Von der Rückbank des Autos in den Tourbus

21.09.2014 - 08:10 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Die Band Stillwater in Almost Famous
Columbia TriStar
Die Band Stillwater in Almost Famous
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Heute bin ich also an der Reihe, einen Beitrag zu unserer Aktion Lieblingsszene zu schreiben. Unter all den vielen, vielen Szenen, dir mir dabei durch den Kopf geschwirrt sind, hat sich dann doch eine durchgesetzt. Und sie stammt aus Almost Famous.

Obwohl ich die 1970er Jahre nie miterlebte, hatte ich schon immer eine besondere Affinität zu diesem Jahrzehnt. Die Literatur, die Filme und vor allem die Musik aus der damaligen Zeit hatten es mir bereits als Jungspund angetan. Noch heute wünsche ich mir manchmal, dass ich in die Zeit zurückreisen könnte, um das Lebensgefühl von damals auch zu empfinden. Das starke Interesse an dieser Zeit nahm wohl seinen Anfang durch die Musikkassetten meines Vaters. Diese waren mit zahlreichen Songs der 70er bespielt und wurden bei Urlaubsfahrten im Auto rauf und runter gehört. Die Welt war in Ordnung. Das waren mit die schönsten Momente meines Lebens und ich gerate auch heute noch in Euphorie, wenn ich diese Musik höre. 

Cameron Crowe muss versucht haben, den perfekten Film für mich zu erschaffen, denn im Jahr 2000 erschien schließlich Almost Famous - Fast berühmt. Ein Film über Musik, der in den 70ern spielt und dies mit viel Liebe und Leidenschaft inszeniert? Es war eigentlich zu schön, um wahr zu sein. Doch es war auch kein Traum und als ich den Film zum ersten Mal sah, schien ich mitten in der Zeit zu sein, die mich immer so faszinierte.

Dieses Gefühl löste Almost Famous in mir vor allem bei einer Szene aus: Die Band Stillwater, um die es in dem Film geht, sitzt nach einer langen Nacht in ihrem Tourbus. Sie werden von ihren Groupies, zu denen die zauberhafte Penny Lane gehört, und dem jungen Redakteur William begleitet. Alle wirken kaputt, es gibt Spannungen untereinander, besonders weil Gitarrist Russell die Nacht zuvor einen Streit auslöste und dann verschwand. Im Hintergrund läuft leise der Song Tiny Dancer von Elton John. Dann fängt ein Mitglied der Band plötzlich an mitzusingen. Penny Lane steigt mit ein. Und schließlich einer nach dem anderen, bis der gesamte Tourbus das Lied mit voller Hingabe dahinschmettert. Die Probleme sind wie verflogen und die Gruppe scheint wieder diese verschworene Gemeinschaft zu sein, die sie einmal war. Denn das Lied erinnert sie an etwas: Ihre gemeinsame Liebe zur Musik.

Geschrieben klingt diese Szene nicht sonderlich spektakulär, ist sie auch nicht und muss sie auch nicht sein. Sie ist jedoch einfach ein wundervoll inszenierter Moment, den ich mir immer wieder anschauen möchte. Ich wünsche mir dann, Teil dieser sympathischen Truppe zu sein, mit ihr im Bus zu sitzen und lauthals in ihren Gesang einzustimmen. Cameron Crowe gelingt es, einen Augenblick des Friedens zu schaffen und vermittelt mehr als spürbar, welches Gefühl die Protagonisten in dieser Szene erleben. Vermutlich ein Ähnliches wie ich, wenn ich mir sie anschaue: Vollkommene Zufriedenheit. Aber auch die Erinnerung an mich als kleinen Jungen, wie ich auf der Rückbank im Auto den Kassetten meines Vaters lausche. Treffender könnte es Penny Lane in Gestalt von Kate Hudson nicht ausdrücken: "You are home."

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