Wir schauen Daredevil - Staffel 1, Folge 5 & 6

29.04.2015 - 08:50 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
CondemnedNetflix
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Es wird geflirtet, was das Zeug hält bei Daredevil. An allen Seiten bahnen sich romantische Beziehungen an, doch bleiben sie leider stets im Schatten der Gräueltaten New Yorks.

Gangsters need love too. So würde 2Pac wahrscheinlich die heutigen Episoden von Marvel's Daredevil kommentieren, wenn er könnte. Unrecht hätte er damit sicherlich nicht, denn unterm Strich bleibt genau das am Ende von World on Fire stehen, wenn der Kingpin mit Vanessa an seiner Seite aus dem Restaurantfenster mit Panoramablick zufrieden auf die brennende Stadt schaut.

Welche Rolle Vanessa (Ayelet Zurer) in der verstrickten Welt von Hell's Kitchen einnimmt, ist bislang unklar. Sie ist zweifellos eine starke Persönlichkeit: Anstatt Wilson Fisk (Vincent D'Onofrio) aufgrund seiner kriminellen Machenschaften aus dem Weg zu gehen, bringt sie zum Date einfach eine Waffe mit und plaudert unverblümt von ihrem Sexleben mit Männern, die sich offenbar auf grauenhafte Pick-Up-Lines spezialisieren. "Does that shock you?", schließt sie keck ihre Anekdote ab, während Fisk betreten zu Boden schaut. Bis hierhin tritt sie als eine furchtlose Persönlichkeit auf, die ganz genau weiß, was sie will, und genauso gut weiß, wie sie es bekommt. Mit einem amüsierten Lächeln auf den Lippen nimmt sie einen Schluck aus ihrem Rotweinglas und beobachtet den verunsicherten Kingpin dabei, wie er nach den richtigen Worten sucht. Bis hier hin deutet sich ein interessantes Verhältnis zwischen den beiden an, doch plötzlich lehnt sie sich nach vorne und fängt an zu sprechen, als sei sie in einem Scorsese-Film gelandet: "I know you are a dangerous man, that's why I brought a gun to a dinner date." Fisk erwidert mit einer obligatorischen Ausstellung seiner maskulinen Qualitäten und versichert ihr, dass der Platz an seiner Seite der sicherste Ort der Welt sei. Wie das Herz jeder vernünftigen weiblichen Filmfigur ist auch das von Vanessa sofort erobert. Sie übergibt Wilson als Beweis, dass sie sich bei ihm wirklich sicher fühlt, ihre Schusswaffe und kommentiert die Explosionskette in der Stadt mit einem entschlossenen "good." Bezeichnenderweise ist Vanessa in der anschließenden Episode gar nicht mehr zu sehen.

Vanessa und Wilson sind nicht das einzige Duo, das auf Zweisamkeit zusteuert. World on Fire nimmt sich reichlich Zeit, um romantische Verhältnisse anzudeuten, aufzubauen und teilweise gleich wieder zu zerstören. Am eindeutigsten findet das zwischen Matt (Charlie Cox) und Claire (Rosario Dawson) statt. Die Zuneigung, die die beiden füreinander empfinden, ist nicht besonders schwierig nachzuvollziehen. Beide verfolgen ein Ideal einer besseren Welt, oder zumindest eines besseren Hell's Kitchen, wofür sie bereit sind, große Opfer zu bringen. Matt schlägt sich Nacht für Nacht durch die Gassen New Yorks; Claire begibt sich trotz ihrer eigenen frischen Verletzungen ins Krankenhaus, um dort die Opfer der Explosionen zu versorgen. Sie kümmern sich nicht besonders um ihr eigenes Wohlergehen, solange das bedeutet, Hell's Kitchen zu einem angenehmeren Ort zu machen. Doch Claire hält an ihren moralischen Überzeugungen fest und weiß, dass sie und Matt sich in der Hinsicht zu verschieden sind. "I just don't think I can let myself fall in love with someone who's so damn close to becoming what he hates" sagt sie ihm, den Tränen nahe und erkennt hier das größte Problem an Matts Motivation, Daredevil zu sein. Vielleicht erkennt sie dieses Problem sogar vor Matt selbst. Denn auch wenn er in diesem Moment Verständnis für ihre Gefühle aufbringt, scheint er sich noch eindeutig von seinen Gegnern abgrenzen zu können. Wobei diese Abgrenzung sich jetzt schon kaum wie eine Überzeugung anfühlt, sondern eher wie eine talentierte Selbstlüge.

Das dritte Pärchen im Bunde sind Foggy (Elden Henson) und Karen (Deborah Ann Woll), die genug Zeit haben sich näher zu kommen, während sie sich um ihre Klienten kümmern und dabei dank Matts Aktivitäten stets ungestört sind. Die reizende Elena Cardenas (Judith Delgado) bereitet den beiden ein romantisches Dinner zu zweit vor, das sich insgesamt unangenehmer anfühlt, als Foggy sich das wahrscheinlich wünscht. Abgesehen von der Explosion und der doch sehr eigenartigen Bitte von Karen an Foggy, ihr Gesicht anzufassen, ist dieses Date (wie Foggy es selbst nennt) deswegen so unangenehm, weil Foggy hier offenbar auf eine schmerzhafte platonische Beziehung zusteuert. Zumindest lässt Karen regelmäßig durchblicken, dass ihre eigentliche Faszination mehr Matt gilt und so pendelt Foggys Verhalten zwischen einer verletzten Zurückhaltung und der noch nicht gestorbenen Hoffnung auf ein intimeres Verhältnis. Die alles zerstörende Explosion kam insofern gewissermaßen genau im richtigen Zeitpunkt, denn diese Gesichts-Ertasten hätte ja für alle Beteiligten bloß peinlich enden können.

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