Venedig 2009 - Gelächter und Beifall für Life During Wartime von Todd Solondz

04.09.2009 - 09:35 Uhr
Life During Wartime
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Life During Wartime
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Todd Solondz blickt genau auf die Neurosen und Psychosen in Amerika, fördert allerlei aus den Tiefen unserer Existenz hervor. Auch sein neuer Film Life During Wartime schöpft wieder aus den Vollen.

In Life During Wartime von Todd Solondz geht es um drei Schwestern. Joy (Shirley Henderson) entdeckt, dass ihr Ehemann Allen (Michael Kenneth Williams) längst noch nicht von einer seltsamen Krankheit geheilt ist und rennt weg. Ihr Schwester Trish (Allison Janney) lernt Harry kennen und hofft, dass dieser neue Mann wieder Stabilität in ihre zerbrechliche Familie bringt. Ihre andere Schwester Helen (Ally Sheedy) sieht sich als Opfer ihrer Familie und des Erfolges in Hollywood. Joy, Trish und Helen sind wie Du und ich, alle sind etwas verrückt und bei keiner funktioniert es so richtig mit den zwischenmenschlichen Beziehungen.

Mit Life During Wartime sah Daniel Kothenschulte von der Frankfurter Rundschau das erste Meisterwerk auf dem Filmfestival. Das Werk ist ein “ebenso radikaler wie zurückhaltender Film über die moralische Befindlichkeit eines Landes in einem Zustand kollektiver Paranoia. Todd Solondz reiht die arglosen Gespräche von Liebespaaren in anonymen Gaststätten zu einer scheinbaren Gesellschaftskomödie aneinander – um dann unversehens gespenstische Mauern des Verdrängten einzuziehen.”

Ganz überzeugt von Life During Wartime ist Dominik Kamalzadeh vom Standard nicht. “Der Film beginnt mit einer hübsch getimten Restaurantszene, ein Paar will sich vergeben, dabei werden viele Tränen vergossen, bis die Kellnerin den Mann plötzlich wüst beschimpft. Das gibt die Tonart für ein Kaleidoskop dysfunktionaler Familienverhältnisse vor, in dem, wie schon in Palindrome, Pädophilie und sexuelle Nöte zentrale Motive sind. Manches davon gerät durchaus pointiert, manches komisch, manches arg forciert – Todd Solondz ’ Figuren leiden unter ihrer Beweislast, die ihnen ihre Freiheit nimmt und sie zu thesenhaften Typen degradiert.”

Auch Cristina Nord in der taz konnte nicht alles verdauen. Der Regisseur Todd Solondz verstaut “so viele Neurosen und andere, schwerer wiegende psychische Defekte, dass ich den eigenen, von Kannibalen und Zombies bedrängten Psychohaushalt hart arbeiten lassen muss, damit ihn die Störungen der Figuren nicht angreifen.”

Dagegen sah Felicitas Kleiner im film-dienst eine “Gratwanderung zwischen überspitzter Groteske, Familienkomödie und Drama mit leicht surrealen Zügen, situiert in einem Florida, aus dem die brillante, messerscharfe Inszenierung ein degeneriert sonnig-buntes Wunderland gescheiterter Träume macht. Thematisch kreist der Film um die Versuche der Figuren, ihre von diversen Verwundungen und grausamen Enttäuschungen gezeichneten Beziehungen bzw. familiäre Bindungen wieder in den Griff zu bekommen, die Sehnsucht nach intakter familiärer Nähe zu befriedigen oder aber Vergebung für eingebildete oder echte Fehler zu erlangen.”

Wann Life During Wartime von Todd Solondz in unsere Kinos kommt, ist noch nicht geklärt.

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