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WISH I WAS HERE, oder: Wieso Promis die besseren Menschen sind

06.04.2015 - 20:00 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Ganz deutlich zu erkennen: Der Film ist mega stylisch
Focus, AlleMenschenDieDafürGespendetHaben
Ganz deutlich zu erkennen: Der Film ist mega stylisch
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Seid gegrüßt, werte Gefährten und Gefährtinnen, liebe Ottos, die aus Versehen auf diesen Artikel geklickt haben. In diesem Format werde ich zukünftig Filme vorstellen. Nicht unbedingt Filme, die nicht in der Datenbank zu finden sind. Nicht unbedingt Filme, die Aufmerksamkeit verdienen. Sondern Filme, über die ich mich lustig machen möchte.

Wish I Was Here [Wisch Ei Wos Hier] ist ein US-amerikanischer Trauerkloß von Film aus dem Jahre 2014, der entstanden ist, weil die Menschheit blöd  ist. Zach Braff hat das erkannt und seine Prominenz, die durch seine Rolle der Gladys, Ginger, Tiffany, Cherly und/ oder Betsy  in der traurig-lustigen Krankenhaus-Serie Scrubs - Die Anfänger entstand, ausgenutzt. Mit seinem Bruder, dem augenscheinlich talentlosen Adam Braff, schrieb er das Drehbuch. Regie geführt hat er allerdings allein. Weil er 'n Hecht ist. Der Film feierte seinen Kinostart irgendwann früher, war aber wohl alles andere als erfolgreich, weil Zach Braff vor der Veröffentlichung fleißig soziale Medien genutzt hat, um den Film anzupreisen. Nachrichten des Sieges, wie man sie heutzutage auch von Til Schweiger lesen muss, hat es dagegen nicht gegeben. Spoiler: Weil der Film scheiße ist.

Handlung:

JD, der hier nicht Betsy, sondern Aidan heißt, was aus dem Altirischen kommt und "der Feurige" bedeutet (heftig), ist ein beschissener Schauspieler und bekommt keine Rollen, weil er es nicht gebacken bekommt, sich für die Rollen vorzustellen, für die tatsächlich weiße Schauspieler benötigt werden. Stattdessen ist er der einzige Weiße in einer Reihe von farbigen Menschen, die auf ihr Vorsprechen warten. Eminem  vor seiner Slim Shady EP sozusagen. Aidans Vater ist ganz dolle krank und hat auf einmal gar nicht mehr so viel Zeit zum Leben. Aber weil er lieber Geld für seine Gesundheit raushaut, kann Aidan seine Kinder nicht mehr zur Schule schicken, weil das eine teure Schule für Juden ist. Um aber zu zeigen, dass Aidan ein coolerer Jude ist, raucht er auf dem Schulgelände. Und wird erwischt. ... Seine Kinder können also nicht mehr zur Schule gehen. Aidan ist ein beschissener Schauspieler, kriegt im Filmgeschäft nichts mehr hin und braucht Geld. Da bekommt der Crowdfunding-Hintergrund eine ganz neue Dimension. Wie meta.

Dann irgendwann kommen ein paar todesnervige Szenen hintereinander. Um den Film ein wenig frischer und bunter werden zu lassen, kommen danach zur Abwechslung ein paar richtig dumme Szenen. Dann ist auch noch was passiert, aber da war ich kurz unten und hab mir Wasser geholt. Ich könnte zwar Wasser aus dem Hahn trinken, aber in Frankreich ist das ja ein wenig chlorversetzt und es mag sein, dass ich mich da anstelle, aber unten in der Küche wird das rausgefiltert. Also nennt mich nicht Memme! Als ich die Treppe runtergegangen bin, bin ich ein wenig schneller als normal gegangen und dann an der letzten Stufe so ein wenig abgerutscht. Dadurch war ich ein paar Sekunden eher unten als geplant. Und dann bin ich zum Kühlschrank und hab mir Wasser eingeschenkt. Und wenn du, liebe Leserin/ lieber Leser, diese Informationen redundant findest, dann solltest du diesen Film nur mit ausgeschaltetem Ton schauen. Sonst wirst du erdrückt von Belanglosigkeiten.

Hintergrund:
Produktionsnotizen:

Weil von den Menschen, die etwas im Filmgeschäft zu sagen haben, niemand blöd genug war, für einen solchen Humbug Geld auszugeben, wurde der Pöbel  gefragt. Der ist nämlich, wie erwähnt, dumm genug, um Leuten, die sie nicht kennen Geld zu geben, weil er die schon einmal in der Flimmerkiste gesehen haben. Dass eine der Bedingungen, um in die Flimmerkiste zu kommen, ist, sich seiner Persönlichkeit zu entledigen und eine andere zu adoptieren, scheint dabei keinen zu stören. Deshalb haben auch alle Braff geglaubt, als er meinte, dass der einzige Grund für die Geldeintreiberei das Prinzip des "Final Cuts" ist. Die bösen Studios wollten ihm nicht das letzte Wort für seinen Film lassen. Damit würde seine Vision zerstört werden. Und was für eine das ist! Mit fliegenden Bällen und Kostümen und abgefahrenen Effekten! Und einem Pool! Und bunten Perücken! Das ist alles genau so stylisch wie Zlatko und klingt manchmal auch so .

Dreharbeiten:

Tage, nachdem die Dreharbeiten abgeschlossen waren, wurden Tagebücher von einem der Beleuchter gefunden, die den Prozess der Produktion detailgenau nacherzählen und so für einige Verwirrung sorgten. Müssen wir unser Wissen über das Leben , die Liebe  und den Menschen hinterfragen? Oder ist es noch weitreichender und müssen wir tatsächlich Hollywood hinterfragen?! Die Tagebücher wurden nicht im Spiegel veröffentlicht und interessieren eigentlich auch keinen, aber ich erlaube mir, ein paar Auszüge zu zitieren.

Tag 1: [...] Zach Braff kahm heute ein wenig zu spet, aber er ist ja ein Superstar, da warten wir gerne auf ihm. Ich auch. Ich musste zwar eine 50 Kilometer schwere Beleuchtungsapparatur halten, aber hier geht es nicht um mich. Nicht um den Kameramann. Nicht um den Zuschauer oder meinen Rücken. Hier geht es um Zachs Vision. [...] Ich darf ihn Zach nennen, das ist voll tight.

Tag 8: Heute wollten die ersten Schauspieler und unwichtigen Leute abhauen, weil sie der Meinung sind, dass "das Leben zu kurz" ist. Die haben bloß den Film nicht verstanden! Die verstehen nicht Zachs Vision!

Tag 9: [...] Um die Crew aufzumuntern hat Zachy eine Szene erfunden, in der er sich einen von der Palme wedeln tut. Mütze, Glatze, Mütze, Glatze. Hahaha. Er hat das einfach so erfunden und kurz aufgeschrieben (mit einen echten Stift!). Er ist echt wie so ein Mozart für den Film. Nachdem er gekommen ist meint er nur: "Wie geil, dass ich Final Cut habe." Und denn hat er zu Smalltown Boy von Bronski Beat getanzt.

Tag 14: Heute hatten wir die mit Abstand schwerste Szene des ganzen Films gerockt und abgedreht! Die, in der der alte Rabbi volle Möhre gegen die Wand brettert! Hahaha. Wir haben die 78 Mal gedreht, weil Braff mit dem Aufprallwinkel der Nase nicht zufrieden war. Es ist echt als wäre man an so einen Set von Kubrick. Zach ist Kubrick2000!

Tag 15: Säts a rap!!!! Wish I Was Here ist abgedreht!!! Zachs Vision ist fertig!!! Jetzt muss nur noch geschnitten werden und diese richtig qaile Musik über dieses Meisterwerk gelegt werden!!!!!!!!![...]

Spenden bitte an das Hilfswerk für die geistig Armen.

Beteiligte:

- Mastermind, Perfektionist, Kubrick2000 : Zach Braff
- die eine, die in diesem einen Schmalzstreifen mit dem einen zu sehen ist, der heutzutage sich selbst in Filmen spielt, außer wenn er einen Cowboy spielt, der homophob ist, obwohl er HIV-positiv ist
- ein Hund, der alles anpullert und damit für die größten Schenkelklopfer und Zwerchfellüberdehnungen sorgt. Selten habe ich so zwanghaft versucht, zu lachen.
- Josh Gad, der einzige, der irgendwie erwähnenswert ist. Das muss man sich erst einmal auf der Zunge zergehen lassen.

Auszeichnungen:

Wish I Was Here hat einige Preise gewonnen, was schön ist, weil die Beteiligten dann etwas haben, was sie sich gepflegt an den Hut stecken können. Worauf sie sich ein leggeres Ei backen können. Die Jury des "Kommitees für Lolle Filme" hat dem Film tatsächlich auch den Preis für den "besten Schnitt in einem Film aus dem Jahre 2014, in dem ein Mädchen eine kotzhässliche Perücke kauft, weil sie ihre Haare abgeschnitten hat, weil ihr Babysitter zu sehr an dem Legodingens interessiert war und nicht richtig aufgepasst hat, mit schmalzigen Dialogen, in denen das Wort Epiphanias erklärt wird". Glückwunsch . Zudem hat die Zeitschrift NaBravo den Film gewürdigt, indem sie ihn irgendwo erwähnt hat. Auch wenn die Wertung mit einem Daumen, der "irgendwie mittelig" ist, nicht so gut ausfiel. Die haben aber bestimmt den Film nicht verstanden.

Leider musste der Film auch ein paar Negativpreise über sich ergehen lassen. Auf wenig Verständnis stieß der Film überraschenderweise bei Filmbewertungsgruppe der "Trauerklöße und coole Juden, die auf dem Schulgelände rauchen". Von ihnen, der eigentlichen Zielgruppe des Werkes also, wurde dem Film der Preis für die "ranzigsten Lensflares", "lieblosester Soundtrack" und die "uninteressanteste Vision" verliehen. Was ein Crewmitglied der Produktion dazu veranlasste, auf die Bühne zu rennen und alle Menschen zu beleidigen, die "den Film nicht verstanden haben", weil sie "zu dumm, zu weiß und wahrscheinlich zu reich" seien. Der Moderator unterstrich diese letzten Worte und machte ihren Wahrheitsgehalt mit der Tatsache deutlich, dass Menschen auch schließlich eigens Erspartes für die Produktion dieses Kackhaufens rausgehauen hätten.

Befriedigenderweise wurde Wish I Was Here als "Überraschungsfilm des Jahres" in der renommierten Zeitschrift der "Filmbewertungen von Leuten, die Ahnung von Filmen haben", da den Herausgebern nicht klar war, dass es heutzutage noch Filme geben kann/ geben darf/ gibt, die nahezu keinen Spannungsbogen vorzuweisen haben. Na, wenn man da nicht von "visionär" sprechen kann...

Kritiken:

Jenny von T: "Der Sportfreunde Stiller -Song unter den Filmen." Autsch.

NaBravo: "Abklatsch von allem, was Braff zuvor gemacht hat. Irgendwie mittelig."

Bratze, die ihr Tagebuch nicht gut genug versteckt hat: "Voll tight."

Smooli: "Während Garden State noch eine ungemeine Intimität und liebevolle Wärme ausstrahlt, ist dieser Film unfassbar peinlich zusammengeschustert, abgefahren lebensfremd, abgefahren kitschig, einfach nur belanglos. Bleibt zu hoffen, dass Zach Braff seine Epiphanias nun hatte und nicht nochmal alles derart verbockt."

Fortsetzung:

Eine Fortsetzung wurde zwar noch nicht angekündigt, ist aber so klar wie Klosbrühe. Wahrscheinlich handelt der nächste Film dieses mehrteiligen Lebenswerkes von einem Schauspieler, der ein Vollpfosten ist und dann den Sinn des Lebens sucht. Vielleicht wird auch wieder ein griechisch angehauchtes Wort erklärt. Und so wird Zach Braff alle 10 Jahre einen Film über das immergleiche Thema mit den immergleichen Figuren und der immergleichen Musik veröffentlichen. Bis er stirbt oder einsieht, dass er keinen Freifahrtsschein vom Publikum hat, nur weil er vor einem Jahrzehnt in dessen Gunst ziemlich hoch stand, und uns in Frieden lässt.

Bis dahin.


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