In den USA hat sich dieser Trend bereits durchgesetzt: Serien werden nicht mehr nur im Fernsehen, sondern vor allem online geguckt, und zwar legal. Netflix ist nicht mehr länger nur eine Plattform für von TV-Sendern produzierte Serien, sondern wird selbst aktiv. Das Ergebnis sind Erfolgsserien wie House of Cards. Dieser Trend schwappt jetzt auch zu uns rüber. Von eigenproduzierten Serien im Internet sind wir zwar vermutlich noch weit entfernt (das ist in Anbetracht des deutschen Fernsehens aber vielleicht auch gar nicht so schlecht!), dafür aber holt Lovefilm nun die US Erfolgsserie Vikings nach Deutschland. Noch vor der TV Erstausstrahlung Ende des Jahres könnt ihr alle neun Folgen ab Donnerstag den 20. Juni 2013 sowohl in der englischen Originalfassung als auch auf deutsch per Video on Demand ansehen. Grund genug, einmal einen Blick darauf zu werfen und zu fragen: Was taugen die Wikinger eigentlich?
Story und Charaktere – Klare Linien statt Komplexität
Der Vergleich von Vikings mit Game of Thrones ist fast unvermeidlich. Auch wenn Vikings auf historischen Tatsachen beruht – die Serie wurde in den USA auf dem History Channel ausgestrahlt – und Game of Thrones wie wir alle wissen der Fantasie von George R.R. Martin entspringt, ähneln sich die beiden Geschichten doch in ihrer Darstellung einer archaischen Gesellschaftsordnung. Deshalb werde ich im Folgenden die erfolgreiche HBO-Serie immer wieder als Bezugspunkt heranziehen.
In Vikings möchte die Hauptfigur Ragnar (Travis Fimmel) zum Plündern in den Westen fahren, doch da niemand so genau weiß, ob sich westlich der skandinavischen Heimat überhaupt Land befindet, handelt es sich hier um ein besonders riskantes Unternehmen. Sollten Ragnar und seine Mitstreiter jedoch unentdecktes Terrain finden, wird ihr Erfolg und erplünderter Reichtum einige Neider auf den Plan rufen. Earl Haraldson (Gabriel Byrne) jedenfalls steht schon in den Startlöchern, um blutige Intrigen zu spinnen.
Wie sich in dieser kurzen Synopse der ersten Folge offenbart – mehr möchte ich hier nicht vorwegnehmen – verfügt Vikings über eine recht übersichtliche Storyline. Mit Ragnar, seiner Frau Lagertha (Katheryn Winnick) und dem gemeinsamen Sohn Björn (Nathan O’Toole) sind klare Hauptfiguren gegeben. Auch wenn wir immer wieder kurze Einblicke in das Leben des schon erwähnten Earls erhalten, verfolgt die Geschichte hauptsächlich Ragnars abenteuerliche Unternehmung. Das hat zur Folge, dass wir die Figuren schnell kennenlernen und ihre Beziehungen untereinander umgehend begreifen, was in Game of Thrones gut und gerne ein paar Folgen dauern kann. Dafür jedoch, dass Vikings – zumindest am Anfang – mit einem deutlich kleineren Cast arbeitet, sind die Charaktere bedauerlich eindimensional geraten, zwischenmenschliche Spannungen sind rar. Vom Intrigengeflecht in Westeros fehlt jede Spur, was vermutlich auch darauf zurückzuführen ist, dass es hier nicht um königliche Familien, sondern bodenständige Krieger geht. Dass in diesem Klima auch weniger eloquente Dialoge geführt werden, versteht sich von selbst.