Wo die Wilden Kerle wohnen - Konflikt statt Kitsch

17.12.2009 - 08:50 Uhr
Auch Monsterziegen haben Probleme
Warner
Auch Monsterziegen haben Probleme
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… und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute. Kinderfilme machen es sich oft leicht und zeigen tadellose Helden mit Happy-End-Garantie. Wo die Wilden Kerle wohnen geht andere Wege und ist gerade deshalb für Kinder geeignet.

Eltern meinen es gut. Sie wollen nur das Beste für ihre Kinder und Widrigkeiten des Lebens so lange wie möglich von ihnen fern halten. Daher zeigen sie ihren Kindern phantastische Märchen, in denen die Helden immer gut und tugendhaft sind. Die Welt der Disney-Phantasie ist eine Welt ohne Probleme: Die Bösen sind wirklich böse und werden immer bestraft. Die Guten sind immer gut und bekommen am Ende die Prinzessin.

Filme und Bücher, die diesem Heile-Welt-Muster nicht folgen, stehen daher schnell in Verdacht, dem kindlichen Gemüt zu schaden. Dies wurde auch Maurice Sendak vorgeworfen, als er 1963 sein Kinderbuch Wo die wilden Kerle wohnen veröffentlichte. In 333 Wörtern erzählt er die Geschichte von Max, der von zuhause ausreist und auf die Insel der wilden Kerle flieht. Dort wohnen riesenhafte Wesen, die sowohl verspielt als auch bedrohlich sind. Ähnlich wie die Menschen tragen auch sie soziale Konflikte aus und Max muss lernen, dass auch Phantasiewelten nicht perfekt sind.

Die Kritiker bemängelten schon beim Buch das bedrohliche Szenario, das keineswegs kindgerecht sei. Bei der heute in die Kinos kommenden Adaption von Wo die wilden Kerle wohnen durch Spike Jonze (Being John Malkovich) wurde in den USA dieselbe Kritik wieder vorgebracht. Die deutschen Kritiker trauen den Kindern allerdings mehr zu.

Bettina Schuler vom Ray-Magazin schreibt: Wo die wilden Kerle wohnen “ist ein zauberhafter, fantasievoller Kinderfilm, der sich nicht scheut, einen problembehafteten Jungen, der seine Schwester lieber beißt, anstatt den Konflikt auf der verbalen Ebene mit ihr auszutragen, in den Mittelpunkt des Geschehens zu stellen.”

Christoph Huber von der österreichischen Presse stellt fest: “Vom Alternative-Rock-Soundtrack für Berufsjugendliche abgesehen, speist sich Jonzes nachgerade nachdenklicher Surrealismus aus einem Gefühl der Unsicherheit und einer Erfahrung von Vergänglichkeit, die manche früher machen als andere. […] 2005 begann der Dreh zu Wo die wilden Kerle wohnen, dem Studio war das Resultat angeblich zu verstörend, ein langes Hin und Her war die Folge. Vielleicht deswegen ist Jonzes Vision manchmal mehr mild als wild – aber treffend ist sie doch.”

Michael Meyns von Programmkino.de kritisiert Wo die wilden Kerle wohnen lediglich da, wo er sich von der Buchvorlage entfernt und zum Autorenfilm wird: “Immer wieder laden Jonze und Eggers diese zarte Geschichte allerdings mit ihren eigenen Neurosen auf, ihrem eigenen Außenseitertum, das sie im Lauf ihrer Karrieren zum Markenzeichen erhoben haben. […] Eine etwas bizarre Mischung also, eine nur bedingt gelungene Adaption, aber ein unbedingt sehenswerter Film.”

Lob kommt auch von offizieller Seite. Die Deutsche Film- und Medienbewertung gibt Wo die wilden Kerle wohnen das Prädikat besonders wertvoll und begründet ihre Entscheidung mit folgenden euphorischen Worten: “Traum- und Realwelt stehen in einem gut ausbalancierten, nachvollziehbaren Verhältnis und so wirkt die Verschmelzung der sehr unterschiedlichen Welten wie aus einem Guss. Für die Liebhaber der literarischen Vorlage besonders interessant, ist die werkgetreue Nähe der opulenten Ausstattung wie Maske und Kostüme und auch der Bauten. Hier stimmt einfach alles bis ins kleinste Detail. Bravo – bravissimo!”

Um sich selbst einen Eindruck zu machen, ist hier der Trailer zu Wo die wilden Kerle wohnen zu sehen:

Als Vergleich ist hier der Animationsfilm Where the Wild Things Are, der 1973 im Stil des Originals und mit dem Originaltext gedreht wurde:

Wenn Ihr jetzt Lust habt, Euch Wo die wilden Kerle wohnen allein oder mit Kindern anzusehen, dann könnt Ihr in unserem Kinoprogramm eine Vorstellung in Eurer Nähe finden.

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