Als ich
gestern nach Hause kam und die Nachricht las, ist in mir etwas
zusammengestürzt. Alan Rickman war schlimm, war ein Stück Kindheit, was ging.
David Bowie machte mich traurig. Aber bei Antons Tod saß ich zum ersten Mal bei
einer Todesnachricht dieses Jahr da und weinte und weinte.
Ich habe den neuen Star Trek
erst kurz vor Erscheinen des zweiten Teils mit 17 Jahren gesehen. Der Film schaffte es
irgendwie, meine Liebe zu Star Trek nach 10 Jahren wiederzubeleben. Und daran
war vor allem Anton nicht ganz unschuldig. Neben Scotty und Bones war er der
Charakter, zu dem ich am meisten Bezug fand, und der mir unglaublich ans Herz
wuchs. Ich war genauso alt wie Pavel Chekov, und konnte mich dank seiner
Darstellung so richtig mit ihm identifizieren, auch wenn ich nicht halb so
clever war. Anton machte aus dem vormals immer eher im Hintergrund stehenden
Chekov eine liebenswerte, smarte Bereicherung der Crew der Enterprise und wurde
mir zu einem Freund auf diesem Schiff. Und das, ohne seine oder Chekovs russische
Herkunft ins Lächerliche zu ziehen.
Anton spielte immer mit dieser Liebenswürdigkeit und seine Art, den smarten, aber irgendwie etwas verpeilt-nerdigen Typen von nebenan zu geben, machte ihn irgendwie besonders. Und das, ohne klischeehaft zu werden. So fühlte es sich zumindest für mich an. Und genau dadurch brachte er mir, dem Horrormeider und Angsthasen, ein neues Genre nahe, in dem er zwei wunderbar sympathische Rollen übernahm: Trashigen Splatter-Rom-Com-Salat. Ich kann es schlecht anders ausdrücken. Die Neuauflage Fright Night mit ihm und Colin Farrell überraschte mich sehr positiv, obwohl sie total dämlich ist. Und Burying the Ex war meiner Meinung nach ein ziemlich geniales Stück Arbeit. Nur Terminator: Salvation konnte er nicht alleine tragen und für mich attraktiv machen. Wie auch. Da konnte selbst er nichts ändern.
In den nicht
ganz so liebenswerten Rollen hatte er trotzdem eine frische, angenehme Art, zu
spielen. Darum steht Green Room seit den ersten Informationen dazu auf meiner
Liste. Aber ich glaube nicht, dass ich mich in nächster Zeit dazu überwinden
kann, ihn mir anzusehen.
Wenn ich
meinen Freunden erkläre, warum ich so niedergeschlagen bin, ist die erste Frage
nach der Erklärung fast immer: „Wie ist das denn passiert?“ Ich komme nicht
umhin, mich zu fragen, was das für eine Rolle spielt. Wie er gestorben ist,
ändert doch nichts an der schrecklichen Tatsache selbst. Es ist ein gewisser
Trost und spricht für den Menschen Anton Yelchin, dass es nicht schon wieder
eine Drogenüberdosis oder ein Suizid war. Aber letztendlich bleibt die
unumstößliche Tatsache dieselbe.
Bei fortlaufenden Reihen und gerade im
Filmgeschäft beschleicht einen manchmal dieses seltsam sichere Gefühl, dass
manche Rollen für immer diese eine Person sein werden. Man hat ein Stück heimelige
Gewissheit in dem Glauben, dass jemand wie Anton Yelchin auf ewig seine Rolle des Pavel
Chekov sein kann, egal wie viele Star Trek-Filme noch kommen werden. Aber
dieses Für Immer ist nicht selten ein Trugschluss.
Vor Schicksalsschlägen
bleibt gerade die Traumfabrik nicht verschont. Eigentlich eher im Gegenteil.
Aber trotzdem wünsche ich mir so sehr, Anton hätte noch länger spielen können,
hätte noch mehr von sich zeigen können, und hätte einfach ein richtiges Leben
führen können.
Und dass er ein Mensch war, von dem ich mir nie anmaßen würde,
ihn gekannt zu haben, der technisch gesehen ein Fremder war, für alle von uns –
das ändert nichts daran, dass ich wirklich um ihn trauere.
Ich wünsche seiner Familie alle Kraft der Welt, um diesen Horror zu bewältigen und verabschiede mich von einem meiner liebsten Jungschauspieler. Und das wird er auf immer bleiben.