Wir schauen Sons of Anarchy - Staffel 7, Folge 2

18.09.2014 - 08:50 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Dayton Callie als Wayne Unser in Sons of Anarchy
FX
Dayton Callie als Wayne Unser in Sons of Anarchy
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In der zweiten Folge Toil and Till gibt es Action satt: Die Sons of Anarchy starten eine blutige Schießerei samt halsbrecherischer Verfolgungsjagd, während jeder jedem etwas verheimlicht. Es geht so kompliziert und dramatisch weiter, wie es begonnen hat.

Vergangene Woche hat Kurt Sutter mit Black Widower die Bühne für alles Kommende der letzten Staffel bereitet. Die grundlegenden Konflikte sowie die damit verbundenen Figuren wurden eingeführt und wir sind alle auf dem neuesten Stand. Die zweite Folge der siebten Staffel Sons of Anarchy knüpft genau dort an und nimmt die großen Handlungsstränge wieder auf. Die Ereignisse überschlagen sich förmlich, während es bei den Sub-Plots weniger Entwicklungen zu verzeichnen gibt. Die Ereignisse um den Klerus aus der letzten Folge fallen sogar komplett hinten über. Dafür ist aber ein neuer Sheriff in der Stadt.

In einer schönen Raucher-Sequenz sehen wir direkt zu Anfang die drei wichtigsten Figuren der Folge: Jackson, Juice und Gemma. Von ihnen wirkt Gemma am entspanntesten, was an Neros Anwesenheit liegen könnte. Zusätzlich scheint ihr Coup zu funktionieren, den Mord an Tara den Chinesen in die Schuhe zu schieben. Sie kann sich also erst einmal in Sicherheit wiegen und die Wiedervereinigung mit Nero genießen. Jax hat sich zwar gerade erst am vermeintlichen Mörder seiner Frau gerächt, wirkt aber nichtsdestotrotz (oder deswegen?) am Morgen danach sehr unausgeglichen. Das Gleiche gilt für Juice, der sich entschließt, Unser loszumachen. Der bietet ihm daraufhin Hilfe an und erfährt einen Teil der Wahrheit.

Womit wir beim großen Thema der Folge wären, das sich durch die ganze Serie zieht: Ehrlichkeit. Die fordert zum Beispiel August Marks von Jax ein, woraufhin der ihn anlügt. Er verschweigt Marks, dass er seinen Ratschlag "if your emotions say now, your head's got to say later" schon längst in den Wind geschlagen hat. Denn Geduld ist nicht gerade die größte Stärke Jackson Tellers. Darum will er auch nichts mehr vom Ausstieg aus dem Waffenhandel wissen ("I don't have a vision anymore. All I see is right in front of me."), sondern viel lieber Henry Lin von Grund auf vernichten. Und zwar "as slowly and painfully as possible". Dazu bittet er die Sons of Anarchy-Brüder der Indian Hills um Hilfe, die leicht skeptisch seinem Plan zustimmen.

Der entfaltet sich dann auch überraschend schnell vor unseren Augen. Die Sons überfallen nämlich einfach so, mir nichts, dir nichts, eine Waffenlieferung der Chinesen, um Lin zu schwächen. Dabei gibt es wilde Schießereien und eine noch wildere Verfolgungsjagd. Was mir gut gefallen hat: Nach den ganzen zwar dramatischen, aber ruhigeren Ereignissen der letzten Folge kommt mir mal wieder ein bisschen mehr Action gerade recht. Allerdings hat sich ein kleiner Flüchtigkeitsfehler eingeschlichen: Die Klappe des Pickups ist während der Verfolgungsjagd geöffnet, gegen Ende der wilden Fahrt dann kurz geschlossen und am Schluss steht sie wieder offen - wie von Geisterhand.

Kurz vorher führt Gemma mit ihrem Enkelsohn Abel ein ernstes Gespräch. Endlich wirkt der kleine Mann zumindest annähernd überzeugend und Ryder Londo nicht wie der schlechteste Kinderschauspieler aller Zeiten. Ob es daran liegt, dass die Serie eine ihrer größten Plot-Devices meistens sträflich vernachlässigt, weiß ich nicht. Aber Abel und Thomas fungieren oft hauptsächlich als MacGuffin, sie könnten eigentlich durch eine beliebige andere Motivation ersetzt werden. Für mich stellt das Gespräch die erste wirklich überzeugende Szene mit Abel dar. Endlich spricht mal jemand mit dem Kleinen!

Währenddessen spricht Nero mit Wendy und lässt sie an seinen spirituellen Weisheiten teilhaben. Die drehen sich auch wieder um Ehrlichkeit und Offenheit. Wie so oft klingen die Aussagen der Charaktere bewusst prophetisch. Nero ist davon überzeugt, dass das Richtige geschieht, wenn man nur immer ehrlich bleibt und jedem offen und direkt begegnet. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass es Jax, Juice und Gemma noch übel ergehen wird, wenn sie nicht bald mit der Wahrheit herausrücken. Allerdings ist deren jeweilige Lage schon so verfahren, dass es für die Wahrheit wohl schon zu spät ist.

Denn in Charming bleiben Geheimnisse nicht lange geheim. Sie haben die unangenehme Angewohnheit, früher oder später an die Oberfläche zu kommen. Unser beispielsweise stellt Gemma wegen Juice  zur Rede. Daraufhin muss sie erst herausfinden, wie ehrlich Juice zu dem ehemaligen Sheriff war. Hier verbirgt jeder vor jedem etwas: Unser ist seinerseits nämlich mittlerweile Consulting Investigator des neuen Sheriffs. Diesbezügliche Dokumente entdeckt Gemma in dessen Wohnwagen. Ich warte nur auf dem Moment, in dem plötzlich alle erfahren, was wirklich vor sich geht. Das kann insgesamt einfach kein gutes Ende nehmen.

Das gleiche Gefühl beschleicht mich wegen des Überfalls. Henry Lin verdächtigt sofort die Sons of Anarchy, weil außer ihnen nur die Iren von dem Treffpunkt wussten. Glücklicherweise hat SAMCRO aber schon eine Lösung parat und schiebt die Sache zwei armen Typen in die Schuhe. Dumm nur, dass diese beiden dem Chef der Indian Hills offenbar sehr am Herz gelegen haben (War das sein Sohn?). Schade auch, dass der nicht auf den Kopf gefallen ist, sondern eins und eins zusammenzählen kann. Jetzt stellt sich die Frage, ob sich unser Präsi mit der Aktion nicht selbst ins Knie geschossen hat. Am Ende bringt er noch die ganzen anderen Sons of Anarchy-Charters gegen sich auf: Indem er erst groß ankündigt, legal zu werden - dann zum großen Feldzug gegen Lin bläst und dabei über Leichen der Freunde seiner Freunde geht.

Es scheint Jax aber ziemlich egal zu sein oder er wusste nichts von der Verbindung zu den Indian Hills. So oder so webt auch er ein Netz der Lügen und Halbwahrheiten, in dem er sich langsam zu verstricken droht. Wenigstens schimmert noch ein letztes, kleines bisschen Menschlichkeit durch, als er das erste mal seine Söhne wiedersieht. Auch Juice scheint immer mehr zu verzweifeln. Er ruft sogar kurz auf Chibs' Handy an, legt aber auf, ohne etwas zu sagen. Gemmas Fluchtplan setzt er nicht in die Tat um und landet zu guter Letzt wieder in Wendys Wohnung. Hier hätte ruhig etwas mehr passieren können, bei Juice tut sich erstaunlich wenig im Verlauf der Episode. Auch seine Beweggründe bleiben weiterhin unklar.

Zitat der Folge: "I know a thousand places to bury bodies." (Happy)

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