Zu Besuch im Gefängnis nach Kafka-Art

13.01.2012 - 15:00 Uhr
Was zur Hölle ist das...? Heute kommt The Prisoner - Der Gefangene im TV.
AMC
Was zur Hölle ist das...? Heute kommt The Prisoner - Der Gefangene im TV.
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Im heutigen TV-Tipp geht es mal nicht um einen Film, sondern um eine Serie. Als Remake der englischen Kultserie Nummer 6 ist The Prisoner – Der Gefangene eine kafkaesque Thrillerserie mit Jim Caviezel.

Ich bin keine Nummer, ich bin ein freier Mensch!

Das wohl berühmteste Zitat aus dem Vorspann von Nummer 6 ist bezeichnend für den Irrsinn, dem uns auch das Remake The Prisoner – Der Gefangene aussetzt. Ein Mann (Jim Caviezel) wacht in einer Wüste auf und findet dort einem vor Wachen flüchtenden, alten Mann. Im Sterben befiehlt er dem Neuankömmling, den anderen im Dorf zu sagen, dass er entkommen sei. Das Dorf ist, wie der Mann, der später nur 6 genannt wird, ein Ort der Glückseligkeit und des 50er-Jahre-artigen Status Quo. Niemand weiß, wo sich das Dorf befindet oder was außerhalb des Dorfes noch ist. Viele interessiert es auch gar nicht.

Nur die Träumer, Menschen mit Erinnerungsfetzen, erahnen die mögliche Täuschung, werden aber als geisteskrank abgetan. Der mysteriöse 2 (Ian McKellen) scheint als Bürgermeister hinter allem zu stecken, so dass sich zwischen ihm und dem Zweifler 6 ein höflicher Kampf um den Glauben der Mitmenschen entfaltet. 6 will raus aus dem Dorf und an den Ort zurück, den er “New York” nennt. Bald muss er aber feststellen, dass 2 über mehr Macht verfügt, als vermutet.

The Prisoner – Der Gefangene ist ein wenig wie Lost mit seinen Rätselspielchen und das unterscheidet die sechsteilige Miniserie von ihrem Vorgänger. Niemand hat eine Ahnung, was hinter dem Dorf stecken könnte. In Nummer 6 war das anders. Dort hatte 6 (Patrick McGoohan) einen von Anfang an bekannten Namen, Michael, und war in seinem früheren Leben ein Geheimagent, der mit seinem messerscharfen Verstand ein selbstbewusster und würdiger Gegenspieler für 2 war. Jim Caviziel ist als 6 hingegen nahezu hilflos. Auch stilistisch gibt es starke Unterschiede. The Prisoner – Der Gefangene ist steril und streut nur dezent Elemente aus den 50er- oder 60er-Jahren ein. Die Sonne scheint dort die Seele zu erdrücken. Nummer 6 dagegen wirkte wie ein Beatles-Song, vielleicht I am the Walrus, auf einem Horrotrip. Beiden Serien gemein ist aber der surreale Grundton. Nichts ist bedrohlicher, als ein hüpfender, weicher und weißer Ball. Was soll das? Ich weiß es nicht, aber es macht mir verdammt nochmal Angst.

The Prisoner – Der Gefangene von Nick Hurran ist keineswegs mit Nummer 6 von und mit Patrick McGoohan zu vergleichen, weder inhaltlich noch qualitativ. Das mag aber auch dem extremen Kultstatus der Serie geschuldet sein. Nummer 6 hatte alles gesagt, für das Remake blieb nur eine Veränderung des Tons und der Prämisse übrig. Sonst hätte es überhaupt keine Daseinsberechtigung. Aber lasst euch nicht täuschen: Auch wenn die Serie im Vergleich mit dem Original nicht besteht, hat sie doch ihre ganz eigenen Reize. Nur werden die euch nicht so lange begleiten.

Heute im TV: The Prisoner – Der Gefangene
Wann: 23.20 Uhr
Wo: ZDFneo

Was läuft bei euch heute im Fernsehen?

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