Was sagen die Kritiker zu ... A Most Violent Year?

19.03.2015 - 09:05 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
A Most Violent YearUniversum Film
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Mit A Most Violent Year liefert J. C. Chandor seine dritte Regiearbeit ab und führt uns in die zwielichtigen Geschäfte der Heizöl-Industrie der 80er. Was die Kritiker über den neuen Film des All is Lost- und Margin Call-Regisseurs sagen, lest ihr hier.

Nach Der große Crash - Margin Call von 2011 und All Is Lost von 2013 startet mit A Most Violent Year heute der dritte Spielfilm von J.C. Chandor in den deutschen Kinos. Für seine ersten beiden Arbeiten erhielt der amerikanische Regisseur und Drehbuchautor bereits viel Lob, und so ist nun auch sein neuestes Werk mit einigen Erwartungen von Seiten der Zuschauer aus bedacht. Nachdem er in seinem ersten Film Margin Call bereits sehr minimalistisch die Vorgänge und Personen hinter der Finanzkrise von 2008 beleuchtete, machte er für All Is Lost in jeder Hinsicht noch einmal einen Schritt zurück. In dem Film rund um einen auf sich allein gestellten Robert Redford, der auf hoher See dem Tod ins Auge blickt, wurde filmischer Minimalismus zelebriert und von Kritikern gefeiert. Mit A Most Violent Year hat er sich nun den Machenschaften der New Yorker Unterwelt zugewandt.

Der Einwanderer Abel Morales (Oscar Isaac) und seine Frau Anna (Jessica Chastain) bauen sich in New York City ein Geschäft im Heizöl-Sektor auf. Doch die Zeiten sind schlecht. Im wahrsten Sinne des Wortes. Im Winter 1981 ist die Kriminalitätsrate so hoch wie nie zuvor und Abel bekommt Probleme. Er selbst möchte sein Geschäft mit legalen Mitteln zum Erfolg führen. Der amerikanische Traum ist für ihn nicht zwangsläufig mit Kriminalität verbunden, auch wenn die aufgekaufte Firma einst Annas Vater, einem Gangster, gehörte. Leider ist Abel mit seinem Wandeln auf dem Pfad der Legalität unter seinen Konkurrenten allein und gerät immer mehr in Bedrängnis. Er begreift, dass es schwer ist, immer den richtigen Weg zu gehen, denn bald ist neben seinem Unternehmen auch seine Familie gefangen in einem Netz aus Gewalt und Korruption.

Die harten Fakten zu A Most Violent Year

  • 121 Community-Bewertungen mit einem Durchschnittswert von 6,7
  • 13 Kritiker-Bewertungen mit einem Durchschnittswert von 7,3
  • 18 Kommentare und 8 Kritiken
  • 391 haben den Film vorgemerkt und sind 3 uninteressiert


Was sagen die englischsprachigen Kritiker zu A Most Violent Year?

Todd McCarthy vom Hollywood Reporter  lobt vor allem die Story und deren Umsetzung:

[...] Chandors fesselnder und beunruhigender Film stellt schwierige Fragen vor dem Hintergrund der taktisch akzeptierten Korruption und zeigt Interaktionen auf Straßen-Höhe in New York, die man so seit der Blütezeit von Sidney Lumet nicht mehr gesehen hat. [...]

Auch A.O. Scott von der New York Times  zeigt sich begeistert und lobt besonders die Atmosphäre und den Stil des Films:

[...] J.C. Chandor, der Autor und Regisseur dieses pulpig anmutenden, gehaltvollen, alles in allem fantastischen neuen Films, und Bradford Young, sein hoch talentierter Director of Photography, gelingt es diesem angeschlagenem Bild der Stadt sowohl historische Glaubwürdigkeit als auch ausdrucksstarke Kraft zu verabreichen. [...]

Dana Stevens von slate  dagegen steht dem Film kritischer gegenüber und findet ihn etwas dünn und macht dies am Beispiel der Kinder des Paares fest:

[...] Sie (Anna und Abels Kinder) erscheinen nur, wenn sie als Vehikel für den Plot gebraucht werden oder als potenzielle Köder für Bösewichte. Es ist nur ein kleines Detail, aber diese Abwesenheit eines glaubwürdigen Hintergrundes, eines täglichen Lebens der Morales-Familie, ist symptomatisch für A Most Violent Years hohle und notdürftige Ausstattung. Wir wissen nur, dass 1981 das Jahr mit der höchsten Kriminalitätsrate in New York City war, weil der Titel und ein oder zwei Nachrichtenfetzen aus einem Autoradio es uns erzählen. [...]


Was sagen die deutschen Kritiker zu A Most Violent Year?

Laurenz Werter von kino-zeit  ist ebenso begeistert wie der Großteil seiner englischsprachigen Kollegen:

[...] A Most Violent Year ist eine packende, intensive Milieustudie, ein fast aus der Zeit gefallener Film, der an das große Schauspielkino der 1970er und frühen 1980er Jahre erinnert. Keine leichte Kost, aber ein Pflichtbesuch für jeden Cineasten.

Lukas Stern von critic  schließt sich dem Urteil seiner Kollegen, was die Atmosphäre betrifft, an:

Denn wenn sich der vielleicht stärkste Moment des Films in einer entfesselten Verfolgungsjagd entlädt [...] , wird klar, dass es sich dabei um eine Art allerletzte Handlungsoption handelt. [...] Die Verfolgungsjagd, auch die Pistole, mit der man eher droht als schießt, auf deren Gebrauch mit aller Macht verzichtet werden will, und die Schüsse, die damit umso definitiver, umso gravierender fallen, stehen [...] in einem buchstäblich existenziellen Licht. [...]

Anke Westphal von der Berliner Zeitung  hat ebenfalls nur lobende Wort und zieht einen ähnlichen Vergleich wir ihr Kollege vom Hollywood Reporter:

„A Most Violent Year“ ist jedoch nicht nur die Studie eines Außenseiters und Aufsteigers, der von den Umständen gezwungen wird, seine Prinzipien zu überdenken. Oder eine Fallstudie der Ehedynamik. Der Film zeichnet auch ein Porträt der Metropole New York, das souverän in der Tradition der Filme etwa von Sidney Lumet zu stehen scheint. Die Skyline von Manhattan lockt bei Chandor nicht – sie droht vielmehr aus der Untersicht der Peripherie: als Symbol einer Stadt voller Gewalt, Korruption und Verfall.


Das Fazit zu A Most Violent Year:

Bis auf wenige Ausnahmen scheinen sich die Kritiker im Falle von A Most Violent Year einig. Der Grundtenor ist äußerst positiv und verspricht einen guten Film, welcher durch sein langsames Erzähltempo und seine Ausstattung entgegen heutiger Kinogepflogenheiten zu arbeiten scheint. Chandor nimmt sich Zeit und versucht, anscheinend mit Erfolg, an alte Hollywood-Zeiten anzuknüpfen. Vielleicht nicht ein Film für jedermann, aber für Interessierte und Cineasten eine absolute Pflichtveranstaltung.

Was haltet ihr von den Meinungen der Kritiker? Werdet ihr für A Most Violent Year ein Kinoticket lösen?

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