megaton stellt sich nicht zum ersten
Mal einer solchen Thematik, denn bereits in Colombiana ging es um eine derart
unüberwindliche Kluft, wenn die Hauptfigur Kataleya eigentlich ein
postmodernes, nomadisches Dasein fristet und sie zugleich nach ihren familiären
‚Ursprüngen‘ und ‚Wurzeln‘ sich sehnt.
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