Heute startet ein beklemmendes Meisterwerk im Kino, auf das wir seit 6 Monaten warten: 2 Schauspielgrößen geben alles

30.05.2024 - 13:00 UhrVor 11 Monaten aktualisiert
Natalie Portman in May DecemberWild Bunch
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In May December liefern sich Natalie Portman und Julianne Moore ein meisterhaftes Schauspielduell. Das Melodrama von Carol-Regisseur Todd Haynes läuft ab sofort im Kino.

Nachdem May December letztes Jahr bei den Filmfestspielen in Cannes seine Premiere feierte, startete das Melodrama bereits Anfang Dezember in zahlreichen Ländern auf Netflix ‒ darunter in den USA, Großbritannien und Australien. Hierzulande blieb lange ungewiss, wann wir das neueste Werk von Carol-Regisseur Todd Haynes zu Gesicht bekommen würden ‒ und ob das auf der kleinen oder großen Leinwand geschehen sollte.

Umso überraschender ‒ und angelehnt an den Filmtitel umso treffender ‒, dass uns der Film nun knapp sechs Monate nach seinem ausländischen Streaming-Start im Dezember noch im Mai in Deutschland im Kino erreicht. Und May December gehört wahrlich auf die große Leinwand. Denn das Schauspielduell von Julianne Moore und Natalie Portman weiß so noch einmal eindrücklicher zu wirken ‒ und uns noch beklemmender und atemloser zurückzulassen.

23 Jahre Altersunterschied: Darum geht es in May December mit Julianne Moore und Natalie Portman

Hollywood-Schauspielerin Elizabeth Berry (Portman) nimmt sich für ihr nächstes großes Projekt eine Verfilmung der wahren Geschichte um das Paar Gracie (Moore) und Joe (Charles Melton) vor, in welcher sie in die Rolle von Gracie schlüpft. Um das möglichst authentisch zu tun, reist sie nach Savannah, Georgia und begleitet das Ehepaar für mehrere Wochen im Alltag.

Elizabeth versucht, den Skandal zu verstehen, der Gracie und Joe vor über 20 Jahren in ihrer Kleinstadt umtrieb. Denn die beiden kamen zusammen, als Joe gerade einmal 13 Jahre alt war und Gracie eine 36-jährige Mutter. Viele Jahre später fristen sie ein ruhiges Leben mit ihren Kindern in einem Haus am See. Doch Elizabeths Erscheinen reißt langsam aber sicher alte Wunden auf, die irreversible Folgen haben.

Kontroverses Thema selten so meisterhaft beleuchtet ‒ und noch besser gespielt

May December basiert lose auf der wahren Geschichte um die US-amerikanische Lehrerin Mary Kay Letourneau, die mit 34 Jahren eine sexuelle Beziehung mit ihrem zwölfjährigen Schüler Vili Fualaa einging und diesen Jahre später heiratete, nachdem sie mit einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde. Samy Burch und Alex Mechanik erweiterten die Story für den Film und wurden bei der diesjährigen Oscarverleihung für das Beste Originaldrehbuch nominiert.

Um sich so einem schwierigen wie kontroversen Thema anzunehmen, braucht es von allen Beteiligten höchstes Feingefühl. Mit Todd Haynes als Regisseur, dem wir bereits emotionale und eindrückliche Werke wie Dem Himmel so fern oder Carol zu verdanken haben, wurde schließlich die perfekte Instanz hinter der Kamera gefunden, nachdem Natalie Portman zunächst selbst auf dem Regiestuhl platz nehmen sollte.

In May December entfacht Haynes nun ein großes Melodrama, in dem sich die Dreiecksbeziehung zwischen Gracie, Elizabeth und Joe voller Kitsch und Soap, aber auch Beklemmung und Ambivalenz entspinnt. Gemeinsam mit Elizabeth dringt auch das Publikum immer tiefer in die Geheimnisse des skandalträchtigen Paares ein und sucht nach schwarzen und weißen Antworten ‒ doch ganz so einfach ist das natürlich nicht.

Immer wieder spielt uns der Film Streiche, zieht uns in die eine oder andere Richtung und nimmt uns mit seinen unterschiedlichen Figuren für sich ein, deren tiefsitzende Traumata ihnen in jeder Geste und jedem Blick abzulesen scheinen, nur um uns dann wieder von ihnen wegzustoßen.

Nicht nur Portman in ihrer extremen Meta-Rolle als Schauspielerin, die versucht ihre Figur zu verinnerlichen und sich dabei fast schon fetischisierend an ihrem Subjekt ergötzt. Auch Moore und der aus Riverdale bekannte Newcomer Melton als gebeutelte Resultate einer persönlichen Geschichte, die in der Zeit stehen geblieben scheinen, liefern hier ganz große Schauspielkunst. Ganz so schnell wird man sie nicht vergessen.

Was bleibt, ist ein mitreißendes und schockierendes Psychogramm mit Performances, die man nur noch selten im Kino zu sehen bekommt. Zum Glück läuft May December ab sofort (Filmstart: 30. Mai 2024) im Lichtspielhaus eures Vertrauens.

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